Beitragvon schwizermeischterfcz » 15.05.18 @ 17:44
Tränen zum Abschied
ERSTE MANNSCHAFT, CÉDRIC BRUNNER, 15. MAI 2018, BIL, VERÖFFENTLICHT IN TAGES ANZEIGER
Mit einem Handschlag und einem Präsent geht beim FC Zürich ein Kapitel zu Ende. Cédric Brunner schüttelt Sportchef Thomas Bickel vor dem Basel-Spiel die Hand, der Verteidiger wechselt nach zwölf Jahren FCZ auf die neue Saison hin zu Bielefeld in die zweite Bundesliga.
Hinter der Förmlichkeit dieses Adieu verbergen sich grosse Gefühle. Brunner hat nach seinem letzten Spiel im Letzigrund rote Augen. Tränen fliessen. Er hat all die Jahre alles gegeben - wie auch nun. Mit nacktem Oberkörper betritt er die Garderobe, das Leibchen hat er verschenkt. Der 24-Jährige verlässt das Bekannte, es wartet das Fremde.
Es ist ein Adieu, das Wehmut bereitet. Bei Brunner, der 2006 als 12-Jähriger zum FC Zürich kam und sein halbes Leben beim Club verbrachte. Bei Bickel, der ein Eigengewächs verliert. Bei Trainer Ludovic Magnin, der einen zuverlässigen Spieler abgeben muss. Und auch bei den Fans. Kürzlich haben sie in Maur, dem Wohnort von Brunner, ihren Dank auf eigene Art ausgedrückt: «Danke Cedi» ist da auf einem Graffito an einer Wand zu lesen. Als nach dem 4:1-Sieg gegen Basel die Mannschaft in die Südkurve geht, wird ein Transparent gespannt: «12 Jahr FCZ - Danke Cedi!»
Loyal, vielseitig, smart
Brunner hat Spuren hinterlassen in seinem Verein. Er war kein Lautsprecher, doch immer loyal. Er ist mit dem FCZ in die Challenge League gegangen. Als ihm die Clubleitung nahelegte, alles dem Aufstieg unterzuordnen, unterbrach er auch das angefangene Psychologiestudium.
Brunner war vielseitig einsetzbar, als Aussen- wie auch als Innenverteidiger. In der Rückrunde emanzipierte er sich gar von seiner Rolle als Mitläufer. Er ist zur Teamstütze geworden. Wie er gegen Basel im Zentrum der Dreierkette verteidigte, das war: smart, souverän, stark. In den vergangenen Wochen erlebte man wohl den besten Brunner in seiner FCZ-Zeit. Und da ist der persönliche Höhepunkt: Sein Tor im Februar gegen GC brachte den FCZ in den Cupfinal.
Bei so viel gegenseitiger Zuneigung stellt sich die Frage, weshalb die beiden Parteien sich überhaupt trennen. «Wir haben uns nicht gefunden», sagt Brunner. Der FCZ hat ihm ein Angebot gemacht, das er für zu wenig gut befand. Gleichzeitig bemühte sich Arminia Bielefeld mit Trainer Jeff Saibene hartnäckig um ihn.
Saibene heisst der neue Trainer
Brunner war bei den Deutschen schon lange auf einer Liste, noch bevor Saibene im Frühling 2017 dort Trainer wurde. Saibene rief ihn immer wieder an, schrieb SMS, lobte ihn. «Ich wollte ihn unbedingt», sagt der Luxemburger mit Thuner und St. Galler Vergangenheit. Brunner besuchte Bielefeld und sah die Fussballkultur, 18 000 Leute kommen im Schnitt auf die Alm zu den Spielen, nächste Saison locken Spiele gegen Mannschaften wie St. Pauli, Köln oder Hamburg. Brunner ist jung, beidfüssig, Stammspieler in der Super League - und ablösefrei. «Ein seltenes Paket», sagt Saibene.
Bevor Brunner geht, will er sich anständig verabschieden. Am Samstag gegen Lugano ist er gesperrt, doch im Cupfinal gegen YB soll der Titel her.
Sein Adieu tönt wie ein künftiges Hallo: «Ich hoffe, ich darf wieder einmal zurückkehren
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