Beitragvon spitzkicker » 03.11.18 @ 8:35
Interview als Vorschau. Aus der "Schweiz am Wochenende" vom 3. November 2018:
Hekuran Kryeziu, FCZ-Trainer Ludovic Magnin sagte, dass Sie sich nach einer Eingewöhnungszeit gut entwickelt haben, auf dem Platz nicht zurückhaltend seien und als kampfstarker Mittelfeldspieler vorneweg gehen. Spüren Sie das Vertrauen des Coaches?
Hekuran Kryeziu: Absolut. Schon vor dem Wechsel hatte ich mehrere Gespräche mit ihm. Für einen Spieler ist es das Wichtigste, ein gutes Verhältnis zum Trainer zu haben. Ein Profi ohne Selbstvertrauen ist nur halb so gut. Ich habe von Ludovic Magnin und von dessen Assistenten René van Eck und Zoltan Kadar von Anfang an das volle Vertrauen gespürt. Das will ich mit meiner 100-prozentigen Präsenz auf dem Platz zurückzahlen.
Wie fühlen Sie sich in der Zürcher Mannschaft?
Die Stimmung ist auch hier hervorragend. Wir haben eine gute Mischung im Kader. Wie in Luzern haben wir einige sehr junge Spieler; mit Simon Sohm hat gegen St. Gallen der in dieser Saison aktuell jüngste Spieler in der Super League debütiert, er hat Jahrgang 2001. Auf der anderen Seite haben wir enorm erfahrene Leute wie den 38-jährigen Andris Vanins und den 36-jährigen Alain Nef. Ich zähle mich ebenfalls zu den Routiniers.
Sie sind zwar mit 25 Jahren noch immer relativ jung, aber 167 Super-League-Partien sind in diesem Alter eine stolze Anzahl. Ludovic Magnin sagte, der FCZ hätte für Ihren Transfer gekämpft, dementsprechend hoch sind die Erwartungen.
Ich finde es gut und habe Verständnis, wenn die Verantwortlichen etwas von mir erwarten.
Bekanntlich sind Adrian Winter und Benjamin Kololli seit Jahren Ihre Fussball-Kumpels. Ist es schön, nun auch bei Zürich zusammen mit den beiden im gleichen Team zu sein?
Adi durfte ich in Luzern kennenlernen, wir hielten den Kontakt aufrecht, als sich unsere Wege trennten. Er hat mir Ratschläge gegeben, dennoch war er nicht auschlaggebend, dass ich zum FC Zürich gegangen bin. Anschliessend wechselte auch Benjamin Kololli zum FCZ, ich freue mich, dass ich neben der kosovarischen Nationalmannschaft auch im Club mit ihm zusammenspielen kann. Er ist ein besonders wertvoller Spieler.
In der Europa League ist die Mannschaft sehr erfolgreich unterwegs, die ersten drei Spiele wurden gewonnen, selbst Bundesligist Leverkusen bezwungen. Sind das Highlights der Karriere?
Das war auch einer der Gründe, weshalb ich mich für den FCZ entschieden habe. Es ist ein ambitionierter Verein, die Europa League ist für jeden Spieler ein schönes Schaufenster. So erfolgreich zu spielen, das macht noch viel mehr Spass. Jetzt fehlt uns noch ein Punkt, damit wir sicher eine Runde weiter sind.
Nächste Woche geht’s nach Leverkusen.
Ja, doch zuerst treffen wir noch auf Luzern. Auf diesem Meisterschaftsspiel liegt unser gesamter Fokus. Dann folgt Leverkusen.
Ist der FCZ ein Aufstieg für Sie?
Hier hat man höhere Ziele, Zürich hat den Cuptitel in den letzten fünf Jahren dreimal gewonnen. Das ist ein sehr gesunder Verein, der gut und vor allem einfach aufgestellt ist mit den Canepas zuoberst, dem Sportchef, dem CEO und dem Trainer. Der Club ist sehr familiär geführt.
Wäre beim FCL nicht auch mehr möglich, wenn man zum Beispiel um Sie herum die neue Mannschaft aufgebaut hätte, wie Ex-Trainer Gerardo Seoane vorgeschlagen hatte, und man am richtigen Ort investieren würde?
Es ist nicht meine Aufgabe, das Kader zusammenzustellen oder zu sagen, wo man Geld einsetzen müsste. Ich habe mehrheitlich schöne 14 Jahre beim FC Luzern gehabt. Das letzte halbe Jahr war besonders schön gewesen, es ist in dieser Rückrunde mit dem Sprung von Platz 9 auf 3 auch vieles für uns gelaufen und wir hatten das nötige Glück auf unserer Seite. Es war nicht ein Entscheid gegen Luzern, sondern einer für Zürich.
I n der FCL-Matchzytig vom Sonntag steht, dass der «verlorene Sohn» heimkehrt. Fühlen Sie auch ein bisschen, dass Sie als «verlorener Sohn» nach Hause kommen?
Ich habe in diesem Verein mein halbes Leben verbracht, aber es wird für mich ein normales Spiel sein. Es werden einfach mehr Familienangehörige und Bekannte im Stadion sein als sonst. Für sie wird es wohl recht emotional. Ich als Spieler kann das Geschehen ausserhalb des Platzes im Stadion recht gut ausblenden. Einzig die Anweisungen des Trainers bekomme ich von ausserhalb des Feldes mit.
Bei der Rückkehr von Gerardo Seoane mit YB gab es teils Reaktionen unter der Gürtellinie von den FCL-Fans. Was erwarten Sie am Sonntag?
Ich erwarte ein gutes Spiel meiner Mannschaft, was die Leute im Stadion machen oder sagen, kann ich nicht beeinflussen. Falls sie sich negativ äussern, hätte ich kein Problem damit. Ich habe in den Jahren bei Luzern immer das Maximum gegeben, immer den Verein und nicht mich in den Vordergrund gestellt. Ich glaube, das ist bis zum Schluss so gewesen.
In Luzern trugen Sie die Nummer 31, weil dieses Leibchen gerade frei war. Gibt es Gründe, dass Sie beim FCZ die 71 wählten?
Die 31 hat bereits Namensvetter Mirlind Kryeziu, mit dem ich nicht verwandt bin. In der Folge wählte ich den Jahrgang meiner Eltern, die beide 1971 geboren sind. Sie haben mir immer die volle Unterstützung gegeben, ich hatte eine sehr schöne Kindheit.Auf meinen Fussballschuhen habe ich die Initialen der Eltern und meiner Schwester. Mir bedeutet die Familie sehr viel.