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Gha_Züri
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Re: Medien

Beitragvon Gha_Züri » 03.01.20 @ 14:58

Als Stuttgart nach Weihnachten einen neuen Trainer sucht, steht auch FCZ-Coach Ludovic Magnin auf der Liste. Aber beim Trainingsauftakt in Zürich ist das für Magnin kein grosses Thema.

Mit nur zwölf Feldspielern startet der FCZ auf dem Kunstrasen in Zürich-Schwamendingen in die Vorbereitung – die andere Mannschaftshälfte absolviert in der Schulthess-Klinik Leistungstests. Am Samstag rotieren die Gruppen.

Auf dem Heerenschürli aber wie gehabt mit dabei: FCZ-Trainer Ludovic Magnin (40). Der ehemalige Stuttgarter Meisterspieler stand nach Weihnachten beim VfB auf der Kandidatenliste. Nach BLICK-Informationen gab es Kontakt. Mit Thomas Hitzlsperger ist ein ehemaliger Teamkollege Vorstandsvorsitzender beim 2.-Bundesliga-Dritten. Doch an Silvester entschieden sich die Schwaben für US-Italiener Pellegrino Matarazzo.

Magnin, der die Zürcher nach einem harzigen Saisonstart in die Spur und auf Rang 4 brachte, bleibt dem FCZ erhalten. Er sagt nach der ersten Einheit 2020 zum VfB-Interesse aber nur: «Da kann ich nichts kommentieren. Ich hatte schöne Skiferien im Familien-Chalet im Waadtland und im Pizol, der Heimat meiner Frau. Und nun bin ich hier beim Trainingsstart vom FC Zürich.»

«Bin froh, dass nicht alles bekannt wird»
Sein Vertrag dürfte nun bald verlängert werden. Auf Nachfrage stellt Magnin fest, dass er Gerüchte und Social-Media-Kommentare – seien es Entlassungsforderungen oder Wechselmeldungen – richtig einordnen könne. Aber er sagt dann doch auch noch: «Ich bin froh, dass nicht alles bekannt wird, was hinter den Kulissen läuft. Sonst gäbe es über jeden Trainer jede Woche eine Story.»

Der FCZ-Coach ist also geblieben – und bisher alle Spieler auch. Das soll nach der Erfahrung vor Jahresfrist, als sich Zürich mit dem Verkauf von Captain Victor Palsson schwächte, auch so bleiben. Magnin: «Wir wollen Konstanz und nicht die Fehler vom letzten Winter wiederholen!»

Quelle: Blöck

Der letzte Satz scheint mir der Wichtigste zu sein. Ich hoffe wirklich nicht, dass wir uns wieder selber schwächen mit z.B. einem frühzeitigen Abgang von Rüegg oder Omeragic.
"You can't find the sun in a locked room" - Ghassan Kanafani

Cillo: "...da bekomme ich Vögel. Da bekomme ich VÖGEL!!!"


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spitzkicker
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Re: Medien

Beitragvon spitzkicker » 04.01.20 @ 8:46

Aus dem Tagi vom 4. Januar. Den Unterschied zwischen Hirslanden- und Schulthess-Klinik ist offenbar an der Werdstrasse nicht bekannt...

Marco Keller

Das Netz beim Minitor ist nicht mehr in bestem Zustand. Ludovic Magnin richtet es notdürftig, aber als ein Offensivmann bei einer Übung das kleine Ziel relativ klar verfehlt, mag sich der Trainer den Spruch nicht verkneifen: «Du brauchst sowieso kein Netz.»

Die Laune ist gut, passend zu den wärmenden Sonnenstrahlen, welche die erste Übungseinheit des neuen Jahrzehnts im Heerenschürli begleiten. Dass aber kein Spieler ins Träumen gerät, dafür sorgt schon das beeindruckende Stimmvolumen von Assistenztrainer Alfons Higl, der dirigiert, lobt und fordert.

Das Team ist für die ersten Trainings zweigeteilt. 12 Feldspieler und die Torhüter üben auf dem Kunstrasen, die anderen Spieler sind bei Leistungstests in der Hirslanden-Klinik. Was man als Pflichtübung verstehen könnte, ist für Magnin sehr wichtig: «Wir haben teamintern ein paar Sachen abgemacht, schliesslich wollen wir jetzt ernten, was wir im Herbst gesät haben.» Dabei geht es ihm nicht um das Physische allein, schliesslich könne man in den drei Wochen seit Beginn der Weihnachtsferien gar nicht so viel verloren haben: «Entscheidend ist das Mentale. Ich erwarte, dass die Spieler nicht zufrieden sind, sondern mit der gleichen Zielstrebigkeit spielen wie in den letzten Monaten.»

Neue Gesichter sind nicht dabei, im Gegensatz zu anderen Vereinenwar es beim FCZ bisher sehr ruhig. «Die Festtage waren lang. Viele Sportchefs haben gegessen und Party gemacht», scherzt Magnin und sagt dann ernster: «In den nächsten zehn Tagen wird die Aktivität sicher zunehmen.» Auf ein bis zwei Positionen würden sich auch die Zürcher gerne verstärken, im Vergleich zum Vorjahr werden sich die Rochaden aber in Grenzen halten. «Wir haben damals im Winter den Captain verkauft (Victor Palsson, Red.) und ein paar Änderungen vollzogen. Jetzt wollen wir mehr Kontinuität.»

Magnin sagt es unaufgeregt, und auch die Selbstkritik passt gut. Der 40-Jährige kann sie sich erlauben: In den letzten Monaten hat er die Gewissheit erhalten, als Trainer auf dem richtigen Weg zu sein. Einerseits durch die Resultate im Herbst, andererseits durch das Interesse eines Traditionsvereins wie des VfB Stuttgart an seiner Person. «Dazu habe ich nichts zu kommentieren», sagt er und schmunzelt, «ich hatte gute Ferien, war Skifahren und bin nun beim Trainingsstart des FCZ.»

Auch die Meldungen, dass sich Defensivjuwel Becir Omeragic im Visier der AC Milan befinden soll, wollte er nicht überbewerten: «Ich glaube weniger, was ich in der Presse lese, als Sie selber.»

«Sonst kippt es»

Der Konkurrenzkampf wird in jedem Fall angeheizt. Hekuran Kryeziu und Adrian Winter stehen nach dreivierteljähriger Verletzungspause wegen Kreuzbandrissen vor ihrem Comeback. «Sie sind wie zwei Zuzüge für uns», sagt Magnin, «beide sind hervorragende Fussballer und tolle Typen. Ich weiss, dass ich auf sie zählen kann.»

Am Montag steht mit dem nicht öffentlichen Spiel in Schaffhausen ein erster Test an, am Mittwoch erfolgt der Abflug ins Trainingslager in die Türkei. Dort wird Magnin neben den fussballtechnischen Ideen auch sein wichtigstes Credo für die Rückrunde vermitteln: «Wir dürfen uns nicht von der Aussenwelt beeinflussen lassen und nie zufrieden sein. Sonst kippt es in die andere Richtung.»

schwizermeischterfcz
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Re: Medien

Beitragvon schwizermeischterfcz » 09.01.20 @ 19:15

Die Stimmung im Trainingslager scheint gut zu sein:
Aber Achtung, je stärker in den letzten Jahren die gute Stimmung betont wurde, desto miserabler wurde die Rückrunde bzw. zumindest der Rückrundenstart
https://instagram.com/stories/denis_pop ... 1k7q1o90pp
Dijbril Sow: „Steven Zuber spielt auch mit mir in Frankfurt, aber der ist ein Hopper, das machts etwas schwierig“

Kollegah
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Re: Medien

Beitragvon Kollegah » 16.01.20 @ 1:47

https://m.tagesanzeiger.ch/articles/26588176

Kann jemand den Artikel über Tosin posten? Danke!

alpöii
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Re: Medien

Beitragvon alpöii » 16.01.20 @ 6:36

Kollegah hat geschrieben:https://m.tagesanzeiger.ch/articles/26588176
Kann jemand den Artikel über Tosin posten? Danke!


Et voila:
Die Geschichte beginnt in Benin, und sie handelt von einem jungen Mann, der als Bub auf der Strasse kickte und gut war. Und der sich wünschte, dass sein Vater ihm zugeschaut hätte, was er mit dem Ball alles anstellen kann, wie er Tore schiesst und jubelt. Aber der Vater liess sich nie blicken, er sagte dem Sohn: «Wenn du einmal in Europa spielst, reise ich zu dir.»

Aiyegun heisst der Bub, Tosin mit Nachname, ein Nigerianer, der im benachbarten Benin aufwächst. Seine Mutter stammt von dort. Zwei Brüder hat er, eine Schwester, er lernt, mit wenig auszukommen, aber er hat grosse Träume. Er ist damit nicht allein in Afrika, und doch sieht er keinen Grund, sich ausreden zu lassen, dass er eines Tages mit Fussball so viel Geld verdient, um auch der Familie ein gutes Leben zu ermöglichen. Er bewundert Xavi und den FC Barcelona, und er setzt sich in den Kopf: «Ich muss es schaffen.»

Tosin erzählt, er ist jetzt nicht mehr in Benin, sondern in der Südtürkei, der 21-Jährige sitzt in der Lobby eines Hotels am Strand von Lara bei Antalya. Er ist Stürmer des FC Zürich, hat einen Vertrag bis 2023 und einen Lohn, der hoch genug ist, um seiner Mutter ein schönes Auto zu kaufen und in seiner west­afrikanischen Heimat ein Haus zu bauen. Tosin kommt gerade vom Training, und eigentlich ruht er sich selten aus. Er sagt: «Ich habe nie frei, ich will das nicht. Weil mein Weg nicht zu Ende ist. Mein Hunger ist noch lange nicht gestillt.»

«Tosin hat einen Instinkt, den man so nicht erlernen kann.»Ludovic Magnin, FCZ-Trainer

Als Kind hat Tosin keine Möglichkeit, in einem Club zu spielen. Mit Kollegen bildet er eine Mannschaft, manchmal finden Turniere statt, und der Sieger erhält Medaillen. Tosin fällt Spähern auf, er soll gefördert werden. In der BES Academy von Cotonou bekommt er einen Platz, entwickelt sich gut und verlässt bald als Teenager seine vertraute Umgebung in Benin. Mit 16 zieht er nach Nigeria, um in der Akademie Real Sapphire weiterzulernen. Dort, in Lagos, herrschen strenge Sitten. Wer den Ansprüchen nicht genügt, muss gehen. Wer ein vielversprechendes Talent ist, wird vielleicht mit einem Flugticket nach Europa belohnt.

Tosin ist einer dieser jungen Fussballer, die der Akademie Ansehen und Geld eintragen können. Und darum einer der Auserwählten.

Einen Tag vergisst er nie

Es ist der 25. Juli 2016, als er aufbricht, das Datum wird er nie vergessen. Berlin ist das Ziel, aber bevor die Reise losgeht, erhält er eine traurige Nachricht: Sein Vater, der krank war, ist gestorben. Aiyegun Tosin ringt mit sich, ihn quälen Gedanken: Was soll ich tun? Daheim bleiben bis nach der Beerdigung? Bekomme ich noch einmal ein Flugticket, noch einmal eine Chance? Gefährdet es vielleicht die Karriere? Und hat nicht der Vater ihm immer gesagt, er solle mit aller Konsequenz seinen Weg gehen?

«Mein Vater hat mir beigebracht, stark und mutig zu sein.»Aiyegun Tosin

Er spürt die Unterstützung seiner Familie, seiner Mutter, sie sind stolz, dass er es überhaupt so weit gebracht hat, dass er in Deutschland erwartet wird. Also geht er. Mit 18 Jahren. Und tausend Gedanken im Kopf. Er ist Teil einer Gruppe, in der sich alle danach sehnen, einen Vertrag zu erhalten. Irgendwo. Sechs Monate ist sein Visum gültig. In dieser Zeit muss es mit dem Durchbruch klappen.

Er trainiert in Berlin bei Rathenow, einem Amateurclub und tastet sich langsam an einen anderen Alltag heran, eine neue Mentalität, er sagt: «Ich musste zuerst erleben, wie das in Europa eigentlich ist.» Nach einem Monat hat der Agent der Akademie aus Nigeria eine neue Destination: Malta. Dort fängt das Spiel von vorne an: trainieren, sich aufdrängen, hoffen. Am Schluss: wieder nichts. Aber aufgeben? Niemals! Tosin hat ja einen Traum, und er erinnert sich oft an seinen Vater: «Er hat mir beigebracht, stark und mutig zu sein.»

Seit August ist Tosin Vater

Die nächste Station ist die Slowakei, Tosin bleibt für ein paar Wochen dort. Und er denkt sich auch nicht viel, als der Manager ihm mitteilt, nun sei Lettland an der Reihe. Lettland – wo auch immer das ist. Die meisten seiner Kollegen, die mit ihm im Sommer nach Deutschland geflogen waren, sind gescheitert und längst wieder in Afrika.

Ende 2016 ist das. Aber für Tosin beginnt ein guter Abschnitt bei FK Ventspils. Die Kälte im Winter setzt ihm zwar zu, aber er leidet nur wegen der Temperaturen. Heimweh kennt er nicht, er schätzt die Schönheiten der Hafenstadt, und vor allem hat er jetzt einen Vertrag. Endlich. Er ist ein kräftiger, schneller Mann, und bald ein wichtiger Faktor in der Mannschaft.

Am 14. Dezember gegen den FC St. Gallen erzielte Tosin sein drittes Tor für die Zürcher. (Bild: Keystone)

Im April 2019 wird der FCZ auf ihn aufmerksam, wartet aber bis Anfang September, bis er rund 300 000 Franken nach Lettland überweist und Tosin bekommt. Die Schweiz also. Wieder etwas Neues. Aber das spielt für ihn keine Rolle. Er zieht nach Zürich mit seiner Frau, einer Lettin, am 5. August werden sie Eltern einer Tochter. Tosin wohnt in der Stadt, unweit von Sportchef Thomas Bickel, und gewöhnt sich rasch an die neue Umgebung.

Tosin ist Offensivspieler, zu Spektakulärem fähig wie Ende Oktober beim 3:2 gegen Basel. Er ist meistens am Flügel unterwegs, und er hat einen Instinkt, «den man so nicht erlernen kann», sagt sein Trainer Ludovic Magnin: «Aiyegun hat den Fussball im Blut.» Und: «Er ist respektvoll im Umgang mit seinen Mitmenschen und dankbar für die Chance, die wir ihm gegeben haben.» Tosin will nicht enttäuschen, nicht seine Familie, nicht die Leute beim FCZ. Er lernt Deutsch und hält es für seine Pflicht, auch dann zu arbeiten, wenn der Trainer den Spielern eine Pause gibt. Eifrig ist er immer schon gewesen, wenn es um Fussball geht. Aber er ist noch disziplinierter geworden, «ein halber Europäer», sagt er. Und grinst zufrieden.

Bickels schöne Prognose

Für den FCZ hat er bis jetzt drei Tore erzielt, das erste gleich bei seinem Debüt in der 7. Runde gegen Thun. 2020 sollen ganz viele dazukommen. Thomas Bickel erwartet «den nächsten Schritt». Der Sportchef sieht den Spieler immer noch in der Ausbildung, «aber wenn er so weitermacht, ist er einer für die Bundesliga». Es wäre eine dieser Bühnen, von denen der kleine Aiyegun in seiner Kindheit geträumt hat. Und würde seiner Geschichte fast einen kitschigen Anstrich geben.

Kollegah
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Re: Medien

Beitragvon Kollegah » 16.01.20 @ 8:23

Kollegah hat geschrieben:https://m.tagesanzeiger.ch/articles/26588176

Kann jemand den Artikel über Tosin posten? Danke!

alpöii hat geschrieben:
Kollegah hat geschrieben:https://m.tagesanzeiger.ch/articles/26588176
Kann jemand den Artikel über Tosin posten? Danke!


Et voila:
Die Geschichte beginnt in Benin, und sie handelt von einem jungen Mann, der als Bub auf der Strasse kickte und gut war. Und der sich wünschte, dass sein Vater ihm zugeschaut hätte, was er mit dem Ball alles anstellen kann, wie er Tore schiesst und jubelt. Aber der Vater liess sich nie blicken, er sagte dem Sohn: «Wenn du einmal in Europa spielst, reise ich zu dir.»

Aiyegun heisst der Bub, Tosin mit Nachname, ein Nigerianer, der im benachbarten Benin aufwächst. Seine Mutter stammt von dort. Zwei Brüder hat er, eine Schwester, er lernt, mit wenig auszukommen, aber er hat grosse Träume. Er ist damit nicht allein in Afrika, und doch sieht er keinen Grund, sich ausreden zu lassen, dass er eines Tages mit Fussball so viel Geld verdient, um auch der Familie ein gutes Leben zu ermöglichen. Er bewundert Xavi und den FC Barcelona, und er setzt sich in den Kopf: «Ich muss es schaffen.»

Tosin erzählt, er ist jetzt nicht mehr in Benin, sondern in der Südtürkei, der 21-Jährige sitzt in der Lobby eines Hotels am Strand von Lara bei Antalya. Er ist Stürmer des FC Zürich, hat einen Vertrag bis 2023 und einen Lohn, der hoch genug ist, um seiner Mutter ein schönes Auto zu kaufen und in seiner west­afrikanischen Heimat ein Haus zu bauen. Tosin kommt gerade vom Training, und eigentlich ruht er sich selten aus. Er sagt: «Ich habe nie frei, ich will das nicht. Weil mein Weg nicht zu Ende ist. Mein Hunger ist noch lange nicht gestillt.»

«Tosin hat einen Instinkt, den man so nicht erlernen kann.»Ludovic Magnin, FCZ-Trainer

Als Kind hat Tosin keine Möglichkeit, in einem Club zu spielen. Mit Kollegen bildet er eine Mannschaft, manchmal finden Turniere statt, und der Sieger erhält Medaillen. Tosin fällt Spähern auf, er soll gefördert werden. In der BES Academy von Cotonou bekommt er einen Platz, entwickelt sich gut und verlässt bald als Teenager seine vertraute Umgebung in Benin. Mit 16 zieht er nach Nigeria, um in der Akademie Real Sapphire weiterzulernen. Dort, in Lagos, herrschen strenge Sitten. Wer den Ansprüchen nicht genügt, muss gehen. Wer ein vielversprechendes Talent ist, wird vielleicht mit einem Flugticket nach Europa belohnt.

Tosin ist einer dieser jungen Fussballer, die der Akademie Ansehen und Geld eintragen können. Und darum einer der Auserwählten.

Einen Tag vergisst er nie

Es ist der 25. Juli 2016, als er aufbricht, das Datum wird er nie vergessen. Berlin ist das Ziel, aber bevor die Reise losgeht, erhält er eine traurige Nachricht: Sein Vater, der krank war, ist gestorben. Aiyegun Tosin ringt mit sich, ihn quälen Gedanken: Was soll ich tun? Daheim bleiben bis nach der Beerdigung? Bekomme ich noch einmal ein Flugticket, noch einmal eine Chance? Gefährdet es vielleicht die Karriere? Und hat nicht der Vater ihm immer gesagt, er solle mit aller Konsequenz seinen Weg gehen?

«Mein Vater hat mir beigebracht, stark und mutig zu sein.»Aiyegun Tosin

Er spürt die Unterstützung seiner Familie, seiner Mutter, sie sind stolz, dass er es überhaupt so weit gebracht hat, dass er in Deutschland erwartet wird. Also geht er. Mit 18 Jahren. Und tausend Gedanken im Kopf. Er ist Teil einer Gruppe, in der sich alle danach sehnen, einen Vertrag zu erhalten. Irgendwo. Sechs Monate ist sein Visum gültig. In dieser Zeit muss es mit dem Durchbruch klappen.

Er trainiert in Berlin bei Rathenow, einem Amateurclub und tastet sich langsam an einen anderen Alltag heran, eine neue Mentalität, er sagt: «Ich musste zuerst erleben, wie das in Europa eigentlich ist.» Nach einem Monat hat der Agent der Akademie aus Nigeria eine neue Destination: Malta. Dort fängt das Spiel von vorne an: trainieren, sich aufdrängen, hoffen. Am Schluss: wieder nichts. Aber aufgeben? Niemals! Tosin hat ja einen Traum, und er erinnert sich oft an seinen Vater: «Er hat mir beigebracht, stark und mutig zu sein.»

Seit August ist Tosin Vater

Die nächste Station ist die Slowakei, Tosin bleibt für ein paar Wochen dort. Und er denkt sich auch nicht viel, als der Manager ihm mitteilt, nun sei Lettland an der Reihe. Lettland – wo auch immer das ist. Die meisten seiner Kollegen, die mit ihm im Sommer nach Deutschland geflogen waren, sind gescheitert und längst wieder in Afrika.

Ende 2016 ist das. Aber für Tosin beginnt ein guter Abschnitt bei FK Ventspils. Die Kälte im Winter setzt ihm zwar zu, aber er leidet nur wegen der Temperaturen. Heimweh kennt er nicht, er schätzt die Schönheiten der Hafenstadt, und vor allem hat er jetzt einen Vertrag. Endlich. Er ist ein kräftiger, schneller Mann, und bald ein wichtiger Faktor in der Mannschaft.

Am 14. Dezember gegen den FC St. Gallen erzielte Tosin sein drittes Tor für die Zürcher. (Bild: Keystone)

Im April 2019 wird der FCZ auf ihn aufmerksam, wartet aber bis Anfang September, bis er rund 300 000 Franken nach Lettland überweist und Tosin bekommt. Die Schweiz also. Wieder etwas Neues. Aber das spielt für ihn keine Rolle. Er zieht nach Zürich mit seiner Frau, einer Lettin, am 5. August werden sie Eltern einer Tochter. Tosin wohnt in der Stadt, unweit von Sportchef Thomas Bickel, und gewöhnt sich rasch an die neue Umgebung.

Tosin ist Offensivspieler, zu Spektakulärem fähig wie Ende Oktober beim 3:2 gegen Basel. Er ist meistens am Flügel unterwegs, und er hat einen Instinkt, «den man so nicht erlernen kann», sagt sein Trainer Ludovic Magnin: «Aiyegun hat den Fussball im Blut.» Und: «Er ist respektvoll im Umgang mit seinen Mitmenschen und dankbar für die Chance, die wir ihm gegeben haben.» Tosin will nicht enttäuschen, nicht seine Familie, nicht die Leute beim FCZ. Er lernt Deutsch und hält es für seine Pflicht, auch dann zu arbeiten, wenn der Trainer den Spielern eine Pause gibt. Eifrig ist er immer schon gewesen, wenn es um Fussball geht. Aber er ist noch disziplinierter geworden, «ein halber Europäer», sagt er. Und grinst zufrieden.

Bickels schöne Prognose

Für den FCZ hat er bis jetzt drei Tore erzielt, das erste gleich bei seinem Debüt in der 7. Runde gegen Thun. 2020 sollen ganz viele dazukommen. Thomas Bickel erwartet «den nächsten Schritt». Der Sportchef sieht den Spieler immer noch in der Ausbildung, «aber wenn er so weitermacht, ist er einer für die Bundesliga». Es wäre eine dieser Bühnen, von denen der kleine Aiyegun in seiner Kindheit geträumt hat. Und würde seiner Geschichte fast einen kitschigen Anstrich geben.

Danke!!

Charlie Brown
ich bin än mönch, sorry.
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Re: Medien

Beitragvon Charlie Brown » 16.01.20 @ 11:17

bin gestern mit ihm Bus gefahren und habe mich gewundert, warum er französisch spricht, aber das liegt wohl an Benin. Merci für den Bericht.
Sektion: gestrählt & gebügelt
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