Beitragvon schwizermeischterfcz » 12.03.18 @ 22:39
Bericht über Urs Meier in der Aargauer Zeitung. Sein Rappi hat übrigens schon wieder gewonnen!
TRAINER FORDERT AARAUER
Mehr als ein Taktikfuchs: Der ehemalige FCZ-Trainer Urs Meier setzt den Aarauern mit Rapperswil zu
von Ruedi Kuhn — az11.3.2018 um 09:00 Uhr
Der Fussball-Trainer und Wahl-Aargauer Urs Meier fordert mit dem Aufsteiger FC Rapperswil-Jona den FC Aarau – im Interview erzählt er, von seiner Zeit beim FCZ und wie sich der Fussball in den letzten Jahrzehnen verändert hat.
Urs Meier, wie erlebten Sie die Zeit zwischen der Entlassung beim FC Zürich Anfang August 2015 und der Vertragsunterschrift bei Rapperswil-Jona im Februar 2017? Was macht ein arbeitsloser Trainer den lieben, langen Tag?
Meier beweist Humor und sagt: «Ich habe erkannt, wie schnell die Zeit vergeht.» Ist das alles? «Nein, natürlich nicht», fügt er mit einem schelmischen Lächeln hinzu. «Ich kümmerte mich um meine Familie, um meine Frau Sandra und die Kinder Seraina und Yanik.
Im Winter war ich oft auf der Lenzerheide und bin Ski gefahren. Und ich habe viel Zeit in die Entwicklung meiner Persönlichkeit als Trainer und als Mensch investiert.» Für die Weiterbildung im sportlichen Bereich nützte Urs Meier die Zeit vor und während der EM-Endrunde 2016 in Frankreich.
Seine guten Kontakte zu Marcel Koller, dem damaligen Coach der Nationalmannschaft Österreichs, und zu Joachim Löw, dem Trainer von Deutschlands Nationalteam, ermöglichten ihm Einblicke in die Arbeitsweise der beiden Erfolgstrainer.
Einblicke in die Arbeitsweise von Koller und Löw
Für die Weiterbildung im mentalen und persönlichen Bereich beanspruchte Urs Meier die Dienste des Zürchers Urs R. Bärtschi, der seit 20 Jahren als Coach und Berater in Individual-Psychologie tätig ist. Meier schloss sich einem mehrtägigen Seminar und Studiengang für angewandtes Coaching an.
Dabei geht es um Beratung und Schulung bezüglich beruflicher und persönlicher Fragen. Das Ziel der Ausbildung ist konsequenteres und zielorientierteres Handeln in der Karriereplanung und die Förderung der Persönlichkeit.
«Die Einblicke in die Arbeitsweise von Marcel Koller und Joachim Löw und der Studiengang in Individual-Psychologie haben mich weitergebracht», sagt Meier. «Es sind Erfahrungen, die mir während der Tätigkeit beim FC Rapperswil-Jona helfen.
Psychologischer Teil wird imme wichtiger
Die Arbeit als Trainer steht nach wie vor im Mittelpunkt, aber im Umgang mit den Spielern wird der psychologische Bereich immer wichtiger. Im Gegensatz zu früher sind die Spieler heute nicht einfach nur Befehlsempfänger. Sie wollen wissen, warum sie etwas machen müssen. «Und», fügt Urs Meier hinzu, «bei Rapperswil-Jona gibt es viele Amateure, die neben dem Fussball einer geregelten Arbeit nachgehen.
Diese Spieler mit einer Doppelbelastung sind besonders gefordert und brauchen eine spezielle Behandlung.»
Auch Meier war zu Beginn seiner aktiven Laufbahn einer Doppelbelastung ausgesetzt. Bei ihm wirkte sich das auf den sportlichen und den finanziellen Bereich aus. «Ich war 19 Jahre alt, als ich meinen ersten Vertrag als Fussballer unterschrieb», erinnert er sich.
300 Franken im Monat
«Ich arbeitete damals als Kanzleischreiber in einem Notariatsbüro. Ich staunte nicht schlecht, als mir der damalige GC-Präsident Karl Oberholzer einen Monatslohn von nur 300 Franken offeriert hat.» Urs Meier fand diesen Betrag etwas mickrig und wehrte sich. Oberholzer aber blieb hart und sagte: «Herr Meier, als Kanzleischreiber haben Sie einen guten Beruf mit einem guten Lohn. GC kann und wird Ihnen nicht mehr als 300 Franken monatlich bezahlen.»
300 Franken im Monat? Das verdienen viele Profis heute an einem Tag! Vor 38 Jahren fand Meier die Geschichte gar nicht lustig. Heute kann der 56-jährige Meier darüber lachen. Als Trainer von altem Schrot und Korn lässt er sich nicht vom Kurs abbringen.
Das heisst aber nicht, dass er wegen seines fortgeschrittenen Alters stur an den Methoden aus früheren Zeiten festhält. Meier ist offen für neue Ideen. Der frühere Verteidiger mit dem grossen Kämpferherzen weiss genau, dass Tugenden wie Willensstärke, Leidenschaft und Herzblut für den Erfolg allein nicht ausreichen.
«Als Fussball-Trainer braucht man auch Sozialkompetenz, Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl», sagt er.
«Keine Feier ohne Meier»
Als Bub war Urs Meier ein grosser Fan des FCZ. Anfang der 1970er-Jahre verpasste er praktisch kein Heimspiel der Zürcher. «Das Stadion Letzigrund war für mich so etwas wie ein zweites Zuhause», erinnert er sich.
«Ich schwärmte für die Spieler Fritz Künzli, Köbi Kuhn, Pius Fischbach, Max Heer, Karl Grob, Hilmar Zigerlig und Rosario Martinelli.» Obwohl der FCZ Meiers Lieblingsklub war, spielte er nie für die Zürcher. Als Profi stand er bei GC, Zug 94, Schaffhausen, Bellinzona und zum Abschluss seiner aktiven Laufbahn als Fussballer nochmals bei GC unter Vertrag.
Als Trainer durfte Meier mit dem FC Zürich zwischen 2005 und 2015 grosse Erfolge feiern. In der Nachwuchsabteilung coachte er die U18 und die U21. Von 2013 bis 2015 war er Trainer der ersten Mannschaft.
«Die Freistellung tat weh»
Das Highlight in dieser Zeit war der 2:0-Sieg gegen den FC Basel im Cup-Final 2014. Am 3. August 2015 wurde Meier von FCZ-Präsident Ancillo Canepa entlassen. «Die Freistellung tat weh», erklärt Meier. «Ich brauchte einige Zeit, um das Ganze zu verarbeiten. Für mich ist und bleibt der FCZ eine Herzensangelegenheit.»
Urs Meier ist zwar ein waschechter Zürcher, wohnt aber seit 2007 im aargauischen 2400-Seelen-Dorf Rütihof bei Baden. Das ist nicht der einzige Bezugspunkt zum Aargau. In den Spielzeiten 1999/2000 und 2003/2004 trainierte Meier den FC Baden.
Und am Montag reist Meier als Trainer von Rapperswil-Jona zum Auswärtsspiel nach Aarau. Mit guten Gefühlen: Schliesslich hat der Aufsteiger das erste Direktduell innert fünf Tagen mit 2:0 gewonnen und hat nun sechs Punkte mehr auf dem Konto als der FC Aarau. Vielleicht heisst es Anfang nächster Woche im Brügglifeld zum zweiten Mal innert kürzester Zeit «Keine Feier ohne Meier».
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