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Schweizer Telekomfirmen haben den Zugang zum Stadion teuer bezahlt
UPC und Swisscom lieferten sich einen erbitterten Streit um Schweizer Sportrechte. Nun mehren sich die Zeichen, dass die beiden Telekomfirmen dabei zu tief in die Tasche gegriffen haben.
15.2.2018, 19:02 Uhr
Durchschnittlich 35 Mio. Fr. spülen die Übertragungsrechte dem Schweizer Eishockeyverband Jahr für Jahr in die Kassen. Früher waren es noch knapp 12 Mio. Fr. Grund für die satte Erlössteigerung war ein Wettstreit zwischen Swisscom und den Kabelnetzbetreibern unter der Federführung von UPC. Die Telekomfirmen wollten unbedingt exklusive Medieninhalte erhalten, da sie darin ein Alleinstellungsmerkmal für die Vermarktung ihrer TV-Dienste sahen. Am Ende resultierte jedoch nur ein teures Patt.
Swisscom erhielt den Zuschlag der Fussballliga, die Kabelnetzbetreiber den Zuschlag des Eishockeyverbands, und zu allem Übel wurden zwei wettbewerbsrechtliche Verfahren vom Zaun gebrochen – erstinstanzlich und noch nicht rechtskräftig verurteilten die Wettbewerbshüter Swisscom zu einer Busse von knapp 72 Mio. Fr. Alleine die Übertragungsrechte und die juristischen Scherereien kosten damit schon Millionen. Zudem produzieren die beiden Konkurrenten auf dem Telekommarkt nun je individuell ein teures Sportprogramm. Kein Wunder mehren sich die Zeichen, dass sich das alles nicht auszahlen wird.
Wie den Finanzzahlen von UPC zu entnehmen ist, sind die Kosten stark gestiegen, während der Effekt bei der Anzahl Kunden bescheiden ausgefallen ist. Gleichzeitig gelang es dem Konkurrenten Swisscom, im TV-Bereich weiter zu wachsen, obwohl er kein Schweizer Eishockey mehr zeigen kann. Nun ist es unmöglich zu sagen, wie die Entwicklung verlaufen wäre, wenn die Kabelnetzbranche sich keine TV-Rechte gesichert hätte. Ein Blick ins europäische Ausland zeigt jedoch, dass Telekomfirmen mit teuren Medienstrategien schlechter gefahren sind als solche ohne. Zumindest bis jetzt scheint die Schweiz keine Ausnahme zu sein. Lachende Dritte sind dabei Salt und Sunrise – und natürlich die Sportverbände, über die noch mehrere Jahre ein warmer Geldregen niedergehen wird.