Wenn es so bleibt, wie es aktuell ist, dann ist sicherlich mal sehr positiv, dass die jungen nachrückenden Spielerinnen zu mehr Einsatzzeiten kommen. Der FCZ hat ja als einziger Klub eine U21 und diese spielt seit Jahren in der Nationalliga B an der Spitze mit. Auch letzte Saison wieder auf dem dritten Platz. Eigentlich sollten jede Saison zwei bis drei Spielerinnen aus der U21 eine echte Chance in der 1. Mannschaft erhalten, was in den letzten Jahren aber nie der Fall war. Es haben fast ausschliesslich die erfahreneren / langjährigen Spielerinnen gespielt. Für die Entwicklung von sehr guten Talenten wie Seraina Piubel oder vor allem Malin Gut war das schlecht. Was der Grund war, dass man sich nicht mehr getraut hat, erfahrenere Spielerinnen etwas mehr draussen zu lassen, weiss ich nicht. Das sollte jetzt anders werden.
Der FCZ hat mit Martina Moser immer noch die beste Spielerin der Liga. Wenn man sich ihre Rückrundenform anschaut, dann ist es trotz ihrer 33 Jahre gut möglich, dass sie auch nächste Saison zur besten Akteurin der NLA werden wird. Sie wird mit einer noch jüngeren Mannschaft um sich rum die Führungsrolle noch stärker wahrnehmen. Riana Fischer wird in der Abwehrreihe wohl die Führungsrolle von der abgewanderten Caroline Abbé übernehmen. Cinzia Zehnder hat zuletzt gezeigt, dass die Rolle in der Innenverteidigung ihr mittlerweile sehr gut liegen würde. Lorena Baumann hat auf der Aussenverteidigerposition zuletzt mit Kampfgeist überzeugt und war nicht schlechter als die nach Freiburg gewechselte Mégroz. Vier Wechsel in Top-Ligen (Mégroz, Mauron, Sow, Herzog) sind sicherlich eine schöne Auszeichnung für die Arbeit beim FCZ.
Onyinyechi Zogg hat in der Innenverteidigung bei YB interessante Ansätze gezeigt, ist schnell und kampfstark, aber manchmal noch etwas überhastet. Kim Dubs war in der Schweiz eher Mitläuferin und im College-Fussball der US machen die Spielerinnen meist nicht allzu grosse Fortschritte. Vanesa Hoti ist auch eher eine Mitläuferin. Ljustina und Andrade gehörten letzte Saison zu den besten Torschützinnen der NLB. YB hat zur Zeit aber die bessere Pipeline bei den jungen Spielerinnen. Am Youth Cup sind sie nach dem Vorjahressieg diesmal Zweite geworden und die U19 zum dritten Mal in Folge Schweizer Meister. Letzteres liegt auch daran, dass die besten Zürcher U19-Spielerinnen eben in der U21 spielen, aber auch das zum grössten Teil aus U21-Spielerinnen (plus 1. Mannschaft und U19) bestehende Youth Cup-Team wurde nur Fünfter. Auf der Torhüterposition ist mit Livia Peng eine 17-jährige offenbar als die neue Nummer 1 vorgesehen! Das ist sicherlich eine wesentliche Änderung zu den letzten Jahren.
Die Spielweise der Mannschaft wird sich sicherlich etwas ändern, man wird mehr Geduld mitbringen müssen. Trotzdem kann auch dieses Team Schweizer Meister werden und gehört weiterhin zu den Top-Favoriten. Aber es wird höchstwahrscheinlich deutlich enger und könnte eine so hohe Ausgeglichenheit wie wohl noch nie in dieser Liga geben. Auch dank der Reduktion auf acht Teams vor zwei Jahren. Als stärksten Herausforderer sehe ich Servette, die sich mit der letzte Saison wieder aufdrehenden Abbé und zwei Spielerinnen aus der Französischen Liga weiter verstärkt haben. YB hat am meisten Talent und einige schon sehr reife junge Spielerinnen mit viel NLA-Erfahrung - wie bei den Männern gehören sie in den Zweikämpfen zu den besten. Champions League-Teilnehmer Lugano und Luzern muss man immer auf der Rechnung haben. Basel hat erneut zwei Spielerinnen aus der Bundesliga geholt, ist aber in den letzten Jahren mit der Mannschaftsleistung nie der Kaderqualität und Erfahrung der Einzelspielerinnen gerecht geworden. GC hat seit der Amtsübernahme von Walti Grüter in der Rückrunde einen formidablen Lauf hingelegt und mit Malin Gut das grösste Schweizer Talent dazuerhalten, das sicherlich bei GC die zentrale Rolle übernehmen wird, die ihr beim FCZ verwehrt blieb. Und Aufsteiger St.Gallen-Staad wird mit grosser Wahrscheinlichkeit einiges konkurrenzfähiger sein, als letzte Saison Yverdon. Sie spielen übrigens im Espenmoos (wo die alte Haupttribüne noch steht), für diejenigen, die wiedermal dorthin möchten...
Entscheidend für den FCZ wird sein, dass Livia Peng im Kasten relativ stabil hält, die Leistungsträgerinnen gesund bleiben (Deplazes kommt zurück, bei Terchoun dauert es noch etwas), und dass die jungen Spielerinen und Trainer Dal Santo Schwung in die Mannschaft bringen. Auch mit dem verjüngten Team ist der Titel möglich, wird aber sicherlich enger und wäre ein grösserer Erfolg als der letztjährige. In der Champions League wird es nicht einfach, aber früher unter Dorjee Tsawa hat man schon ein paar Mal gesehen, was mit dem Schwung und der Euphorie der Jugend möglich sein kann.