spitzkicker hat geschrieben:Zuerilive macht mit riesigem Aufwand eine Statistik, die am Schluss genauso subjektiv ist wie Wahrnehmungen am Match oder am TV und halt auch stark von Sympathien oder Antipathien gefärbt ist. Deshalb schreibt Zuerilive ja auch einleitend "profitieren wir von den während der ganzen Saison von jeder Sekunde der 49 Wettbewerbsspiele aufwendig erhobenen exklusiven Züri Live-Daten, um "persönliche Eindrücke und Allgemeinplätze den entprechenden Werten und Bewertungen gegenüberzustellen, zu diskutieren, Thesen aufzustellen und Erkenntnisse zu gewinnen."
Gemäss der Statistik haben wir einen schwachen Torhüter, weil dieser bei einem 0:0-Match, bei dem er arbeitslos war, relativ schwach bewertet wird, obwohl man ihn eigentlich gar nicht bewerten kann.
Oder: Aufgrund der Statisik müssten wir drei Viertel der Mannschaft ins Pfefferland schicken, was so sicher auch nicht stimmt.
Aber man kann ja diskutieren.
Dass dir jeweils nicht gefällt, dass ich beispielsweise die Benotung in anderen Publikationen eher kritisch sehe, ist verständlich. ;-) Wobei natürlich eine Benotung direkt nach dem Spiel deutlich schwieriger ist, aber sie könnte trotzdem jeweils etwas mehr die Gesamtleistung des Spielers abbilden, zumindest ansatzweise. Vielleicht habe ich es nicht präzis formuliert, aber mit den von dir oben zitierten persönlichen Eindrücken sind natürlich die der Leser gemeint.
"Genauso subjektiv wie Wahrnehmungen am Match" ist die Statistik bei weitem nicht, es ist eher in der Nähe von "genauso subjektiv wie OPTA-Daten". Dort sind ja auch Menschen, die jede einzelne Szene bewerten: "war das jetzt ein gewonnener oder verlorener Zweikampf?". "welchen xG-Wert gebe ich dieser Torchance?". 100% Objektivität gibt es nicht, aber es ist sicherlich zehn Mal objektiver als Live-Matcheindrücke. Ich merke das ja nicht zuletzt an mir selbst. Die Bewertungen nach der Analyse des Spiels weichen immer wieder von meinen eigenen Aussagen in der Radioübertragung ab, manchmal sogar stark. Ich habe von dieser abweichenden Beurteilung im Vergleich zur Radioübertragung ja auch schon in Analyse-Artikeln geschrieben. Natürlich bin ich der Meinung, dass ich durch die Auswertungen dazu lerne und sich somit auch die Aussagen in den Radioübertragungen (noch ;-)) fundierter werden, trotzdem wird immer ein Unterschied bestehen zwischen meinen Aussagen am Radio und den objektiveren in der anschliessenden Analyse und Auswertung.
Ein weiteres Zeichen für die Ojektivität der Daten sehe ich, wenn ich sie mit Daten von anderen Anbietern vergleiche - da herrscht jeweils viel Konsistenz. Dazu wirst du sicherlich bemerkt haben, dass sich die Bewertungen für konkrete Spieler bei mir im Lauf einer Saison stark verändern können. Genauso ändert sich dann auch meine allgemeine Einschätzung des Spielers - diese ist somit weniger starr, als zu Zeiten, als ich diese Auswertungen noch nicht gemacht habe.
Bezüglich dem Thema Sympathie / Antipathie. Ich bin wirklich überzeugt, dass dies in meinen Bewertungen keine Rolle spielt. Es ist viel eher so, dass tendenziell diejenigen Spieler, mit denen ich den besten persönlichen Kontakt habe, bei mir in den Bewertungen am schlechtesten wegkommen! Ich habe mich natürlich gefragt, warum das so ist - wahrscheinlich geht die Erklärung etwa so: tendenziell sind die Spieler, welche keinen Stammplatz auf sicher haben oder sonstwie in der Kritik stehen, offener im Umgang, was meine persönliche Sympathie erklärt. Gleichzeitig gibt es in der Regel gute sportliche Gründe, warum diese Spieler eben keinen Stammplatz auf sicher haben, und dies reflektiert sich dann in meinen eher negativen Bewertungen. Aber auch bei Stammspielern ist es teilweise so - ein Brecher oder Kololli gehören im persönlichen Umgang zu den Sympathischsten, aber sportlich sehe ich sie durch die detaillierten Auswertungen wohl etwas kritischer als andere Medien. Wenn Brecher bei einem 0:0-Match wirklich arbeitslos gewesen wäre, hätte er sicherlich keine negative Note erhalten. Aber ich bewerte halt eben auch (negative) Defensivaktionen, die nicht zu einem Gegentor führen und die Offensivaktionen zählen natürlich genauso, wobei diese im Falle von Brecher die Note in der Regel eher raufdrücken, da es eher eine Stärke von ihm ist. Beispiel: Eins-gegen-Eins Situation, Brecher kommt raus, macht sich aber nicht breit genug, sondern dreht sich beim Schuss eher schützend ab, um nicht getroffen zu werden, macht die Innenseite auf - der gegnerische Stürmer schiesst aber ins Aussennetz. Das schlechte Verhalten in der Eins-gegen-Eins Situation bewerte ich negativ, denn es hätte durchaus verantwortlich für ein Gegentor sein können, wenn der Gegner besser gezielt hätte.
Wieso "drei Viertel der Mannschaft ins Pfefferland schicken"? "5" ist in meiner Wertung "genügend". Es liegen diese Saison nur wenige Spieler darunter.