Beitragvon Goose » 27.11.18 @ 10:11
Aus der heutigen NZZ:
Frankfurt ist ein Team im Rausch
Eintracht Frankfurt und ihr offensives Trio wecken derzeit Erinnerungen an die grosse Zeit 1992 mit Uwe Bein, Andreas Möller und Anthony Yeboah.
Es gab einmal eine Zeit, in der die Frankfurter Eintracht als die «launische Diva vom Main» galt. Ein Klub, der hoch hinaus wollte und dabei einmal so grossartig scheiterte, dass er in seinem Scheitern zur Legende wurde. Allenthalben werden gegenwärtig die Erinnerungen an die tollen Tage der frühen neunziger Jahre aufgewärmt. Das hat seinen Grund: Gegenwart und Vergangenheit ähneln sich. Eintracht Frankfurt ist wieder wer.
Nicht bloss die Ergebnisse überzeugen – wie auch schon unter dem zu den Bayern abgewanderten Trainer Niko Kovac. Was aber nun unter Adi Hütter vor sich geht, das ist grosses Kino und gemahnt an ebenjene Zeiten, in denen die Eintracht für mehr als nur Spitzenfussball stand. Damals war es eine Idee vom ästhetischen Spiel, die sich nicht mit dem Zweckfussball vertrug. Die Eintracht war das Team derjenigen, die mehr verlangten als Kampf und Krampf.
Damals gab es jenes Trio in der Offensive, das bald schon kultisch verehrt wurde: Uwe Bein, Andreas Möller und Anthony Yeboah. Bein, der Mann der schneidenden Pässe, machte nicht die Weltkarriere, die seinem Format entsprochen hätte. Yeboah, der ghanaische Stürmer, dessen wahres Alter ein gut gehütetes Geheimnis war, spielte nirgendwo besser als in Frankfurt. Andreas Möller aber war der spielerische Fixstern im deutschen Fussball zu einer Zeit, als nicht allzu viele Lichter aufgingen. 1992 verweigerte das Schicksal in Gestalt des Schiedsrichters dieser grossen Equipe die Meisterschaft. Am letzten Spieltag in Rostock wurde ein klarer Penalty nicht gegeben – ein Drama, so gross wie der Büchsenwurf vom Bökelberg, als das 7:1 von Borussia Mönchengladbach im Europacup gegen Inter annulliert wurde.
Und heute? Nach diesem Wochenende, nach dem 3:1 in Augsburg, verleitet der Angriff mit Luka Jovic, Sebastian Haller und Ante Rebic den Anhang zu kühnsten Hoffnungen. 23 Tore gehen auf das Konto dieses Trios, das den Gegner vor scheinbar unlösbare Rätsel stellt. Neu sind sie nicht, sie alle sind schon seit anderthalb Jahren im Klub. Aber Hütter hat nun entfesselt, was unter Kovac vor sich hin schlummerte. Das Ergebnis ist ein Rausch.
"Ich wechsle erst aus, wenn sich einer das Bein bricht." - Werner Lorant