Ich glaube, gerade beim Thema Red Bull gibt es 2 Kategorien (natürlich gibt es auch Graustufen): Die "Fussball-Liebhaber", die das Spiel an sich lieben, die schönen Fussball sehen wollen, die sich aber wenig bis gar nicht für andere Bereiche der Fussballkultur interessieren. Und man muss schon zugeben, dass rein qualitativ Red Bull momentan gross auftrumpft und attraktiven und berauschenden Fussball zeigt. Diese Kategorie nimmt das Konstrukt Red Bull so hin wie es ist, hauptsache sie werden auf dem Feld unterhalten. Das ist auch nicht abwertend gemeint, das sind dann aber auch oft diejenigen, die keinen CH-Fussball schauen sondern nur Premier League und Bundesliga, weil ja die Superleague eine Gurkenliga ist und das scheiss Fussball ist. Gleichzeitig regen sie sich dann auf, dass der Schweizer Fussball international stagniert. Geht mir persönlich auf den Sack, aber ich kann es gut akzeptieren und möchte auch niemanden "bekehren", obwohl ich zur zweiten Kategorie gehöre:
Die "Fussballromantiker", die das Konstrukt Red Bull verteufeln und ablehnen. Diese sind nur bedingt Fussballfan wegen dem Geschehen auf dem Platz, sondern wegen der vielen verschiedenen anderen Faktoren: Fankultur, Geschichte, Identität, Tradition etc. Und das hat man halt bei einem Verein wie den Dosen alles nicht. Man kann von dem Konstrukt halten was man will, und dass der Kommerz und der Ausverkauf des Fussballs nicht nur bei Red Bull stattfindet, ist auch Tatsache. Aber meiner Meinung nach kann ist es höchst verwerflich, was Red Bull sich alles erlauben kann/darf.
Ich persönlich bin klar gegen Red Bull, eben auch weil ich Fussball-Romantiker bin. Meine "Fussball-Sozialisierung" hat in den 90gern angefangen, mein Vater hat mit Fussball nicht viel am Hut, ab und zu durfte ich Abends Champions League schauen, aber das hat mich emotional nicht wirklich berührt. Ganz anders war es dann mit dem FCZ, als ich mit meinem besten Kumpel und seinem Vater mit in den Letzi durfte. Das waren Spiele in der Auf-/Abstiegsrunde, auswärts in Baden oder zu Hause vor 3'000 Zuschauern gegen Yverdon, und das hat mich dann richtig gepackt, weil ich eine Energie, eine Kultur, eine Geschichte und eine Tradition gespürt habe. Für mich ist dies ein Kernpunkt des Fan-Seins - was wäre der FCZ ohne Persönlichkeiten wie Nägeli, Hotz, Kuhn, Künzli, was wäre der FCZ ohne Geschichten wie dem Stier Maradona, der Entführung von Rafael oder der "Fenster-Flucht" von Ponte. Was wäre der FCZ ohne den 13.Mai, ohne die UEFA-Cup-Saison gegen Celtic und Roma, ohne die Halbfinals gegen Real und Liverpool? All das macht den FCZ und allgemein einen "wahren" Fussballclub aus, und all das kann ein Konstrukt wie Red Bull nicht bieten.
Wie gesagt, das ist meine Ansicht, ich kann lasse aber jedem seine eigene Meinung dazu. Ich hoffe einfach, dass sich dies nicht manifestiert, dass wir dann in 10 oder 20 Jahren einen Meisterschaftskampf zwischen Red Bull, Nestle und McDonalds haben.