aus der NZZ, flurin clalüna:
Vor dem Cup-Halbfinal gegen Basel: Die unheimlichen Wahrheiten über den FC Zürich
Der FC Zürich spielt am Donnerstag gegen den FC Basel um den Einzug in den Cup-Final. Gleichzeitig droht den Zürchern aber der Abstiegskampf.
Die Bilder sind ziemlich genau drei Jahre alt, sie zeigen Ludovic Magnin und Uli Forte in knallroten Jacken, sie sehen aus wie Feuerwehrleute, die gleich auf das nächste Löschfahrzeug aufspringen. Damals hätten die beiden den FC Zürich vor dem Abstieg retten sollen, Forte als Chef, Magnin als Assistent; es war Magnins erstes kurzes Commitment als Trainer bei den Profis, und die Sache misslang. Der FCZ verschwand ein Jahr in der Challenge League.
Es war eine Saison, über die man sich heute nur noch amüsiert, als sei die Krise von damals ganz weit weg, nur noch eine Anekdote, Schnee von vorgestern, weil man schliesslich woanders hingehört, am besten an die Spitze des Schweizer Fussballs.
Aber nun ist die Krise viel früher als erwartet zurückgekehrt, sie hat sich hinterhältig angeschlichen, wie 2016 auch schon, als sie der FCZ viel zu spät ernst nahm. Und ein paar Dinge kommen einem jetzt sehr vertraut vor. Wieder hat der Präsident Ancillo Canepa einen Lieblings-Trainer, damals hiess er Sami Hyypiä, heute Ludovic Magnin, und auch wenn Canepa jeden seiner Trainer eine Zeitlang hinreissend findet: Zu diesen beiden hat er ein besonderes Verhältnis.
Der Trainer Magnin ist für den FCZ-Präsidenten Canepa eine Art Adoptivsohn
Hyypiä hätte nicht gehen müssen, wenn es damals das Misstrauensvotum in der Mannschaft nicht gegeben hätte. Und Magnin ist Canepa so nahe wie vielleicht kaum je ein Trainer. Er ist eine Art Adoptivsohn für ihn, zumindest auf den Fussball bezogen. 2016 brachte Hyypiä mit seiner Personalpolitik die ganze Mannschaft durcheinander, 2019 gibt es Spieler, die keine Ahnung haben, woran sie mit Magnin sind, Marco Schönbächler zum Beispiel, der zwischen Tribüne, Bank und Platz pendelt. Oder der Abwehrchef Umaru Bangura, der zuletzt plötzlich nicht mehr in der Startelf stand.
Vor dem Cup-Halbfinal am Donnerstag gegen Basel sagt Magnin: «Die Negativspirale wird immer stärker.» Es ist in diesen Wochen und Monaten so, als schaue man dem Maler Bob Ross zu, dessen Bilder allmählich aus dem Nichts entstehen und auf einmal wunderbare Landschaften zeigen.
Zu viele Mittelfeldspieler
Was man jetzt beim FCZ sieht, zeigt eine unheimliche Wahrheit über diese Mannschaft: Sie hat sich überschätzt und war damit nicht allein. Spieler, Klubführung, Trainer und Medien sahen im Herbst einen FC Zürich, der allen gefiel. Und weil diese Mannschaft so überraschend gut funktionierte, übersah man gern, dass sie eigentlich gar nicht so gut zusammengestellt war.
Der frühere FCZ-Coach Forte sagte sogar, die Mannschaft sei mit viel zu vielen Mittelfeldspielern «katastrophal» zusammengestellt. Aber aus dem entlassenen Forte schien eher verletzter Stolz als die nüchterne Analyse zu sprechen. Doch im goldenen Herbst ignorierte man inner- und ausserhalb des Vereins grosszügig, dass es nach dem Abgang von Raphael Dwamena und Michael Frey an guten Stürmern fehlte und nach dem Wegzug des Captains Victor Palsson an Persönlichkeiten.
Magnin sagt über den Sieg in der Europa League gegen Leverkusen, der für den FCZ so prägend für sein Selbstverständnis geworden ist: «Vielleicht haben wir da über unseren Fähigkeiten gespielt.» Die neue Realität heisst: Abstiegskampf. Das sieht inzwischen auch Magnin so. Wenn man sich nebenbei für den Cup-Final qualifizieren sollte: umso besser.
https://www.nzz.ch/sport/fcb-fcz-die-un ... ld.1477378
sowie ein bericht über fcz spielstatistik (nur als link hier):
https://www.nzz.ch/sport/die-krise-beim ... ld.1477256