NEWS UND TRANSFER FUSSBALL

Hier kommt alles über Fussball rein, das nicht mit dem FCZ zu tun hat.
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MetalZH
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Re: NEWS UND TRANSFER FUSSBALL

Beitragvon MetalZH » 11.10.18 @ 16:45

Demokrit hat geschrieben:Krass, dass es so etwas noch gibt.


Solange es Geld und grosse Egos gibt.
We are Motörhead. And we play Rock'n'Roll.


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Dave
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Re: NEWS UND TRANSFER FUSSBALL

Beitragvon Dave » 12.10.18 @ 10:50

Demokrit hat geschrieben:Krass, dass es so etwas noch gibt.


Wundert mich überhaupt nicht. Es wird wahrscheinlich noch viel mehr betrogen im Fussball.
Von einem Sport, der durch die profitabelste Mafia der Welt (FIFA) regiert wird, kann man dies so erwarten.
"Wenn jemand sagt, der FCZ sei kein Spitzenclub, habe ich Mühe, weiter zu diskutieren."
Ancillo Canepa

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Demokrit
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Re: NEWS UND TRANSFER FUSSBALL

Beitragvon Demokrit » 12.10.18 @ 16:22

Mega lustig.....vor allen das Eiertütschis.....
Aber das erste Tor war wirklich gut....
Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart. Noël Coward, britischer Dramatiker (1899 - 1973)

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Re: NEWS UND TRANSFER FUSSBALL

Beitragvon Mr Mike » 14.10.18 @ 0:00

lol schland :)
«In Basel finde ich den Bahnhof sehr schön», sagt Hannu Tihinen bei der Begrüssung trocken. Der Journalist ist etwas verwirrt und der Finne grinst schelmisch: «…weil es dort einen direkten Zug nach Zürich gibt.»

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Re: NEWS UND TRANSFER FUSSBALL

Beitragvon devante » 15.10.18 @ 14:16

Mr Mike hat geschrieben:lol schland :)

+1
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Schmiedrich
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Re: NEWS UND TRANSFER FUSSBALL

Beitragvon Schmiedrich » 15.12.18 @ 15:28

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Zuletzt geändert von Schmiedrich am 03.10.20 @ 10:48, insgesamt 1-mal geändert.
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DJ Danny Walter
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Re: NEWS UND TRANSFER FUSSBALL

Beitragvon DJ Danny Walter » 16.12.18 @ 14:20

Jörg Kra­mer

»Ich su­che nach dem Inies­ta-Ge­hirn«

Sven Mis­lin­tat muss das Po­ten­zi­al von Spie­lern er­ken­nen, be­vor die Kon­kur­renz es tut. Ein Ge­spräch mit dem Ka­der­pla­ner Ar­se­nal Lon­dons dar­über, wie er die per­fek­te Mi­schung aus Er­folgs­hun­ger, Tem­po und kli­ni­scher Prä­zi­si­on im Ab­schluss fin­det

DIE ZEIT: Stimmt es, dass die bes­ten Spür­na­sen un­ter den Ta­lent­spä­hern die Spie­ler im­mer schon beim Auf­wär­men vor den Par­ti­en ver­fol­gen, um ir­gend­wel­che be­son­de­ren Qua­li­tä­ten auf­zu­de­cken?

Sven Mis­lin­tat: Ich gu­cke mir das Warm­ma­chen im Sta­di­on auch gern an. Es gibt zum Bei­spiel Stür­mer, die wer­den aus­wärts wäh­rend des Spiels gar nicht vie­le Ak­tio­nen mit dem Ball ha­ben. Bei viel­leicht 15 Tor­schüs­sen im Auf­wärm­pro­gramm se­he ich bei de­nen ver­gleichs­wei­se viel. Aber es gibt Trai­nings­welt­meis­ter, die ih­re Qua­li­tä­ten im Ernst­fall nicht prä­sen­tie­ren kön­nen. Und an­de­re sind men­tal erst bei hun­dert Pro­zent, wenn an­ge­pfif­fen ist. Wett­kampf ist Wett­kampf, Warm­ma­chen ist Warm­ma­chen.

ZEIT: Wor­auf ach­ten Sie statt­des­sen be­son­ders?

Mis­lin­tat: Es sind Klei­nig­kei­ten, die in den Da­ten über den Spie­ler nicht vor­kom­men. Zum Bei­spiel der Blick über die Schul­ter, mit dem Ju­li­an Weigl, den wir für Dort­mund bei 1860 Mün­chen in der zwei­ten Li­ga ge­s­cou­tet ha­ben, schnell mal die gan­ze Um­ge­bung scannt. Man­che Be­ob­ach­ter grün­den ih­re Be­wer­tun­gen dar­auf, dass sie sehr de­tail­liert er­fas­sen und schon wäh­rend des Spiels be­schrei­ben, was die Spie­ler kön­nen und was nicht. Ich su­che nach dem Be­son­de­ren, ei­ner Waf­fe. Zum Bei­spiel Tem­po, ge­paart mit fast kli­ni­scher Prä­zi­si­on im Ab­schluss, wie es bei Pier­re-Eme­rick Auba­meyang zu fin­den war. Oder nach ei­nem Inies­ta-Brain.

ZEIT: Dem Ge­hirn ei­nes An­drés Inies­ta?

Mis­lin­tat: Ge­nau. Ich mei­ne die Fä­hig­keit, die Ku­gel an­zu­neh­men, da­bei den Geg­ner im Blick zu be­hal­ten, gar nicht auf den Ball zu se­hen, sich dann aus ei­ner en­gen Spiel­si­tua­ti­on zu lö­sen, oh­ne zu wis­sen, wie man es jetzt ei­gent­lich ge­nau macht. Es ist au­to­ma­ti­siert. Al­le Be­we­gun­gen sind ge­spei­chert. In die­sen Si­tua­tio­nen müs­sen die Spie­ler nicht nach­den­ken. Als ich Ous­ma­ne Dembélé in ei­nem Ju­gend­spiel der U-18 sah ...

ZEIT: ... den Spie­ler, den Sie spä­ter Bo­rus­sia Dort­mund emp­fah­len und den der BVB am En­de mit rund 100 Mil­lio­nen Eu­ro Ge­winn an den FC Bar­ce­lo­na ver­kauf­te.

Mis­lin­tat: Ich sah ihn, da hat­te er noch nicht ein ein­zi­ges Mal für Sta­de Ren­nes in der ers­ten Mann­schaft ge­spielt. Ich wet­te, er hät­te an­schlie­ßend nicht sa­gen kön­nen, wel­chen Fuß er in be­stimm­ten Si­tua­tio­nen be­nutzt hat. Weil er schlicht nicht dar­über nach­dach­te. Ich fühl­te: Das ist ein rich­tig be­son­de­rer Spie­ler. Shin­ji Ka­ga­wa war auch so ei­ner. Wir wa­ren zehn­mal in Ja­pan, aber ei­gent­lich war ich nach den ers­ten 30 Spiel­mi­nu­ten si­cher. Den konn­te kei­ner grei­fen. Mit ei­ner Be­we­gung än­der­te er die kom­plet­te Rich­tung des Spiels.

ZEIT: Was ist mit den so­ge­nann­ten wei­chen Fak­to­ren, den Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten der Spie­ler? Wie er­kennt man die Men­ta­li­tät?

Mis­lin­tat: Das ist na­tür­lich am schwie­rigs­ten zu er­fas­sen. Man muss Ge­sprä­che füh­ren, be­stimm­te Fra­ge­tech­ni­ken an­wen­den. Aber da sind die Jungs dann von ih­ren Be­ra­tern ex­trem ge­brieft. Sie wis­sen, was sie sa­gen müs­sen, wenn ein Ver­ein kommt. In die­sen Ge­sprä­chen kit­zelst du kei­nen. Mehr sieht man auf dem Spiel­feld. In den letz­ten 15 bis 20 Mi­nu­ten zum Bei­spiel.

ZEIT: Was sieht man da?

Mis­lin­tat: Gibt der Spie­ler noch al­les für sein Team, wenn die Mann­schaft 0 : 3 zu­rück­liegt? Wie ver­hält er sich un­ter Schmer­zen? Här­te, Per­sön­lich­keit auf dem Platz, Ag­gres­sio­nen – dies al­les wird zum En­de des Spiels deut­li­cher sicht­bar.

ZEIT: Wie war es mit Dembélé, von dem es heißt, er ha­be sich vor ein­ein­halb Jah­ren zu Bar­ce­lo­na ge­streikt?

Mis­lin­tat: Der Wech­sel wur­de durch die Un­ter­schrif­ten der Club­ver­ant­wort­li­chen voll­zo­gen, nicht durch ei­nen Streik. Als Club müs­sen wir die Stär­ken und Schwä­chen un­se­rer Spie­ler ka­na­li­sie­ren und auf­hö­ren, uns zu be­kla­gen. Ous­ma­ne ist nicht zum Trai­ning ge­kom­men – rich­tig. Aber die­se Fä­hig­keit, Stra­te­gi­en zu ent­wi­ckeln, je­de Lü­cke für sich aus­zu­nut­zen, war auf dem Spiel­feld Gold wert. Ous­ma­ne ent­schied mit sei­nen Ak­tio­nen Spie­le für uns und war maß­geb­lich für den Po­kal­sieg 2017 ver­ant­wort­lich. Vie­le die­ser Top­spie­ler, die den Un­ter­schied aus­ma­chen, kom­men aus Mi­lieus, wo sie hung­rig nach Auf­stieg und Er­folg wur­den. Sie ha­ben ei­ne be­son­de­re in­trin­si­sche Mo­ti­va­ti­on. Cris­tia­no Ro­nal­do zum Bei­spiel, er war der klei­ne Jun­ge von Ma­dei­ra. In der Nach­wuchs­aka­de­mie von Sporting Lis­sa­bon wohn­te er mit an­de­ren in ei­ner Turn­hal­le. Dar­über ha­be ich ei­ne Ge­schich­te ge­hört.

ZEIT: Er­zäh­len Sie.

Mis­lin­tat: Nach drei Mo­na­ten kam der Haus­meis­ter zu den Club­ver­ant­wort­li­chen: Wir ha­ben da ei­nen Klei­nen, der schießt täg­lich bis Mit­ter­nacht den Ball ge­gen die Hal­len­wand, um dann zu ver­su­chen, ihn an­zu­neh­men. Was soll ich mit dem ma­chen? Da ha­ben die ge­ant­wor­tet: Lass ihn wei­ter­ma­chen! Wis­sen Sie, Aus­nah­me­sport­ler wie auch Ro­ger Fe­de­rer oder Mi­cha­el Schu­ma­cher zei­gen, dass das, was wir ger­ne als Ta­lent be­schrei­ben, nicht ge­ne­tisch ver­an­lagt ist.

ZEIT: Son­dern?

Mis­lin­tat: Es sind die vie­len Trai­nings­stun­den, die den Un­ter­schied ma­chen. Das kann auch das Spie­len auf der Stra­ße oder auf dem Bolz­platz sein. Kids aus Fa­ve­las in Bra­si­li­en ha­ben mit zwölf Jah­ren durch­aus schon ih­re 10.000 Stun­den Fuß­ball ge­spielt, die wird ein Kind in Deutsch­land nor­ma­ler­wei­se nie­mals ha­ben.

ZEIT: Sie sind in Dort­mund ge­bo­ren, im west­fä­li­schen Ka­men auf­ge­wach­sen. War Dort­mund so­zu­sa­gen Ihr na­tür­li­cher Ver­ein?

Mis­lin­tat: Ich hat­te schon vor Dort­mund ei­ne Kar­rie­re in der Bun­des­li­ga. Ich ar­bei­te­te als Chef­ana­lyst für ei­ne Fir­ma, die Match- und Geg­ner­ana­ly­sen für Ver­ei­ne an­bot. 2005 mach­te ich mich selbst­stän­dig, ar­bei­te­te für For­tu­na Düs­sel­dorf und ver­sorg­te auch die zwei­te Mann­schaft von Dort­mund mit Ana­ly­se­bil­dern. Im Ok­to­ber 2006 kam es dann zu mei­nem ers­ten Ge­spräch mit Ma­na­ger Mi­cha­el Zorc. Ich fiel mit der Tür ins Haus und sag­te ihm, dass ich nicht mehr frei­be­ruf­lich ar­bei­ten, son­dern Teil ei­nes Clubs sein woll­te, mit­ge­win­nen und mit­ver­lie­ren woll­te. Die­se Emo­tio­nen hat­ten mir ge­fehlt.

ZEIT: Sie wur­den gleich ge­nom­men?

Mis­lin­tat: Ich hat­te 48 Stun­den Zeit, ei­ne Mus­ter-DVD vom letz­ten Spiel zu er­stel­len, ich soll­te ei­ne Ana­ly­se ma­chen und mir ei­ne Team­sit­zung aus­den­ken. Die muss­te ich dem Co-Trai­ner prä­sen­tie­ren. An­schlie­ßend sag­ten sie: Den wol­len wir ha­ben. Das war im Ok­to­ber 2006. Mi­cha­el Zorc woll­te den BVB dar­über hin­aus im Be­reich Scou­ting und Ana­ly­se mo­der­ni­sie­ren, ver­trau­te mir und gab mir den Job. Ich führ­te zu­erst Da­ten­bank­sys­te­me, Vi­deo­ar­chi­ve und tech­ni­sches Scou­ting mit Tak­tik­ka­me­ras ein.

ZEIT: Sie wa­ren der Mann für al­les?

Mis­lin­tat: Ich war bald Chef­scout und Chef­ana­lyst in ei­nem, und mit der An­kunft von Jür­gen Klopp, ei­nem mei­ner wich­tigs­ten Men­to­ren, ha­be ich auch die Ana­ly­sen für die Mann­schaft in der Halb­zeit­pau­se mit­ge­macht. Heu­te gibt es für je­den die­ser Be­rei­che Ex­per­ten.

ZEIT: Ist ei­ner, der Mann­schaf­ten tak­tisch ana­ly­sie­ren kann, au­to­ma­tisch ein gu­ter Scout für ein­zel­ne Spie­ler?

Mis­lin­tat: Ich ha­be an­fangs nicht ge­wusst, ob ich er­ken­nen kann, dass ein Spie­ler, den ich heu­te se­he, über­mor­gen top sein könn­te. Ich ha­be mir an­ge­schaut, wie die an­de­ren ar­bei­te­ten, um dar­aus zu ler­nen. Bei Ar­se­nal hat es mir im letz­ten Som­mer sehr ge­hol­fen, dass ich die­sen Matchana­ly­se-Hin­ter­grund ha­be. Wir ha­ben, als ein Nach­fol­ger für Trai­ner Arsène Wen­ger ge­fun­den wer­den muss­te, lan­ge und in­ten­si­ve Ge­sprä­che mit Kan­di­da­ten ge­führt, über meh­re­re Stun­den. Da war ich der­je­ni­ge, der die fuß­ball­tech­ni­sche Dis­kus­si­on führ­te. Ich schau­te mir fünf, sechs Spie­le von den je­wei­li­gen Kan­di­da­ten an, muss­te mich in ih­re Ar­beits­wei­se hin­ein­den­ken: Wel­che Sys­te­me spielt er? So konn­te ich ein ad­äqua­ter Ge­sprächs­part­ner sein.

ZEIT: Sie sind beim FC Ar­se­nal nicht nur für die Su­che nach Ta­len­ten zu­stän­dig?

Mis­lin­tat: Rich­tig. Ich ha­be als Teil ei­ner Grup­pe auch die Ver­ant­wor­tung für die Be­stel­lung des Trai­ners Un­ai Eme­ry mit­ge­tra­gen. Und »Head of Re­cruit­ment« heißt, ich muss Ta­len­te nicht nur iden­ti­fi­zie­ren, son­dern sie auch ver­pflich­ten. Schon in Dort­mund wa­ren die Über­gän­ge flie­ßend. Bei Dan-Axel Za­gadou zum Bei­spiel, den wir von Pa­ris Saint-Ger­main hol­ten, und Ja­don San­cho von Man­ches­ter Ci­ty. Da ge­hör­ten auch die Ge­sprächs­ter­mi­ne mit den Agen­ten, den Spie­lern und ih­ren El­tern zu mei­nen Auf­ga­ben. Dan-Axels Va­ter sag­te am En­de zu mir: Du musst jetzt auf mei­nen Sohn auf­pas­sen wie ich.

ZEIT: In wel­chem Sta­di­um ei­ner Trans­fer­ent­schei­dung bin­den Sie den Chef­trai­ner ein?

Mis­lin­tat: Oft erst im letz­ten Schritt. Man kann die Trai­ner ja nicht fünf­mal für ei­nen Spie­ler ins Aus­land schi­cken. Manch­mal hat man sechs bis zehn Mo­na­te Ana­ly­se­ar­beit über ei­nen Spie­ler ge­leis­tet, und zum Schluss kommt die­ses ei­ne Spiel, zu dem al­le hin­fah­ren – Sport­di­rek­tor, Chef­trai­ner, viel­leicht noch der Ver­eins­chef. Und dann spielt der Jun­ge schlecht! Oder wo­mög­lich zofft er sich mit Mit­spie­lern oder legt sich mit dem Schieds­rich­ter an. An ei­nem sol­chen letz­ten Ein­druck sind schon Trans­fers ka­putt­ge­gan­gen.

ZEIT: Und dann?

Mis­lin­tat: Hart­nä­ckig blei­ben oder zum nächs­ten Spie­ler. So ist der Job.

ZEIT: Rei­sen Sie in der Welt her­um?

Mis­lin­tat: Live zu schau­en ist wich­tig, aber ich hal­te nichts da­von, 250 Spie­le im Jahr vor Ort zu se­hen. Rei­sen kos­ten zu viel Zeit. In der Zeit­span­ne für ei­nen Rei­se­tag mit Ho­tel­über­nach­tung kann ich im Of­fice drei bis vier Spie­le kon­zen­triert im Vi­deo gu­cken und fünf bis sechs Spie­ler in der Gro­bana­ly­se durch­ar­bei­ten. Ich fin­de die sys­te­ma­ti­sche Markt­ana­ly­se wich­tig. Das heißt, ich neh­me mir ei­ne Li­ga vor und nut­ze das ge­sam­te Pa­ket an Da­ten­ban­ken und ver­füg­ba­ren Vi­de­os.

ZEIT: Wie kann man sich das vor­stel­len?

Mis­lin­tat: Mein Team und ich schau­en – zum Bei­spiel von der schwe­di­schen Li­ga – sämt­li­che Par­ti­en von zwei bis drei Spiel­ta­gen. Wir ge­ne­rie­ren ein Port­fo­lio in­ter­es­san­ter Na­men. Dann be­trach­ten wir die Da­ten, ar­bei­ten de­tail­lier­ter am Vi­deo. Da­nach ge­hen wir raus und gu­cken live. Bin­nen zwei, drei Wo­chen ha­ben wir so die gan­ze Li­ga er­fasst. Mit dem Er­geb­nis ei­ner Lis­te von Spie­lern, die wir ge­nau­er ver­fol­gen.

ZEIT: Füh­ren die Da­ten, die der Com­pu­ter über die Spie­ler aus­spuckt, manch­mal in die Ir­re?

Mis­lin­tat: Ich muss wis­sen, wie ich sie le­sen muss. Ju­li­an Weigl zum Bei­spiel hat­te in sei­ner Zeit bei 1860 Mün­chen nur sehr durch­schnitt­li­che Sta­tis­ti­ken, so­gar am Ball. Das lag aber dar­an, dass er als so­ge­nann­ter Box-to-Box-Spie­ler ein­ge­setzt wur­de, der zwi­schen den Straf­räu­men hin- und her­rennt. Die Bäl­le flo­gen über ihn hin­weg. Oft ha­ben jun­ge Spie­ler noch nicht das nö­ti­ge tak­ti­sche Ver­ständ­nis ver­mit­telt be­kom­men. Wir dach­ten: Wür­de Weigl auf der Sech­ser-Po­si­ti­on vor der Ab­wehr mit spiel­star­ken Leu­ten um sich her­um ein­ge­setzt, wä­re er ein an­de­rer Spie­ler. Er wür­de die Bäl­le ver­tei­len kön­nen, war­ten, die Ba­lan­ce im Spiel aus­ma­chen. Mit Mattéo Guen­dou­zi war es ähn­lich.

ZEIT: Den jun­gen Mit­tel­feld­spie­ler hol­ten Sie aus der zwei­ten fran­zö­si­schen Li­ga zu Ar­se­nal.

Mis­lin­tat: Ich ha­be ihn beim FC Lori­ent ge­se­hen, da war der Club noch in der ers­ten Li­ga. Ich mag die­sen Ver­ein, da fin­det man im­mer in­ter­es­san­te Spie­ler. Guen­dou­zi fiel mit sei­nen lan­gen Haa­ren und sei­ner Per­sön­lich­keit gleich auf. Aber ich in­ter­es­sie­re mich auch für die Schwä­chen. Kann man die ab­stel­len? Mattéo rann­te un­zweck­mä­ßig auf dem gan­zen Feld her­um, aber es war mir klar: Es ist nur ei­ne Fra­ge des Trai­nings und der Zeit, ihm das ab­zu­ge­wöh­nen. Für uns war der Trans­fer des da­mals 18-Jäh­ri­gen wich­tig, um der Welt zu zei­gen: Wir sind wie­der das al­te Ar­se­nal, das jun­gen Spie­lern ei­ne Chan­ce gibt.

ZEIT: Nut­zen Sie Al­go­rith­men, um Spie­ler vor­zu­sor­tie­ren?

Mis­lin­tat: Ich kann auf die­se Wei­se Na­men ge­ne­rie­ren. Wenn ich bei­spiels­wei­se ei­nen spiel­star­ken In­nen­ver­tei­di­ger su­che, kann ich re­la­tiv schnell die welt­weit Bes­ten im Com­pu­ter fin­den – über Sys­te­me, die ih­re Bal­l­ak­tio­nen be­wer­ten. Da gibt es das so­ge­nann­te Packing-Mo­dell, das Päs­se oder Dribb­lings da­nach ge­wich­tet, wie vie­le Ge­gen­spie­ler über­spielt wer­den. Vor ei­ni­gen Jah­ren ha­be ich mit Freun­den Matchmetrics ge­grün­det und mit ih­nen ei­ne sol­che Platt­form ent­wi­ckelt. Bei uns wer­den Ak­tio­nen da­nach be­wer­tet, ob sie ei­ne hö­he­re Tor­ge­fahr her­auf­be­schwö­ren. Und Ab­wehr­ak­tio­nen da­nach, in wel­chem Ma­ße sie die Ge­fahr von un­se­rem Tor weg­neh­men.

ZEIT: Und am En­de lie­fert Ih­nen die Soft­ware den idea­len In­nen­ver­tei­di­ger?

Mis­lin­tat: Idea­ler­wei­se kom­men da zehn, zwan­zig Na­men raus. Bei ei­ni­gen weißt du so­fort, dass sie noch zu lan­ge un­ter Ver­trag sind, zu alt, nicht ver­füg­bar. Die rest­li­chen un­ter­zie­hen wir un­se­ren sys­te­ma­ti­schen Pro­zes­sen. Da­ten er­klä­ren aber nicht al­les. Man darf sie nicht ein­fach nur ab­le­sen.

ZEIT: Zum Bei­spiel?

Mis­lin­tat: Neh­men wir die Lauf­da­ten. Ei­ni­ge Spie­ler kom­men auf 12,5 Ki­lo­me­ter im Spiel, aber die letz­ten Me­ter, die nö­tig sind, um den Zwei­kampf zu füh­ren, lau­fen sie nicht. Manch ei­ner läuft viel­leicht 12,5 Ki­lo­me­ter nur des­halb, weil er muss. Weil er näm­lich je­des Mal zu spät star­tet und dann hin­ter­her­rennt. Ein an­de­rer, der auf nur elf Ki­lo­me­ter kommt, hat viel­leicht al­les rich­tig ge­macht: recht­zei­tig die We­ge zu­ge­stellt, dass er nicht über­spielt wer­den kann.

ZEIT: Ist Ih­re Ar­beit in der Pre­mier Le­ague an­ders als in der Bun­des­li­ga?

Mis­lin­tat: Ich ha­be noch mal da­zu­ge­lernt. Die eng­li­sche Li­ga ist die Li­ga, in die al­le wol­len. Al­les ist noch po­li­ti­scher, al­le in­vol­vier­ten Leu­te ha­ben Kon­tak­te zu Me­di­en, sie bau­en bei Spie­ler­trans­fers Druck auf. Ich fin­de es in­ter­es­sant, mich hier be­wei­sen zu dür­fen. Dort­mund ist ein ähn­lich gro­ßer Club, aber der Wett­be­werb hier ist deut­lich schär­fer.

ZEIT: Wie äu­ßert sich das?

Mis­lin­tat: Wenn raus­kommt, dass wir ei­nen Spie­ler wol­len, sprin­gen da so­fort zwei Clubs drauf, nur um den Preis nach oben zu trei­ben. Hier gibt hier es im Ver­gleich drei »Bay­ern Mün­chen«: Das sind die bei­den Man­ches­ter-Clubs Ci­ty und United, da­zu der FC Chel­sea. Dann gibt es drei »Dort­munds«: FC Li­ver­pool, Tot­ten­ham Hot­spur, Ar­se­nal. Al­le an­de­ren sind von der Grö­ße und der Power her ver­gleich­bar mit der Be­deu­tung von Bo­rus­sia Mön­chen­glad­bach und RB Leip­zig. Es ist ein an­de­rer Wett­be­werb.

ZEIT: Oh­ne den Streit mit Coach Tho­mas Tu­chel wä­ren Sie nicht in Eng­land, rich­tig?

Mis­lin­tat: Es gab nur gu­te Grün­de, ei­ne an­de­re Her­aus­for­de­rung an­zu­neh­men, kei­nen ein­zi­gen schlech­ten Grund, Dort­mund zu ver­las­sen. Die Ge­schich­te mit Tho­mas Tu­chel war le­dig­lich aus­schlag­ge­bend da­für, über al­les nach­zu­den­ken. Ich hat­te frü­her schon An­ge­bo­te aus Eng­land und Deutsch­land. Fast pa­ra­dox, dass ich erst da­durch ei­nen grö­ße­ren Be­kannt­heits­grad be­kam.

ZEIT: Sie woll­ten den Spie­ler Óli­ver Tor­res von Atléti­co Ma­drid ver­pflich­ten, Tu­chel nicht – dar­um ging es?

Mis­lin­tat: Wir al­le zu­sam­men hat­ten be­schlos­sen, die­sen Spie­ler zu ho­len. Die gan­ze Ar­beit war er­le­digt, Óli­ver kämpf­te für sei­nen Wech­sel. Dann aber woll­te ihn un­ser Trai­ner nicht mehr. Für mich war der Point of no Re­turn er­reicht. Wenn ich mich mit ei­nem Spie­ler ver­bin­de, muss er wis­sen, dass ich für ihn da bin. Es ging um Glaub­wür­dig­keit. Die Sa­che ist aber gar nicht mal es­ka­liert. Mit wur­de nur ir­gend­wann mit­ge­teilt, ich sol­le nicht mehr im Um­feld des Trai­ner­teams und der Mann­schaft auf­tau­chen. Es gab nie ei­ne rich­ti­ge Aus­ein­an­der­set­zung.


In Dort­mund, wo er von 2006 an als Ana­lyst und Scout ar­bei­te­te, nann­ten sie den 46-Jäh­ri­gen we­gen sei­nes Blicks für Ta­len­te das Dia­man­ten­au­ge. Er er­kann­te früh die Qua­li­tä­ten von Ous­ma­ne Dembélé, Pier­re-Eme­rick Auba­meyang und an­de­ren. Nach ei­nem Streit mit Trai­ner Tho­mas Tu­chel be­gann er sich für die An­ge­bo­te an­de­rer Clubs zu in­ter­es­sie­ren. So stieg er vor ei­nem Jahr als Ka­der­pla­ner bei Ar­se­nal Lon­don ein.

Sven Mis­lin­tat ist in Ka­men auf­ge­wach­sen und stu­dier­te Sport­wis­sen­schaf­ten in Bo­chum


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