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Tschik Cajkovski
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Re: Medien

Beitragvon Tschik Cajkovski » 25.04.19 @ 7:50

aus der NZZ, flurin clalüna:

Vor dem Cup-Halbfinal gegen Basel: Die unheimlichen Wahrheiten über den FC Zürich

Der FC Zürich spielt am Donnerstag gegen den FC Basel um den Einzug in den Cup-Final. Gleichzeitig droht den Zürchern aber der Abstiegskampf.

Die Bilder sind ziemlich genau drei Jahre alt, sie zeigen Ludovic Magnin und Uli Forte in knallroten Jacken, sie sehen aus wie Feuerwehrleute, die gleich auf das nächste Löschfahrzeug aufspringen. Damals hätten die beiden den FC Zürich vor dem Abstieg retten sollen, Forte als Chef, Magnin als Assistent; es war Magnins erstes kurzes Commitment als Trainer bei den Profis, und die Sache misslang. Der FCZ verschwand ein Jahr in der Challenge League.

Es war eine Saison, über die man sich heute nur noch amüsiert, als sei die Krise von damals ganz weit weg, nur noch eine Anekdote, Schnee von vorgestern, weil man schliesslich woanders hingehört, am besten an die Spitze des Schweizer Fussballs.


Aber nun ist die Krise viel früher als erwartet zurückgekehrt, sie hat sich hinterhältig angeschlichen, wie 2016 auch schon, als sie der FCZ viel zu spät ernst nahm. Und ein paar Dinge kommen einem jetzt sehr vertraut vor. Wieder hat der Präsident Ancillo Canepa einen Lieblings-Trainer, damals hiess er Sami Hyypiä, heute Ludovic Magnin, und auch wenn Canepa jeden seiner Trainer eine Zeitlang hinreissend findet: Zu diesen beiden hat er ein besonderes Verhältnis.


Der Trainer Magnin ist für den FCZ-Präsidenten Canepa eine Art Adoptivsohn

Hyypiä hätte nicht gehen müssen, wenn es damals das Misstrauensvotum in der Mannschaft nicht gegeben hätte. Und Magnin ist Canepa so nahe wie vielleicht kaum je ein Trainer. Er ist eine Art Adoptivsohn für ihn, zumindest auf den Fussball bezogen. 2016 brachte Hyypiä mit seiner Personalpolitik die ganze Mannschaft durcheinander, 2019 gibt es Spieler, die keine Ahnung haben, woran sie mit Magnin sind, Marco Schönbächler zum Beispiel, der zwischen Tribüne, Bank und Platz pendelt. Oder der Abwehrchef Umaru Bangura, der zuletzt plötzlich nicht mehr in der Startelf stand.

Vor dem Cup-Halbfinal am Donnerstag gegen Basel sagt Magnin: «Die Negativspirale wird immer stärker.» Es ist in diesen Wochen und Monaten so, als schaue man dem Maler Bob Ross zu, dessen Bilder allmählich aus dem Nichts entstehen und auf einmal wunderbare Landschaften zeigen.


Zu viele Mittelfeldspieler


Was man jetzt beim FCZ sieht, zeigt eine unheimliche Wahrheit über diese Mannschaft: Sie hat sich überschätzt und war damit nicht allein. Spieler, Klubführung, Trainer und Medien sahen im Herbst einen FC Zürich, der allen gefiel. Und weil diese Mannschaft so überraschend gut funktionierte, übersah man gern, dass sie eigentlich gar nicht so gut zusammengestellt war.

Der frühere FCZ-Coach Forte sagte sogar, die Mannschaft sei mit viel zu vielen Mittelfeldspielern «katastrophal» zusammengestellt. Aber aus dem entlassenen Forte schien eher verletzter Stolz als die nüchterne Analyse zu sprechen. Doch im goldenen Herbst ignorierte man inner- und ausserhalb des Vereins grosszügig, dass es nach dem Abgang von Raphael Dwamena und Michael Frey an guten Stürmern fehlte und nach dem Wegzug des Captains Victor Palsson an Persönlichkeiten.

Magnin sagt über den Sieg in der Europa League gegen Leverkusen, der für den FCZ so prägend für sein Selbstverständnis geworden ist: «Vielleicht haben wir da über unseren Fähigkeiten gespielt.» Die neue Realität heisst: Abstiegskampf. Das sieht inzwischen auch Magnin so. Wenn man sich nebenbei für den Cup-Final qualifizieren sollte: umso besser.

https://www.nzz.ch/sport/fcb-fcz-die-un ... ld.1477378

sowie ein bericht über fcz spielstatistik (nur als link hier):
https://www.nzz.ch/sport/die-krise-beim ... ld.1477256
"we do these things not because they are easy, but because they are hard" jfk


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1896_
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Re: Medien

Beitragvon 1896_ » 25.04.19 @ 7:59

Tschik Cajkovski hat geschrieben:https://www.nzz.ch/sport/fcb-fcz-die-unheimliche-wahrheit-ueber-den-fc-zuerich-ld.1477378

sowie ein bericht über fcz spielstatistik (nur als link hier):
https://www.nzz.ch/sport/die-krise-beim ... ld.1477256


Habe bewusst nicht den ganzen Bericht zitiert. :) Aber wahre Worte. Bläst in ein ähnliches Rohr, wie wir hier im Forum - seit Tagen/Wochen. Schade nur, dass es mittlerweile alle so sehen - ausser der Cillo.

Ich hoffe, dass das gut kommt - habe aber ehrlich gesagt meine Bedenken. :-(
Libanese Blonde hat geschrieben:min coiffeur isch übrigens dä einzig typ uf däm planet woni s'oke gib wänners mir am schluss no schnäll vo hine zeigt.

Kollegah
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Re: Medien

Beitragvon Kollegah » 25.04.19 @ 9:17

Ein kleines Licht in tiefer Nacht
Erste Mannschaft, 25. April 2019, bil, veröffentlicht in Tages Anzeiger
«Viel Glück!», wünscht ein Journalist Ludovic Magnin zum Abschied, «Erfolg brauche ich», gibt der Trainer des FCZ zurück.
Es ist Mittwochmittag, einen Tag vor dem Spiel gegen Basel, in dem der zweite Finalist im Cup ausgemacht wird. Auf dem Papier ist das eine grosse Begegnung, weil es hier um zwei Clubs geht, die seit den 60er-Jahren eine tiefe Rivalität pflegen. Viermal standen sie sich allein in einem Cupfinal gegenüber, jedes Mal gewann der FCZ, zuletzt 2014.
Auf dem Rasen ist es heute ein Wiedersehen, vor dem die Gewichte aus der Balance geraten sind. Die Rollen sind klar verteilt. «Wenn wir jetzt nicht Aussenseiter sind, weiss ich auch nichts mehr», sagt Magnin.
Anfang Dezember war vieles anders. Da lag der FCZ in der Meisterschaft vor dem FCB, nur dank eines besseren Torverhältnisses, aber immerhin. Dann fuhr er in den Basler St.-Jakob-Park und verlor 0:2. Und spätestens seither ist bei ihm nichts mehr, wie es einmal war und wie es eigentlich sein sollte. Er hat noch zwei von vierzehn Spielen gewonnen und ist nun auf Platz 8 gelandet, mitten «im Abstiegskampf», sagt sein Trainer.
Der FCZ ist eine von zwei grossen Enttäuschungen in der Super League, die andere heisst GC und kommt ebenfalls aus der Stadt, die sich touristisch einmal als «World Class. Swiss Made» verkaufte. Fussballerisch ist Zürich nun eine Brache. GC taumelt so dem Abstieg entgegen, dass es sich ohne wundersame Wende nicht mehr retten kann. Und wenn es dumm läuft, landet der FCZ in der Barrage. Und vielleicht über diesen Umweg auch in der Challenge League. Ein doppelter Abstieg hätte nur etwas Positives: Dann wäre zumindest das Zürcher Derby gerettet.
«Wir sind noch nicht tot»
Was den FCZ von GC unterscheidet: Er hat noch immer alle Chancen, die Saison zu retten. Er kann den Cup gewinnen und noch immer Vierter werden, Lugano ist nur drei Punkte entfernt. Das ist verrückt, aber in einer spielerisch bescheidenen Liga eben möglich, in der Thun trotz einer Serie von neun Spielen ohne Sieg und mit 5:22 Punkten weiterhin Dritter ist. «In der Berichterstattung fehlt mir eines», sagt Magnin, «dass wir noch nicht tot sind.»
Er gibt sich kämpferisch, etwas anderes bleibt ihm auch nicht übrig. Er erinnert daran, dass die guten Spiele doch erst ein paar Monate zurücklägen, gegen Leverkusen (3:2), in Luzern (5:2). «Die Hinrunde», sagt er, und dabei gelingt ihm eine spezielle Formulierung, «die Hinrunde war ziemlich, ziemlich sehr gut.» Und er sagt auch: «Wichtig ist, dass du einigermassen Licht im Tunnel siehst. Wenn du nur den Kopf in den Sand steckst und alles schwarz siehst, dann endest du in der Klinik mit vielen Medikamenten.»
Magnins Stimme ist angeschlagen, er leidet an Heuschnupfen. Verlieren tut er sie trotzdem nicht. Eine halbe Stunde redet und redet er. Was für ihn spricht: Er sucht keine Ausreden, das passt nicht zu seiner Art. Was gegen ihn spricht: Er hat es in den letzten Wochen nicht geschafft, das Problem zu lösen, das den ganzen Verein niederdrückt. «Lösungen fallen nicht vom Himmel herunter», sagt er.
Ein Platz in der Europa League sollte für die beiden Zürcher Clubs diese Saison herauskommen. GC versprach offensiven Fussball und der FCZ auch. Und der FCZ schwadronierte zugleich vom Einbau von vielen Jungen, die selbst ausgebildet worden sind. Die Realität hat beide nicht nur ein-, sondern überholt. GC hat sich selbst zerlegt - und der FCZ? Er spielt nicht schön, und die Förderung der hausgemachten Jungen ist stecken geblieben. Ausser bei Kevin Rüegg und Toni Domgjoni ist davon nichts zu erkennen.
Uli Forte könnte sich über die Entwicklung des FCZ seine Gedanken machen, seit er im Februar 2018 weggeschickt wurde - damals lag die Mannschaft auf Platz 3 und stand im Cup-Halbfinal. Sie trat nicht spektakulär auf, aber solid. Nun hat Forte aber gar keine Zeit, sich mit seinem alten Arbeitgeber zu befassen. Er ist seit gut zwei Wochen damit beschäftigt, GC auf irgendeine Art in der Liga zu halten.
Die Treueschwüre der Chefs
GC schiesst am wenigsten Tore in der Liga, sechs sind es gar nur in den zwölf Spielen der Rückrunde; und dem FCZ gelingen auch nicht viel mehr, nur zehn im neuen Jahr. «Die letzten dreissig Meter» hat Magnin für seine Mannschaft als Problemzone ausgemacht. Dummer weise sind es die entscheidenden dreissig Meter. 36 Tore sind sehr wenig für eine Mannschaft, deren Präsident Spektakel versprochen und darum Forte entlassen hat.
«Die Welt stürzt bei uns nicht ein, wenn es nicht klappen sollte», hat Ancillo Canepa jüngst in der NZZ gesagt und mit «es» die Qualifikation für die Europa League gemeint. «Wir stehen zum Trainer, wir machen mit ihm weiter», hat Thomas Bickel der «SonntagsZeitung» gesagt. Damit Präsident und Sportchef nicht von ihren Prognosen und Treueschwüren abrücken müssen, tut die Mannschaft vor allem gut daran, am kommenden Sonntag wieder einmal zu gewinnen. Dann kommt Sion in den Letzi grund. Denn eines hat absolute Priorität: Das ist der Ligaerhalt. Den Cup gewinnen, aber abzusteigen - das nennt Magnin «Horrorszenario». Der FCZ erlebte das vor drei Jahren, mit Forte als Trainer.
Wie nun immer diese Saison für den FCZ enden wird, er muss einen personellen Umbruch einleiten, damit er das bekommt, was ihm so sehr fehlt: eine Achse. «Wir müssen alles hinterfragen, ohne uns selbst zu zerfleischen», sagt Bickel. Jedenfalls braucht der FCZ Leaderfiguren, wie sie in der Schweiz rar sind.
Der Sportchef verlangt von den Spielern Leidenschaft. Magnin wendet ein, sie hätten das Herz am rechten Fleck. So viel ist davon nicht immer zu sehen. Und im Vergleich zu Xamax hat der FCZ einen Nachteil: Anders als die Neuenburger hat er immer gross geträumt und sein Personal besser gesehen, als es ist.
Noch eine Frage an Magnin vor dem Spiel gegen Basel: Ist das Glas halb voll oder halb leer? «Das Glas ist mehr als halb leer.»

Falls wir den Ligaerhalt schaffen, gibt es dann eventuell doch eine Überraschung a la Dzemaili.

immernumezueri
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Re: Medien

Beitragvon immernumezueri » 25.04.19 @ 9:25

Da gibts gar nichts mehr hinzuzufügen: Perfekter Bericht in der NZZ - Die unheimlichen Wahrheiten über den FC Zürich.

Hätte nie auch nur Ansatzweise gedacht, dass man 2x denselben Fehler in so einer Führung durchziehen kann. Aber bei Canepa ist ja alles ein bisschen anderst gestrickt. Fakt ist, dass in dieser Verfassung nur noch ein kleines Wunder oder Unvermögen einer anderen Mannschaft (St. Gallen oder doch Xamax?) uns von der Barrage fernhalten wird. Wie soll man in einer solchen Verfassung noch irgendwo Punkte holen?!
Gruss

Immernumezueri
Zwischen Ost- und Südkurve

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Re: Medien

Beitragvon schwizermeischterfcz » 25.04.19 @ 9:29

Seltsam, der Tagi hat den artikel wieder gelöscht :-)
Dijbril Sow: „Steven Zuber spielt auch mit mir in Frankfurt, aber der ist ein Hopper, das machts etwas schwierig“

Franky_H
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Re: Medien

Beitragvon Franky_H » 25.04.19 @ 9:40

JUBEL!!!

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Re: Medien

Beitragvon Kollegah » 25.04.19 @ 10:14

Franky_H hat geschrieben:https://www.aargauerzeitung.ch/sport/basel/benjamin-kololli-wer-ist-dieser-mann-der-mit-trainern-streitet-zur-not-den-verein-wechselt-und-sich-so-speziell-ueber-tore-freut-134384793

Ein genialer Fussball, welcher uns unglaublich fehlt. An 36% aller FCZ-Tore beteiligt. Ich hoffe, dass er heute spielen kann.


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