Beitragvon schwizermeischterfcz » 25.10.17 @ 8:58
Sein Traum vom «Meier-Slam»
Der Fussballtrainer Urs Meier spielt mit dem Challenge-League-Klub Rapperswil-Jona im Cup gegen den FC Basel – und irgendwann will er Meister werden.
Flurin Clalüna
25.10.2017, 08:00 Uhr
«Es hat sich doch gelohnt, dass ich hier bin, Presidente, oder etwa nicht?» Urs Meier, 56-jährig, sitzt in seiner roten Trainerjacke an der Hafenpromenade in der Pizzeria des Rapperswiler Klubpräsidenten Rocco Delli Colli. Es ist eine rhetorische Frage, der Italiener Delli Colli nickt andächtig, schaut Meier ins schalkhafte Gesicht und sagt: «Es ist ein Glücksfall, dass er unser Trainer ist.»
Seit dieser Saison ist Meier Chefcoach des FC Rapperswil-Jona in der Challenge League. Nach der Entlassung im FC Zürich im August 2015 war er eineinhalb Jahre lang verschwunden. Damals dachten einige, man werde ihn im Profifussball nie mehr sehen, «aber ich habe nie gezweifelt, nicht einen Tag lang, nicht einen Moment», sagt er, «oder klingt das jetzt arrogant?».
Liebenswert authentisch
Man hat vieles über ihn erzählt in den über zwanzig Jahren, seit er Trainer ist, nicht alles war freundlich, ein Low-Budget-Coach sei er – oder einer für die Provinz-Plätze. Aber dass er arrogant sein soll, hat nie jemand behauptet. Meier ist einer der speziellsten Trainer der Schweiz, liebenswert authentisch, der schlechteste Schauspieler der Branche, weil er nur eine Rolle beherrscht: sich selber zu sein. Heute Mittwoch hat er wieder einen Auftritt auf der grossen Bühne, von der er vor knapp zwei Jahren unsanft hinuntergestossen wurde, nach zehn Jahren im FCZ und nur drei Meisterschaftsspielen in der Saison 2015/16, die mit dem Abstieg endete. Dem FCZ im Abstiegskampf zusehen zu müssen, sei «die Hölle» gewesen, sagt Meier.
«Yakin war für mich damals schon der beste Trainer der Schweiz.»
Seine Rapperswiler Mannschaft spielt heute im Cup-Achtelfinal gegen den FC Basel, und Meier ist einer, der weiss, wie man im Cup gegen den FCB siegt. Es war der Höhepunkt seiner Trainerkarriere, als er 2014 mit dem FCZ den Cup-Final gegen den FC Basel von Coach Murat Yakin gewann. «Yakin war für mich damals schon der beste Trainer der Schweiz», sagt Meier, «dass ich mit meiner Mannschaft gegen ihn bestehen konnte, war nicht selbstverständlich.»
«Ich wollte niemandem den Job wegnehmen, das macht man nicht.»
Ein gutes Jahr später wurde Meier entlassen. Es hiess damals, er habe vom Präsidenten Ancillo Canepa ein Angebot bekommen, um im Nachwuchs des FCZ weiterzuarbeiten, «aber ich hatte nie eine Offerte vorliegen. Es gab für mich keine Chance, eine Position als Cheftrainer im FCZ-Nachwuchs zu übernehmen. Ich wollte niemandem den Job wegnehmen, das macht man nicht.» Und Koordinator habe er nicht werden wollen, «ich bin mit Leidenschaft Trainer und Ausbildner, in diesen Kompetenzbereichen bin ich einer der Besten».
Trainer Meier, Mensch Meier
Als Meier im Februar als künftiger Trainer in Rapperswil angekündigt wurde, wusste er nicht einmal, ob seine Mannschaft in der 1. Liga spielen würde oder in der Challenge League, der Aufstieg stand damals noch nicht fest. Meier wäre sich nicht zu schade gewesen, das Team auch in der dritthöchsten Liga zu führen. Delli Colli sagt: «Ein bisschen war ich schon überrascht, dass er zugesagt hat. Aber ich kannte damals vor allem den Trainer Meier. Wenn man den Menschen Meier kennt, ist es nicht erstaunlich, dass er gekommen ist.» Der Präsident Delli Colli bot Meier eine Zukunftsperspektive und einen Arbeitsplatz, an dem er ruhig wirken kann. Er sagt: «Unsere Trainer bleiben, solange es ihnen wohl ist. Sie entscheiden selber, wann sie gehen.» Delli Colli hat nie einen Trainer entlassen.
Urs Meier kämpft gegen die Vergessenheit
Flurin Clalüna
Unter Meier ist Rapperswil im vierten Rang der Challenge League klassiert, einige seiner Spieler hatten bisher keine Erfahrung auf diesem Niveau. «Wir sind am Lernen. Am Ende der Saison möchten wir mindestens Rang 9 erreichen. Aber das ist weit weg.»
«Oberlin war enttäuscht, dass er nicht oft genug spielte. Aber seine physischen Werte waren damals nicht gut genug, und er hatte Knieprobleme.»
Am Mittwoch gegen Basel wird er auf Spieler treffen, die er früher als FCZ-Coach trainiert hatte, auf den Stürmer Dimitri Oberlin zum Beispiel. Damals hiess es, Meier trage die Verantwortung dafür, dass der junge Oberlin den FCZ in Richtung Salzburg verlassen habe. Meier sagt: «Oberlin war enttäuscht, dass er nicht oft genug spielte. Aber seine physischen Werte waren damals nicht gut genug, und er hatte Knieprobleme. Ich musste ihn schützen, aber er hat das Vertrauen verloren und gemeint, ich setzte nicht auf ihn.»
Meier hat mit seinem Engagement in Rapperswil zwar einen Schritt zurück gemacht, aber grosse Wünsche hat er noch immer. Er sei früher schon überzeugt gewesen, mit dem FCZ einmal den Meistertitel zu gewinnen. Bereits als Spieler und Assistenztrainer sei er jeweils Meister und Cup-Sieger geworden, «als Chefcoach habe ich den Cup gewonnen, aber der Meistertitel fehlt mir noch. Diesen Traum habe ich nicht begraben.» Es wäre sein persönlicher Grand Slam, sagte er – eine Art Meier-Slam, der ihm heute fast niemand mehr zutraut. Aber er ist es gewohnt, unterschätzt zu werden. Es war in seinem Trainerleben immer so.
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