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schwizermeischterfcz
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Beitragvon schwizermeischterfcz » 10.02.18 @ 1:12

Das meint BLICK zur Lage beim FCZ
Uli Forte muss jetzt liefern!
Michael Wegmann | 23:59 | 09.02.2018
Platz 3 in der Liga, Cup-Halbfinal. Friede, Freude, Eierkuchen beim FC Zürich? Mitnichten! Der stellvertretende BLICK-Fussballchef Michael Wegmann mit der Lage der Liga.

Aufsteiger FC Zürich liegt nach 20 Runden auf Platz 3 der Super League und steht im Cup-Halbfinal. Eigentlich sollten sich die Fans angesichts dieser Bilanz vor lauter Glück nonstop in den Armen liegen.

Davon kann aber keine Rede sein. Kaum ein FCZ-Fan schüttet Glückshormone aus. Es gibt ja auch Gründe, nicht zufrieden zu sein.

Es fehlen die Resultate. Aus den letzten drei Spielen holte der FCZ keinen Punkt und kassierte 11 Gegentore gegen Luzern, Lausanne und Thun.

Es fehlt das Spektakel. Wenn untergehen, dann mit wehenden Fahnen. Damit dem Publikum wenigstens Spektakel geboten wird. Nicht so beim FCZ. Hinten lahm, vorne zahm. Keinerlei Emotionen. Und seit einigen Liga-Wochen auch keinerlei Fortschritte.

Doch die schwachen Auftritte nur den Spielern in die Schuhe schieben, wäre zu einfach. Trainer Uli Forte trägt zu den schlechten Resultaten bei.

Er – und so auch sein Team – ist taktisch zu wenig flexibel. Er lässt gerne mit einer Dreier- (andere nennen sie Fünfer-Kette) verteidigen. Der FCZ spielt dasselbe System, ob zuhause gegen Lausanne oder auswärts in Basel und Bern.

Und warum stellt Forte im ersten Spiel nach der Winterpause Pa Modou halblinks und den jungen Rohner links auf? Beide sind sonst auf anderen Positionen zuhause! Ein taktischer Schachzug? Hätte es sein können, hätte Forte wenigstens einmal so testen lassen. Hat er nicht – obwohl dies in der Winterpause während sechs Testspielen sehr wohl möglich gewesen wäre!

Platz 3 in der Meisterschaft. Halbfinal-Quali im Cup. Und Trotzdem muss Forte in diesem Februar liefern. Zwingend. Denn die Europa-League-Quali ist das grosse Ziel von Ancillo Canepa. Geht der FCZ am Sonntag auch in St. Gallen baden, dürfte der Präsident nervös werden. Danach gehts gegen Luzern und zweimal gegen GC – das zweite Mal im Cup-Halbfinal.
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cuhulain
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Beitragvon cuhulain » 10.02.18 @ 9:49

Etwas besser formuliert durch Stephan Ramming in der NZZ:

https://www.nzz.ch/sport/der-fc-zuerich ... ld.1356055

Der FC Zürich will raus aus dem Seuchenbett

Der FC Zürich hat zuletzt dreimal in Folge verloren – vielleicht auch, weil er sich überschätzt und schöner spielen will, als er kann. Nun will er in St. Gallen gesunden.

Ist es ein Schnupfen? Handelt es sich um eine Grippe? Oder verlangen die Symptome gar nach einem schwereren Eingriff? Im FC Zürich ist man sich derzeit gerade selber nicht so ganz im Klaren, wie die Diagnose zum Zustand der Mannschaft lauten soll. Klar ist eigentlich nur, dass die Unsicherheit über die Leistungsfähigkeit der Equipe nicht kleiner geworden ist nach dem Start in die Rückrunde. Nach dem 1:2 gegen Luzern hatte sich der FCZ mit einem 1:5 in Lausanne in die Winterpause verabschiedet. In die zweite Saisonhälfte gestartet sind die Zürcher am letzten Sonntag vor eigenem Publikum mit 2:4 gegen Thun. Es war die dritte Niederlage in Folge.

Erschrocken und enttäuscht

Mit Adjektiven wie «erschrocken», «enttäuscht» oder «baff» beschreibt Thomas Bickel seine Gefühlslage im Rückblick unmittelbar nach dem Match. Neben dem Punktverlust ärgerte den FCZ-Sportchef auch die Art und Weise des Auftrittes. Statt zu dominieren, wurde der FCZ von den Thunern an der Nase herumgeführt und übertölpelt wie naive Erstklässler auf dem Pausenplatz. Doch der FCZ-Sportchef sagt auch, dass er und die Mannschaft nicht die erste Niederlage erlitten hätten. «Ich bin keiner, der am nächsten Tag alles infrage stellt», sagt Bickel. Einmal darüber schlafen, den persönlichen Ärger verrauchen lassen, Ruhe bewahren – so lautet Bickels Motto auch jetzt.

«Die Fehler wurden wie immer analysiert und angesprochen», sagt der Sportchef, «danach geht es darum, ein Bild davon zu bekommen, was die Mannschaft besser machen muss, und dann wird darauf hingearbeitet.» Das ist vor allem die Arbeit der Trainer. Er als Sportchef gebe den Spielern und dem Staff Rückhalt und Vertrauen, sagt Bickel. Im Fussball arbeite man «mit Menschen, nicht mit Maschinen, die sich per Knopfdruck justieren lassen». Die Justierung findet im Training statt. Und dort hat der Coach Uli Forte das Sagen. «Ich werde niemals in die Arbeit des Trainers dreinreden», sagt Bickel.

Fortes Arbeit steht zur Disposition

Denn natürlich steht auch Fortes Arbeit zur Disposition. Forte spricht in der Rückschau von «individuellen Fehlern und Konzentrationsmängeln», die zu den Gegentoren geführt haben. Das mag zutreffen, denkt man beispielhaft an Banguras kläglichen Rückpassversuch gegen Thun oder an den schwalbengleichen Flugversuch von Rodriguez im Thuner Strafraum. Aber vielleicht greift das doch etwas kurz. «Individuelle Fehler» während mehrerer Wochen deuten darauf, dass ihr Ursprung im Kollektiv liegt – also im System, in der Grundausrichtung, in der Mentalität oder in einer Mischung von allem.

Zu Beginn der Saison spielte der FCZ abwartend und ohne Ballbesitz mit einer Fünferreihe in der Abwehr. Das war nicht gerade schön anzusehen, aber erfolgreich. Der Erfolg führte dazu, dass man auch schön spielen wollte. Ein Fehler. Die Selbsttäuschung zeigte sich gegen Thun exemplarisch. Der FCZ wollte das Spiel bestimmen, die Abwehr bildete auch ohne Ballbesitz eine Dreierreihe. Das bestrafte Thun, weil dem FCZ die individuelle Klasse im Mittelfeld und auf der Aussenbahn fehlt für dieses System. Wenn sich zudem im Angriff Rodriguez als Irrläufer, Frey als autistischer Ackerknecht und Dwamena als empfindsames Sturm-Pflänzchen erweist, bleibt wenig ausser Niederlagen. «Vielleicht müssen wir zurück zu dem, was uns am Anfang der Saison stark gemacht hat», sagt Forte.

Über die Verhältnisse gelebt

Zwar ist der FCZ immer noch Dritter. Aber auch der 9. Rang liegt nur fünf Punkte zurück. Hat der FCZ über seine Verhältnisse gelebt? «Nein, wir haben keine Punkte gestohlen», sagt Bickel, «aber wir wissen, woher wir kommen, und sind demütig. Das Saisonziel ist wie am Anfang das Erreichen eines Europa-Cup-Platzes.» Die kommenden Wochen dürften zeigen, in welche Richtung es gehen könnte. In St. Gallen wartet am Sonntag ein Gegner mit ähnlichen Ambitionen. Danach folgt das Derby, drei Tage später der Cup-Halbfinal, abermals gegen GC. Das ist der Februar, der Grippe-Monat. Wer nicht aufpasst, verschleppt den Virus. Dann hiesse es: zurück ins Seuchenbett.
“Real stupidity beats artificial intelligence every time.” ― Terry Pratchett, Hogfather

schwizermeischterfcz
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Re: Medien

Beitragvon schwizermeischterfcz » 10.02.18 @ 12:18

Aus dem Tagi:

ABO+ Samstag 10. Februar 2018 06:04
In der Zwickmühle

Ob der FCZ auf die letzten schweren Niederlagen reagieren kann, zeigt sich morgen Sonntag in St. Gallen. Statt auf spielerische Fortschritte zu hoffen, muss er zuerst einmal das Verteidigen wieder lernen.


Der FCZ (im Bild Roberto Rodriguez) ist nach drei Niederlagen in Folge angezählt – die Frage ist: Wie sehr?

Thomas Schifferle
@tagesanzeiger

Vor der Saison fragte Uli Forte: «Wer sind wir denn?» Vor dem Wiederbeginn der Meisterschaft sagte er: «Wenn wir in der Rückrunde nur noch zaubern wollen, kommt es nicht gut.»
Zwei Sätze, eine Aussage: Forte steckt als Trainer des FC Zürich in der Zwickmühle. Erfolg soll er haben. Und das nicht irgendwie, sondern mit offensivem, mit schönem Fussball.
Auf Platz 3 liegt der FCZ derzeit, nur einmal war er diese Saison um einen Platz schlechter platziert. Alles in allem hält er sich gut, erst recht für einen Aufsteiger, auch wenn Forte schon angemerkt hat, sie seien kein «hundskommuner Aufsteiger». Sie sind ja der FCZ, der sich selbst eine Liga tiefer ein Budget von 20 Millionen Franken leistete.
«Wir haben Ambitionen», sagt Sportchef Thomas Bickel, «wir wollen einen europäischen Platz erreichen.» Das will auch Forte. Nur auf welche Art, auf welchem Weg? «Wir wollen den Weg zum erfolgreichen Fussball finden, aber wir sind von der Spur abgekommen», ist ­Bickels nüchterne Erkenntnis.
Was letzten Sonntag passierte, hat den FCZ getroffen und durchgeschüttelt. Dieses 2:4 gegen den Aussenseiter aus Thun, das Bickel vor allem wegen der Art und Weise, wie es zustande kam, so sehr beschäftigt hat. Und auch, weil es nicht einfach eine Niederlage war, sondern schon die dritte in Folge. Noch Tage später betont er: «Das dürfen wir nicht schönreden.»
Der Bruch im Derby
Die Zürcher standen sich selbst im Weg, wie sie das schon im letzten Auftritt vor der Winterpause getan hatten. Damals verloren sie in Lausanne zuerst den Kopf und dann das Spiel 1:5. Sie sind inzwischen nicht mehr die Mannschaft, die defensiv kompakt steht und ihre Punkte erarbeitet, die dank ihrer Arbeiter­mentalität in elf Spielen nur einmal verliert und sechs Tore zulässt. Der Bruch in dieser Saison geht auf das Derby Mitte ­Oktober zurück, als sie nur drei Punkte hinter Leader YB waren. Mit dem 0:4 gegen GC starteten sie zu einer Phase von neun Spielen, in denen sie nur noch acht Punkte gewannen.
«Die Prüfung kommt noch», hat ­Bickel immer gewusst und immer gesagt. Der Moment der Prüfung ist jetzt da: Wie reagiert die Mannschaft morgen Sonntag in St. Gallen auf die herben Niederlagen?
Im Dezember gewann sie in der Ostschweiz 3:1. Aber jetzt? Jetzt fragt sich Bickel: «Ist sie verunsichert? Gibt es Gründe, die zu den Fehlern und Gegentoren geführt haben?» Auf der Suche nach Antworten hat er diese Woche die Nähe zu den Spielern gesucht, er hat nach dem Grundsatz gelebt, dass aufbauen wichtiger ist als dreinschlagen, er hat, zusammen mit Forte, alles Mögliche getan, um sie positiv zu beeinflussen. Mit welchem Ergebnis, das erfährt er erst morgen.
«Wir müssen uns wieder auf die Defensive besinnen», gibt Forte als Devise aus. Noch einmal vier oder fünf Gegentore bekommen, sich noch einmal so naiv und fast schon dilettantisch verhalten wie in Lausanne und gegen Thun – das geht nicht. Darum verlangt er von seinen Spielern volle Aufmerksamkeit, von Anfang bis Ende. Er hat diese Woche viel mit ihnen darüber geredet. Morgen wird er mehr wissen, ob sie ihn verstanden haben.
Defensivfussball ist nun zwar nicht das, was sich Bickel in seinen schönsten Träumen vorstellt. Er, einst selbst ein begnadeter Techniker, möchte spielerische Fortschritte sehen. Forte hat unlängst dagegengehalten: «Man muss sich als Trainer den Möglichkeiten anpassen, die ein Kader bietet.» Da ist eben die Frage: Hat dieses Kader die Qualität, um mit Erfolg offensiv zu spielen? Hat es wirklich die Verteidiger, die das Spiel lancieren können? Oder die Mittelfeldspieler, die spielerisch mehr zu bieten haben? Kann es auf Dauer kompensieren, wenn Raphael Dwamena weiterhin nicht der Stürmer ist, der er vor seinem gescheiterten Transfer nach England zu Brighton war? «Wir haben eine gute Mannschaft, sie hat einen guten Charakter», sagt Bickel.
Zehn Punkte liegt der FC Zürich hinter dem zweitplatzierten Basel zurück, nur fünf Punkte Vorsprung sind es auf den Neunten, den FC Luzern. Das dicht gedrängte Feld der vielen Mittelmässigen in der Super League erinnert Forte daran, wie schnell eine Mannschaft in dieser Meisterschaft «hinten reinrutschen kann». Es würde seinem Ansehen und seiner Stellung kaum gut bekommen, wenn es weiter Rück- statt Fortschritte gäbe. «Mir geht es nicht um Kritik am Trainer, an einem Einzelnen», sagt der Sportchef allerdings, «man muss grundsätzlich kritisch sein, man muss selbstkritisch sein. Es gibt genug Anlass dazu.»
Gutes Training bedeutet nichts
Bickel wünscht sich wieder Spieler, die bis zum Letzten solidarisch sind, anders als sie das noch gegen Thun waren. Aber er wäre kein Sportler, wenn er nicht optimistisch nach St. Gallen fahren würde.
Forte wiederum berichtet davon, wie die Spieler während dieser Woche gut trainiert hätten. «Das heisst leider nichts», fügt er bei. Darum wiederholt er: «Konzentration! Konzentration!», das werde wichtig sein. Es ist genau das, was ihm an diesem Freitagmorgen selbst kurz fehlt. Vor dem Training vergisst er, die Parkscheine für sein Auto hinter die Windschutzscheibe zu legen. Ein eifriger Kontrolleur klemmt ihm dafür eine Busse unter die Scheibenwischer. Forte nimmt das Malheur mit einem Schulterzucken hin.
Dijbril Sow: „Steven Zuber spielt auch mit mir in Frankfurt, aber der ist ein Hopper, das machts etwas schwierig“

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südkurve wescht
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Re: Medien

Beitragvon südkurve wescht » 21.02.18 @ 7:16

Guter Bericht zu UFOs Entlassung in der NZZ: https://www.nzz.ch/sport/in-zuerich-ist-uli-forte-an-seine-grenzen-gestossen-ld.1359147

"In Zürich ist Uli Forte an seine Grenzen gestossen

Die Punkte stimmen und mit einem Sieg gegen GC nächste Woche wäre der FCZ im Cup-Final. Doch Forte muss gehen, weil die Mannschaft sich spielerisch nicht weiterentwickelt hat.
Flurin Clalüna, Christine Steffen
20.2.2018, 21:17 Uhr


Als Uli Forte am Sonntagabend im dunklen Anzug und mit einer Dächlikappe auf dem Kopf vor einer Fernsehkamera stand, wirkte er sehr streng – nicht unbedingt mit sich selber, aber mit seinem FC Zürich, der wieder einmal einen Fussball zum Wegsehen und nur 1:1 gegen den FC Luzern gespielt hatte; Forte ahnte damals noch nicht, dass er gerade seine Abschiedsrede gehalten hatte, und verabschiedete sich vom Interviewer mit zusammengekniffenen Augen und seinem typischen Forte-Lächeln – so als könne ihm nichts auf der Welt etwas anhaben. «Das müssen wir akzeptieren», sagte er noch. Und nun, nur eineinhalb Tage später, muss er selber akzeptieren, was nur auf den ersten Blick eine Überraschung ist: seine Entlassung.

Keine Frage der Zahlen

Am Dienstagabend gab der FC Zürich bekannt, dass per sofort der bisherige ­U-21-Trainer Ludovic Magnin Chefcoach und Forte freigestellt ist. Magnin ist der Wunschtrainer, ausgesucht ohne wirkliche Vernehmlassung oder eigentliche Kandidatenkür, ein langjähriger Freund des grossen Lucien Favre, was im Klub bestimmt kein Nachteil ist. Magnin traut sich das Amt des Chefs schon lange zu. Vor ein paar Jahren hatte er nur deshalb mit einer Zusage gezögert, weil er nicht Vorgesetzter seiner ehemaligen Mitspieler hatte werden wollen. Nun sind alle seine früheren Kollegen fort.

Ludovic Magnin

(cen.) · Der Romand beendete seine aktive Karriere 2012 im FCZ. Zuvor hatte Magnin acht Jahre in der Bundesliga gespielt, zuerst bei Werder Bremen, dann in Stuttgart, mit beiden Klubs war er Meister geworden. Der Verteidiger hat 62 Einsätze für die Nationalmannschaft absolviert. Nach seinem Rücktritt begann er in der FCZ-Academy die Trainerausbildung. Im Sommer 2016 wurde er als Coach mit der U 18 Schweizer Meister. Als der FCZ 2016 den Cup gewann, assistierte er im Final dem Cheftrainer Uli Forte. Der 38-Jährige ist daran, seine Trainerausbildung mit der Uefa-Pro-Lizenz abzuschliessen. Sein Vertrag mit dem FCZ läuft bis zum 30. Juni 2020. Magnin ist auch im Besitz eines Lehrerdiploms. Er ist Vater von drei Kindern.


Für Forte aber ist es eine Zwangssuspendierung, die er für unerklärlich halten wird – so wie er es schon vor einigen Jahren in Bern bei YB tat, als er nicht verstehen konnte, wie man ihm die Tür hatte weisen können. Auf Twitter schreibt Forte jetzt: «Sehr überraschend habe ich heute meinen Schlüssel abgeben müssen.» Der FCZ entlässt den Trainer tatsächlich nicht in der Not, Fortes Mannschaft liegt auf dem 3. Platz und kann nächste Woche gegen GC den Cup-Final erreichen.

Die Zahlen sprechen für oder zumindest nicht zwingend gegen den Trainer. Aber etwas anderes hat Forte nie geschafft – und vielleicht hat er es auch nie ganz verstanden: dass der FCZ sich auch stilistisch und spielerisch weiterentwickeln muss. Der Sportchef Thomas Bickel und der Präsident Ancillo Canepa haben im kleinen Kreis immer wieder durchblicken lassen, dass sie mit der Spielkultur ihres Trainers nicht glücklich sind. Sie taten es nicht explizit, aber die Ablehnung war spürbar.

Alle orientieren sich an Favre-Ära

Einmal, es war nach der Niederlage gegen YB im November, hat das Ehepaar Canepa Forte zu sich ins Büro zitiert, um ihm recht eindringlich mitzuteilen, dass man sich auch auswärts nicht so duckmäuserisch verhalten dürfe, wie er es getan hatte. Canepa schreibt in einem Communiqué: «Aus persönlicher Sicht bedauere ich die Trennung von Uli Forte». Aber seinen Fussball mochte er nicht besonders, je länger, desto weniger.

Ein Trainer im FCZ wird immer auch an der Vergangenheit gemessen, an der Spielkultur, die Lucien Favre in den Verein gebracht hatte. Sie bildete den Boden für die Meistertitel 2006 und 2007, mit dem letzten Ausläufer gewann der Klub die Liga 2009 noch einmal. Seither sind neun Jahre vergangen, aber die Idee vom schönen Spiel sitzt fest in den Köpfen, sie lauert wie ein Summton im Ohr, der nie ganz verschwindet.

Auch der Präsident hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass er das technisch hochstehende schnelle Spiel liebt. Wie ein Traumtänzer hielt er an Yassine Chikhaoui fest, dem fragilen Künstler, weil dieser wie kein Zweiter fähig war, kostbare Momente zu schaffen. Als der Finne Sami Hyypiä Trainer war, erhob Canepa Borussia Dortmund zum Vorbild. «Schnelles, attraktives Umschaltspiel über die Flügel» wünscht er sich.

«Die Historie wiegt schwer»

Es war die Saison, in der der FCZ am Ende abstieg. Forte spürte den Druck der Ansprüche. Am 2. Februar sagte er im «Tages-Anzeiger»: «Die Historie wiegt schwer.» Er habe ganz andere Spielertypen zur Verfügung, ein Trainer müsse sich den Möglichkeiten anpassen, die ein Kader biete. Der Arbeiterfussball, der den FCZ sicher durch die Challenge-League-Saison gebracht hat, löste in der Super League Murren aus. Tatsächlich kann man sich fragen, ob diese Mannschaft den ästhetischen Ansprüchen genügen kann – Forte verantwortet die Zusammenstellung auch nicht allein. Er hat zuletzt betont, dass der FCZ von unten kommt, er muss gespürt haben, dass sich Unzufriedenheit einstellt. Er wollte sie abfedern – es war ein aussichtsloser Kampf. Canepa mochte den FCZ nie als «normalen» Aufsteiger sehen, erwähnte man das Wort, verwarf er die Hände. In seinem Selbstverständnis war der FCZ nie ein Zweitligaklub.

Der Richtige, der Falsche

Es hat etwas Schicksalshaftes, dass Forte seine Mannschaften irgendwann nicht mehr weiterentwickeln kann; er ist vor allem ein etwas rumpliger Motivator, und er war immer beleidigt, wenn man ihn darauf reduzierte, weil er immer mehr hatte sein wollen als nur ein Antreiber. Doch ein moderner Konzepttrainer ist in all den Jahren nie aus ihm geworden, nicht bei GC, nicht bei YB und auch nicht in den 21 Monaten beim FCZ. Forte war der richtige Trainer für die Challenge League und für den Wiederaufstieg – und er war der falsche für die konzeptionelle Entwicklung der Mannschaft. Das hätte man früher ahnen können, spätestens aber in der Winterpause.

Warum man mit der Freistellung zuwartete, obwohl man schon damals an Forte zweifelte, bleibt das Geheimnis von Bickel und Canepa. Ebenso rätselhaft ist im Rückblick Fortes Vertragsverlängerung bis 2019 vor erst sieben Monaten. Der FCZ stellte damals den Trainer mit einer kleinen Belohnung ruhig – und heute bezahlt der Verein teuer dafür.

Die Erkenntnis, dass man sich trennen muss, mag dem FCZ nicht früh genug gekommen sein. Trotzdem ist sie richtig und noch nicht zu spät. Der FC Zürich hat nicht gewartet, bis er auch noch in eine Resultatkrise schlitterte. So muss Forte gehen, ohne die Bewährungschance bekommen zu haben, auch nur eine einzige richtige Krise durchstehen zu dürfen. Das muss für den Trainer schwer zu begreifen sein. Der FCZ aber macht es wie ein reifer Klub: Er trennt sich dann von einem Trainer, wenn er es für richtig hält – und nicht erst in höchster Not. Das zeigt eine Umsicht, die man ihm nicht zugetraut hätte.
Zhyrus hat geschrieben:Die echte Zürcher Männermesse gibt es seit 1896, alles andere ist eine billige Kopie!

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Re: Medien

Beitragvon notausgang » 21.02.18 @ 11:17

Wie so oft ein sehr guter Artikel von Flurin Clalüna über den FCZ. Er versteht es wie kein Zweiter, die Vorgänge im und um den Verein nicht nur sachlich zu kommentieren, sondern sie auch im (emotionalen) Gesamtkontext einzuordnen. Einfach nur top!

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starman
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Re: Medien

Beitragvon starman » 21.02.18 @ 12:51

Lausanne-Trainer Laurent Roussey: «In Basel werden von den Schiedsrichtern gewisse Entscheidungen schon vor Spielanpfiff getroffen.»
Quelle Blick 29.7.2013

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Re: Medien

Beitragvon Sandman » 21.02.18 @ 12:52

"Das grösste Geheimnis der Engländer ist, warum sie nicht auswandern." (E. Kishon)


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