Neues stadion

Diskussionen zum FCZ

Wie stimmt ihr beim neuen Stadion ab?

Ja
85
30%
Nein
56
20%
JA kein Stadtzürcher
107
38%
NEIN kein Stadtzürcher
32
11%
 
Abstimmungen insgesamt: 280

schwizermeischterfcz
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Re: Neues stadion

Beitragvon schwizermeischterfcz » 11.11.18 @ 10:16

Da es ums Stadion geht, tue ich es mal hier rein: Aus der NZZ am Sonntag


Ancillo Canepa ist vom FCZ besessen. Jetzt spielt er für seinen Klub das Spiel seines Lebens

Seit 12 Jahren wartet der Präsident des FC Zürich auf ein echtes Fussballstadion. So lange schon finanziert er seinen Klub aus eigener Tasche. Warum tut er sich das an? Er hat noch einen letzten Versuch, sein Ziel zu erreichen. Es geht um alles oder nichts.

von Sacha Batthyany 10.11.2018

Er nimmt Anlauf, wie bei einem Elfmeter, zwei, drei schnelle Schritte, und springt dann auf die Bühne, statt die Stufen zu nehmen, wie es seinem Alter entspräche. Aber Ancillo Canepa hat sich nie um Konventionen geschert. «Wir sind heute alle hier», sagt der Präsident des FC Zürich, «weil wir uns in Zürich ein richtiges Fussballstadion wünschen.» Pause. «Einen Hexenkessel.»

Es ist Ende September, der Abstimmungskampf um das Stadion ist in der entscheidenden Phase, in zwei Wochen wird abgestimmt. Es geht um alles oder nichts. Um eine vielleicht goldene Ära in einer neuen Spielstätte, mit der er die Zukunft seines Klubs sichern kann. Oder um Canepas bitterste Niederlage und möglicherweise auch den Beginn seines Ausstiegs aus dem Fussballgeschäft.

Wer ist dieser Mann, der freiwillig jedes Jahr Millionen in eine Mannschaft investiert, die in den vergangenen Jahren in der Liga meist in der Mitte der Tabelle herumdümpelte und auch einmal abstieg und die in Europa kaum jemand kennt? Wieso tut man sich diesen Wahnsinn an, opfert seine ganze Zeit, sein Vermögen und seine Gesundheit diesem Klub, um dann im Nieselregen vor halbleeren Rängen seine Wochenenden zu verbringen?

Auszug aus dem Eisschrank

Der Auftritt Canepas an diesem Abend wurde als Fan-Talk angekündigt. Er ist 65 Jahre alt, doch aus seinem Gesicht blitzt etwas Jugendliches, dazu passen seine Turnschuhe, die Jeans mit leichtem Schlag, seine Art zu reden; er ist kein Mann mit Allüren, der sich als Mäzen inszeniert und die Nähe zur Macht sucht. Canepa ist vor allem eines: ein Fan.

Er beklagt die «fehlende Atmosphäre» im Letzigrund, in dem sein FCZ heute seine Heimspiele bestreitet, «diesen Eisschrank», in dem der Wind pfeife und keine Stimmung aufkomme. «Gebt uns eure Stimme», sagt er und bittet die Fans um ihre Hilfe.

Canepa sorgt sich, es könnte finanziell «sehr eng» werden, falls das neue Stadion nicht gebaut würde, von dem er sich mehr Zuschauer erhofft, mehr Einnahmen aus Catering und Vermarktung und natürlich mehr sportlichen Erfolg. Das eine ergibt in der Logik Canepas das andere, eine Kettenreaktion, die mit dem Spatenstich für die neue Arena begänne und an deren Ende die Champions League stünde.

«Beispiele anderer Städte zeigen», sagt Canepa, der immer ins Hochdeutsche wechselt, wenn er etwas wirklich wichtig findet, dass ein richtiges Fussballstadion pro Saison bis zu fünfzehn zusätzliche Punkte einbringen könnte. «Weil die Unterstützung der Fans viel spürbarer ist», fügt er an und blickt von der Bühne im FCZ-Museum hinunter in die Runde - und was er sieht, verdeutlicht im Kleinen die ganze Fussballmisere in dieser Stadt: Es sind vielleicht 25 Menschen anwesend, einige blicken in ihre Handys, andere gähnen. Die meisten Stühle bleiben leer, die Erdnüsse in den weissen Plastiktellern unangetastet.

Wären wir in Rom, Dortmund oder Istanbul, selbst in Bern oder Basel, kämen die Menschen in Scharen, um ihren Präsidenten zu hören, zumal es erst noch Bier gibt umsonst. Aber wir sind in Zürich, hier sieht man ausser an Spieltagen kaum Trikot tragende Menschen, kaum FCZ- oder GC-Flaggen auf Balkonen. Um halb neun ist die Veranstaltung zu Ende, es ist schliesslich Montag.

Seit zwölf Jahren wartet Ancillo Canepa auf seinen Hexenkessel mit steilen Tribünen wie in England, seit er das Amt als Präsident im Jahr 2006 übernahm. Dass er es noch immer nicht geschafft hat, sagt viel über die Rolle des Fussballs in dieser Stadt.

Und viel über ihn.

Schon in seinen ersten Interviews, er war kaum eine Woche im Amt, sprach er davon, aus dem Letzigrund ausziehen zu wollen, und er war zuversichtlich, dass sich bald eine Lösung finden sollte, denn die Pläne für ein Stadion, das 30 000 Menschen hätte Platz bieten sollen, stiessen auf breite Zustimmung. Doch es kam, wie so oft in dieser Stadt der Bremser, zu Rekursen und Verzögerungen, schliesslich brachen die Investoren die Übung ab. Es war Canepas erste Niederlage.

2013 kam ein Nachfolgeprojekt, kleiner und weniger wuchtig, die Stadt sollte das Stadion finanzieren, doch der Vorschlag ging an der Urne baden, womit es 0 zu 2 steht gegen ihn. Jetzt kommt Canepas dritter Versuch. Es ist sein letzter. Es wird das Spiel seines Lebens.

Der Esel und die Karotte

Auf dem sogenannten Hardturm-Areal, wo früher der Stadtrivale GC spielte, will Canepa einen neuen Tempel für sein Team. Er besitzt seit 2012 gemeinsam mit seiner Frau 90 Prozent der FCZ-Aktien, er lebt und atmet diesen Klub, 24 Stunden am Tag, FCZ total, ein Stadion wäre «ein Höhepunkt» seiner beruflichen Karriere.

Es ist sein Antrieb, wenn er wieder einmal aus eigener Tasche (und der seiner einst so erfolgreichen Frau Heliane) ein paar Millionen Franken Defizit ausbügeln muss. Die Aussicht auf ein Stadion ist die Karotte vor den Nüstern des Esels. Doch sollten sich die Stimmbürger erneut dagegen entscheiden, sind alle Hoffnungen geplatzt, die Karotte weg, und der Esel, der heisst Canepa.

«Dieses Mal wird es klappen», sagt der Präsident, der früher Wirtschaftsprüfer bei Ernst & Young war, wo er eine steile Laufbahn hinlegte, bis er sich von Kopf bis Fuss dem FCZ verschrieb, Loyalität ist in seiner Werteskala ganz oben, und dann kommt lange nichts. «Ich bin zu 99 Prozent sicher, dass wir es schaffen werden.»

«Den Trömp», sagt Canepa, den erachte er «für einen Wirrkopf», einen Angstmacher.

Es ist Samstag, ein paar Wochen sind seit dem Fan-Talk vergangen, der FCZ steht vor wichtigen Spielen. Am Nachmittag kommen die Young Boys, Mitte Woche kommt Leverkusen. Canepa ist angespannt. Er leidet, wenn sein Team verliert, einmal hat er sich einen Zahn ausgebissen, weil er zu fest auf seine Pfeife biss.

Wie oft vor den Spielen versucht er sich auch jetzt bei einem Spaziergang mit seinem Hund Kooki abzulenken. Meist hört er dazu ein Hörbuch, keine Romane, lieber Biografien und viel über Politik. «Den Trömp», sagt Canepa, den erachte er «für einen Wirrkopf», einen Angstmacher, so wie damals die EWR-Gegner, von denen er ungefähr so viel hält wie von einer Niederlage gegen die Grasshoppers.

Dass die Schweiz nicht dem EWR beigetreten sei, halte er für eine Tragödie, sagt er und holt eine Tabakdose aus seiner Umhängetasche. Canepa raucht Pfeife, seit er 20 Jahre alt war, auf Wunsch seiner Frau, weil sie fand, Männer mit Pfeife hätten mehr Stil. Schiedsrichter ausgenommen.

Wer verstehen will, woher seine Beziehung zu diesem Klub stammt, die man sich vorstellen muss wie die unverhandelbare Liebe zu einem Kind, der muss mit Canepas Freunden reden. Bernhard Stricker zum Beispiel, mit dem Canepa in die Sekundarschule ging. «Wir hatten ähnliche biografische Voraussetzungen, der Cillo und ich», sagt Stricker. «Während die meisten Schüler aus Bilderbuchfamilien stammten, hatten wir abwesende Väter. Mit Fussball füllten wir aus, was uns fehlte.»

Canepa hat schon als Kind Fussballstadien mit Hölzchen gebaut. Er hat, so erzählt es Stricker, imaginäre Spielberichte geschrieben, in denen der FCZ meist bis zur 80. Minute null zu drei hinten lag, bis Fritz Künzli viermal traf.

Er war das einzige Kind mit italienischem Namen in der Klasse in Rüti im Zürcher Oberland, der lieber Hans-Peter geheissen hätte, wie sein Bruder, als Ancillo. «Er hat sich deshalb vielleicht mehr Mühe gegeben. War ehrgeizig und wollte nach oben.» Fussball, das war seine Leidenschaft, sagt Stricker. Und der FCZ war seine Heimat, schon als Bub. Umso naheliegender ist Canepas Wunsch nach einem Stadion. Nach eigenen vier Wänden. Der kleine Cillo will endlich ankommen.

Der Rücktritt liegt in der Luft

Christoph Sigrist erzählt von Facetten dieses Ancillo Canepa, die man in der Öffentlichkeit weniger kennt. Sigrist ist Pfarrer des Grossmünsters, Gründer des FC Religionen, bei dem Imame und Rabbiner mitkicken. Sigrists Kirche ist offen für alle, doch sein Fussballherz schlägt für den FCZ allein, das schweisst ihn mit Canepa zusammen.

«Ich kenne Canepa nicht als Präsidenten. Nicht als Millionär oder Geschäftsmann. Ich bin Kirche», sagt Sigrist, «ich will nichts von ihm.» Die beiden treffen sich regelmässig und laden sich gegenseitig in ihre Häuser ein, das Grossmünster und den Letzigrund.

Der Fussball und die Kirche, «da gibt es viele Verknüpfungen», sagt Sigrist. Es seien zivilgesellschaftliche Institutionen, die das Zusammenleben in einer Stadt prägen und Ebenen bei Menschen berühren, die über den Alltag hinausgehen. Wo sonst leide man so öffentlich? Nur in der Kirche und im Stadion.

«Es geht aber auch um Jugendarbeit, um Gewalt und Radikalisierung. Es finden komplexe gesellschaftliche Prozesse statt im Sport wie in der Kirche», sagt Sigrist, darüber würden sie sich unterhalten. Canepa sei ein Suchender und tief betroffen, wenn ein paar Hooligans wieder mal Angst und Schrecken verbreiten.

Er nimmt das Wort Rücktritt nicht in den Mund, aber es liegt in der Luft.

Schon seit einer halben Stunde läuft Canepa mit seinem Hund durch den Wald, er hat noch immer den Gang des Stürmers und Wuslers, der er beim FC Rüti war: sichere Trippelschritte. Mehr als 30 Millionen Franken soll er seit seinem Antritt als Präsident eingeschossen haben, «ist ja sonst niemand da», sagt er und wirft Kooki ein Stöckchen zu.

Dazu der wöchentliche Ärger mit Journalisten und Spielerberatern, die ihn über den Tisch ziehen wollen. Ganz zu schweigen von all dem sportlichen Leid, den Niederlagen, dem Verletzungspech und den Fehlentscheiden der Schiedsrichter. Lohnt sich das? Wäre das Leben nicht schöner ohne den FCZ?

Canepa bleibt stehen. Eine Waldlichtung. Man sieht die Autobahn durch die Bäume. Er wisse nicht, was passiere, wenn das Stadion abgelehnt werde. Er spricht von «erheblichen Konsequenzen». Er will nicht drohen, weil es in der Abstimmung nicht um ihn gehen soll, aber die Zukunft beider Klubs stehe auf dem Spiel. Er nimmt das Wort Rücktritt nicht in den Mund, aber es liegt in der Luft.

Einer wie er würde nicht überstürzt gehen, aber schrittweise vielleicht, weil der Funke, den es für sein Amt braucht, erloschen wäre.

Chips und lauwarmer Weisswein stehen bereit

Etwas deutlicher wird Canepas Kollege, Stephan Anliker, Präsident der Grasshoppers. Während sich der FCZ als Fluchtpunkt verschiedener urbaner Milieus einen Platz in dieser Stadt erspielt hat, sind die nobleren Grasshoppers in der Bedeutungslosigkeit verschwunden.

Einst war GC im Fussball eine angesehene Adresse. Das Weiss im Wappen war immer weisser als beim FCZ, dem seit je etwas Abgerocktes anhaftet, während GC nach einer sportlich erfolgreichen Zeit in den neunziger Jahren mit dem Abriss des Heimstadions 2008 und «mit jedem Wechsel im Präsidium ein Stück seiner Identität verlor», sagt Anliker. Sollte das neue Stadion nicht kommen, dann sehe er schwarz. Er spricht von einem «Abbruch der Übung» und meint damit, dass es in Zukunft keinen GC-Profifussball mehr geben könnte.

Canepas und Anlikers Gegner, zumindest ein Teil davon, treffen sich an einem Freitagabend in Zürich Höngg im Gemeindesaal, Chips und lauwarmer Weisswein stehen bereit. Yves Diacon, der Projektleiter des neuen Stadionprojektes «Ensemble», hält eine Präsentation, zeigt Tabellen, Grafiken und Studien über den Schattenwurf.

Es ist ein Wort, das in Zürich alles zum Erliegen bringen kann. Denn zum Stadion würden zwei 137 Meter hohe Wohntürme dazugestellt, bezahlt vom Immobilienfonds der Credit Suisse, der man den Boden zu günstigen Bedingungen zur Verfügung stellen würde.

An den Türmen, nicht am Stadion allein streiten sich die Gemüter: Den einen sind sie zu teuer, den anderen bieten sie zu wenig billigen Wohnraum, einigen Hönggern sind sie schlicht zu hoch.

Weil die Türme ihren Panoramablick auf die Alpen beeinträchtigen würden, kämpfen sie gegen Canepas Vision und warnen vor einer «Manhattanisierung» von Zürich West: Was auf dem Hardturm geplant sei, stehe auf ihrer Website, sei ein Vorbote kommender Entwicklungen. «Bald sieht man von Höngg aus statt Alpen, Altstadt und See nur noch schwarze Fassaden.»

Fussball entzweit die Zürcher

Die Höngger sind nicht die Einzigen, die sich gegen Canepas Stadionpläne wehren. Es gibt Kritik gegen die CS, deren Logo wohl das neue Stadion zieren würde, und Protest gegen den Freiraum, der auf der Hardturm-Brache verschwände.

Nichtfussballer fragen sich, warum es überhaupt ein zusätzliches Stadion braucht, und Nostalgiker würden sowieso alles am liebsten belassen, wie es immer war. Dazu kommen ein paar hartgesottene FCZ-Fans, die sich eher ein Bein abhacken würden, als eine neue Spielstätte zu unterstützen, die sich auf der anderen Seite der Geleise befindet, wo der Erzfeind GC früher spielte.

Und dann gibt es die Sozialdemokraten um Jacqueline Badran, die im Stil eines Abwehrchefs am lautesten schreit, eine Milliardenabzocke wittert und deshalb eine Volksinitiative für ein von der Stadt finanziertes Stadion ohne Türme lanciert.

Es ist ein heilloses Durcheinander, der gemeine Wähler hat den Überblick längst verloren. Anders als in Basel oder Bern bringt der Fussball die Menschen in Zürich eben nicht zusammen, sondern lässt die Stadt in einzelnen Milieus zerfallen.

Die Fans stehen im Weg

Canepa und Anliker müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie es nicht geschafft haben, die Milieus zu vereinen und Allianzen zu bilden. Das hat vielleicht damit zu tun, dass sich GC gar nicht mehr als Stadtklub sieht und seit Jahren in der Agglomeration trainiert. Und Canepa sei zu wenig vernetzt, sagen viele, und zu unangepasst. Er hat unter den Mächtigen Zürichs wenig Freunde. Hat es deshalb mit den Stadien nie geklappt?

Man kann sich natürlich darüber beschweren, dass Zürich keine Fussballstadt sei, aber man kann sich als Canepa oder Anliker auch fragen: Haben wir genug dafür getan?

Es liegt nicht zuletzt an den Fans, dass der Fussball einen schweren Stand hat in dieser Stadt. Claudio Sulser, heute Anwalt, in den achtziger Jahren Stürmer von GC, einer Zeit, in dem es dem Klub deutlich besser ging, erinnert sich, dass auch zu seiner Zeit eine «grosse Rivalität» zwischen den Fans beider Zürcher Klubs herrschte, «die Derbys waren besondere Spiele», aber die Gewalt, die von den Hooligans heute ausgehe, sei unvergleichlich.

Das Hooligan-Problem, mit dem sich Canepa seit Jahren herumschlägt, ist einer der Hauptgründe, warum viele Bewohner Zürichs Bedenken haben, für ein neues Stadion zu stimmen. «Warum soll man diesen Idioten eine Spielstätte erwirken?», hört man in den Diskussionen häufig.

Es ist ein kleiner Prozentsatz von Chaoten, denen es nicht um den Fussball geht und die nicht wissen, wohin mit ihrem Testosteron und mit sich, die das öffentliche Bild der Fans prägen und die Canepas Träume nach einem echten Fussballstadion endgültig besiegeln könnten.

«Bin ich für diese paar wenigen Idioten zuständig, nur weil sie das Leibchen unseres Klubs tragen?»

Das schlechte Image der Fans ist Ancillo Canepas ganz persönliche Tragödie. Denn er hat ihnen vieles zu verdanken. Sie haben seinen Klub auch im Jahr des Abstiegs unterstützt und waren da für ihn, in der Provinz und im Nieselregen. Jetzt stehen sie ihm im Weg.

Er habe alles unternommen, was möglich sei, um gegen Hooligans vorzugehen, habe auf sie eingeredet, habe sie angezeigt, sagt Canepa im letzten Gespräch in seinem Büro, in dem die FCZ-Uhr im Regal stehengeblieben ist, 5 Uhr, ewiger Nachmittag. Und doch fällt die Verantwortung auf ihn zurück, wenn vermummte Jugendliche sich auf Bahnhöfen auf die Köpfe geben. «Bin ich für diese paar wenigen Idioten zuständig, nur weil sie das Leibchen unseres Klubs tragen? Und wo sind die Eltern?», fragt er unwirsch.

Sollte er die Abstimmung verlieren Ende November, dieses Spiel seines Lebens, dann hat das weder mit ein paar Hönggern zu tun, die um ihre Aussicht bangen, noch mit denen, die gegen die Hochfinanz wettern, sondern mit den Fans, seinen eigenen Männern.

Das ist im Fussball bei Niederlagen ganz ähnlich
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Re: Neues stadion

Beitragvon Philippescu » 11.11.18 @ 21:36



Zürich und das Fussballstadion: FCZ-Präsident Ancillo Canepa, GC-Präsident Stephan Anliker, SP-Politiker Mario Fehr und Teleclub Fussball-Experte Rolf Fringer diskutieren über die Abstimmung zum Fussballstadion in Zürich vom 25. November.

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Re: Neues stadion

Beitragvon schwizermeischterfcz » 14.11.18 @ 14:51

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Re: Neues stadion

Beitragvon LuisCypher » 14.11.18 @ 15:05

Aus der NZZ:
Michael von Ledebur
14.11.2018, 05:00 Uhr

Der Auszug von GC und FCZ aus dem Letzigrund würde die Stadt nichts kosten
Würde im Hardturm ein neues Stadion gebaut, hätte dies finanziell keine Auswirkungen auf den Betrieb des Letzigrunds.
Doch an einer klaren Zukunftsstrategie für das Leichtathletikstadion fehlt es.

An spielfreien Tagen erinnert das Letzigrundstadion an einen Badestrand im Winter. Hinter dem rostbraunen Zaun liegt das Fussballfeld ungewohnt still da.
Es hallen keine Gesänge und keine Fan-Parolen durch das Rund, niemand bevölkert die Traminsel mit der Bierbüchse in der Hand.
Sollten die Stimmberechtigten am Sonntag in knapp zwei Wochen der Stadionvorlage zustimmen, könnte die Ruhe zum Dauerzustand werden.

Finanziell hätte der Wegfall der beiden wichtigsten Mieter GC und FCZ erstaunlicherweise wenig Auswirkungen.
Die beiden Vereine zahlen heute, abhängig vom Erfolg, zwischen einer halben und einer Million Franken Miete pro Jahr,
in Ausnahmefällen wie dem Erreichen der Champions League wird die Millionengrenze überschritten.
Die Spiele verursachen aber auch Kosten in etwa derselben Höhe, wie das Sportamt auf Anfrage mitteilt.
Genaue Zahlen zu den Aufwendungen für den Spielbetrieb sind indes nicht zu erhalten.
Der Auszug von GC und FCZ ist für die Stadt laut Sportamt kostenneutral. Die Frage nach der Daseinsberechtigung eines Stadions ohne Fussballbetrieb,
das die Stadt jährlich mit fast zehn Millionen Franken alimentiert, stellt sich trotzdem.

Nutzniesser des Auszugs der Fussballklubs wären die Zürcher Leichtathleten. Heute sind sie durch deren Spielplan eingeschränkt. Das gilt längst nicht nur für die Wiese und die Tartanbahn, sondern auch für die Infrastruktur im Stadionbauch. Dort befinden sich zwei Krafträume, eine Turnhalle sowie ein 110 Meter langer Lauftunnel. Am Spieltag wird in der Turnhalle das VIP-Catering aufgebaut, im Tunnel wird das Sicherheitspersonal stationiert. An einem Samstagsspiel müssen die Leichtathleten spätestens um 14 Uhr weichen. Trägt einer der Klubs Euro-League-Spiele aus, wie dieses Jahr der FC Zürich, ist bereits am Mittwoch vor dem Spieltag um 14 Uhr Trainingsschluss.

Endlich flögen wieder Speere
Marco Aeschlimann, Präsident des Leichtathletik-Clubs Zürich, ist bewusst, dass der Leichtathletikbetrieb die Stadioninfrastruktur nur zu einem Teil nutzt.
«Wir brauchen für unseren Trainingsbetrieb nicht Platz für 25 000 Zuschauer.» Aber die Einschränkungen für die Leichtathleten würden bisweilen unterschätzt.
«Es handelt sich nicht um Hobbysportler, sondern um EM- und WM-Teilnehmer.» Gut hundert Athleten trainieren täglich im Letzigrund.

Hochzeitsfoto vor leeren Rängen
Zur Generierung von Zusatzeinkommen könnten auch kleinere Anlässe beitragen. Davon gibt es heute bereits zwischen 250 und 300 in den Räumlichkeiten des Letzigrunds: Generalversammlungen von Vereinen, Firmenjubiläen, Trainingscamps, Hochzeitsfoto-Shootings oder Schulanlässe. Darunter fallen auch Veranstaltungen wie der jährliche Pink Ribbon Charity Walk oder Fussball-Länderspiele. Wie einträglich diese Anlässe sind und ob sich die Einnahmen daraus steigern lassen, vermag das Sportamt nicht zu beantworten. Man erhalte aber immer wieder Anfragen, die man aus terminlichen Gründen negativ beantworte.
Klar ist, dass Steigerungspotenzial vorhanden wäre, weil ohne Spielbetrieb deutlich mehr freie Termine zu Verfügung stünden. Angaben über konkrete Anlässe könne man aber keine machen. Der politische Auftrag sei bisher, in erster Linie Sport zu fördern, nicht kommerzielle Anlässe, sagt Manuela Schläpfer vom Zürcher Sportamt. Es gibt keinen politischen Auftrag, sich um die Akquisition von Anlässen zu bemühen.
Eine Strategie, wie das Letzigrundstadion dereinst besser genutzt und rentabler gemacht werden könnte, fehlt also weitgehend. Dies sei ein Umstand, der laut SP-Gemeinderat Davy Graf im Abstimmungskampf bisher zu wenig beachtet worden sei. Es sei aber an den Befürwortern des Stadionprojekts auf dem Hardturm, auf die Frage nach der Zukunft des Letzigrunds Antworten zu geben. Klar sei für ihn, dass eine Steigerung der Anzahl Konzerte nicht infrage komme, denn dies bedeute mehr Lärm für die Anwohner.

Doppelt so viele Konzerte
FDP-Präsident Severin Pflüger macht sich keine Sorgen um die Zukunft des Letzigrunds: Er sei überzeugt, dass man das Stadion vielfältig werde nutzen können. Man dürfe auch nicht vergessen, dass das Volk das Letzigrundstadion angenommen habe im Wissen um die wirtschaftlichen Voraussetzungen. Dennoch sei klar, dass die Stadt aktiver werden und das Defizit reduzieren müsste, sollten die Klubs ausziehen, sagt Pflüger. Für ihn ist es durchaus denkbar, dass man die Zahl der Konzerte erhöhe oder gar verdopple. Die Bedürfnisse der Anwohner seien zwar zu beachten, aber der Wegzug des Fussballbetriebs brächte ihnen ja auch eine gewisse Entlastung.
Wollte man mehr Konzerte veranstalten, wäre eine Gestaltungsplanänderung durch den Gemeinderat Voraussetzung. Ob dieses Mittel tauglich wäre, um das Defizit zu reduzieren, ist aber so oder so fraglich. Denn die Nachfrage nach Grosskonzerten ist beschränkt. Das Sportamt musste nach eigenen Angaben noch nie eine Absage erteilen, weil die maximale Anzahl Konzerte ausgeschöpft gewesen wäre.


Stehen Fussballspiele an, müssen sie ins Sihlhölzli ausweichen, das aber bereits durch die Verein TV Unterstrass und LC Turicum belegt sei. Man sei dort geduldet, aber die Platzverhältnisse seien eng. Ein reines Leichtathletikstadion würde Befreiung vom Korsett des Fussballspielplans bringen. Und womöglich könnte man auch wieder Speer- oder Diskuswerfen im Letzigrund trainieren. Das ist heute verboten.
Für volle Ränge sorgen die Leichtathleten nur einmal im Jahr, wenn «Weltklasse Zürich» ansteht. Bevölkert ist das Stadion auch bei den Open-Air-Konzerten. Sie sind für die Stadt ein einträgliches Geschäft: Sie spülen ihr einige hunderttausend Franken in die Kasse. Anders gesagt: Mit zwei Konzerten zusätzlich liesse sich die Miete der Fussballverein beinahe schon ausgleichen.
Die Zahl der Konzerte ist heute aber beschränkt. Sie liegt gemäss Gestaltungsplan bei jährlich vier Open-Air-Konzerte, zudem ist alle drei Jahre maximal ein fünftes Konzert möglich. Dieses Kontingent wurde in den letzten beiden Jahren allerdings bereits ausgeschöpft, ohne dass das Defizit geschrumpft wäre. 2017 waren es vier Konzerte, 2016 deren fünf; 2015 drei und 2014 ein Konzert.
Die dicksten Eier hat der nicht darauf herumreitet denn am end ist das End zu End

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Re: Neues stadion

Beitragvon Sektor D » 14.11.18 @ 15:40

Habe mich in den letzten Tagen intensiv mit den Pros und Contras beschäftigt, obwohl ich ja leider nicht abstimmen darf als Nicht-Städter. Aber ich würde mittlerweile voller Überzeugung ein JA einwerfen.

Ein Umzug aus dem hübschen, aber seelenlosen Eisschrank über die Geleise ist für den Moment sicher nicht schön, die nächste FCZ-Generation würde davon aber kaum etwas wissen. Und darum geht es in dieser Abstimmung: Die sportliche Zukunft des Spitzenfussballs (inkl. den beiden Teams) auf dem Platz Zürich. GC kann ja trotzdem absteigen... :)
In addition, credo quod Basilee habet destrui. (o.V.)

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Re: Neues stadion

Beitragvon Mr Mike » 14.11.18 @ 15:52

War lange auch auf der NEIN Seite, aus nostalgischen Gründen. Mittlerweile unentschlossen.
Kollege letztens, was würde aus all den Songs die mit dem Letzi zu tun haben? Schlussendlich will man als Fan ja das Beste für seinen Verein und das würde mich wohl veranlassen ein JA einzuwerfen. Aber da ich halt romantisch nostalgisch veranlagt bin, wirds wohl ein leerer Stimmzettel werden. Ist irgendwie wie wenn man Jessica Alba zur Linken und Jessica Alba zur Rechten zur Auswahl hat. :)
«In Basel finde ich den Bahnhof sehr schön», sagt Hannu Tihinen bei der Begrüssung trocken. Der Journalist ist etwas verwirrt und der Finne grinst schelmisch: «…weil es dort einen direkten Zug nach Zürich gibt.»

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Re: Neues stadion

Beitragvon Sektor D » 14.11.18 @ 15:58

Mr Mike hat geschrieben:Kollege letztens, was würde aus all den Songs die mit dem Letzi zu tun haben?


Meint er damit die Kurvenlieder? Die kann man glaube ich an einer Hand abzählen...

Mr Mike hat geschrieben:Ist irgendwie wie wenn man Jessica Alba zur Linken und Jessica Alba zur Rechten zur Auswahl hat. :)


Dachte ich zuerst auch. Aber ich glaube wirklich es ist eher die Wahl zwischen einer neuen, fussballfreundlichen Jennifer Lawrence (finde ich nicht ganz so scharf wie Alba) und Ueli Maurer's getragenen Socken... :)
In addition, credo quod Basilee habet destrui. (o.V.)

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