Beitragvon schwizermeischterfcz » 21.10.17 @ 23:59
Kiyomasu arbeitest du bei der NZZ? Die hat ihren Spielbericht voll und ganz auf das Goalie-Problem bezogen:
Der FCZ-Goalie Vanins und das Spiel zum Totschweigen
Die 0:4-Derby-Niederlage gegen GC wird der FCZ-Torhüter Andris Vanins nicht so schnell vergessen. Die Klubführung hat sich bereits Gedanken darüber gemacht, bald schon wieder auf Yanick Brecher zu setzen.
Flurin Clalüna, Zürich
21.10.2017, 23:09 Uhr
Er stand allein vor seinem verlassenen Tor und schaute gedankenverloren in den Nachthimmel, gerade war das vierte Gegentor gefallen, so viele wie noch nie, seit er für den FC Zürich spielt. Später schritt der Goalie Andris Vanins geistesabwesend an den wartenden Journalisten vorbei, schüttelte kurz mit dem Kopf - und damit war für ihn alles gesagt, was es aus seiner Sicht zu dieser deprimierenden Niederlage zu erzählen gab. Es war ein Spiel zum Totschweigen für den FC Zürich, und das passte eigentlich ganz gut zum introvertierten Letten, der nur selten etwas sagt, selbst nach guten Leistungen.
Aber diese Partie wird Vanins so schnell nicht aus dem Kopf gehen, vielleicht nicht einmal so sehr wegen der vielen Gegentore, sondern vor allem wegen diesem einen, dem ersten, «einem Geschenk», wie der Trainer Uli Forte später sagte. Der Däne Lucas Andersen gab freimütig zu, dass er dieses Tor gar nicht auf diese Weise habe erzielen wollen, aus spitzem Winkel, fast von der Grundlinie. Aber es war ein Treffer, der Vanins schmerzen musste, weil er so unglücklich dabei aussah. Natürlich war das erste Gegentor nicht die Entscheidung, aber dieses 0:1 machte aus dem Derby ein Yakin-Spiel, so wie es der GC-Trainer liebt: eine Partie, um cool zu kontern. Der FCZ-Verteidiger Kay Voser sagte, so ein kurioses Tor habe er noch nie erlebt, aber genaugenommen stimmt das nicht. Es sind Szenen wie diese, die einen daran erinnern, dass Vanins immer wieder einmal seltsame Tore hinnehmen muss, nur blieben sie meistens folgenlos: Der FCZ gewann dennoch.
Als der 37-Jährige im Sommer vor einem Jahr vom FC Sion zum FCZ kam, war man im Verein glücklich, einen zwar schon älteren, aber soliden Goalie verpflichtet zu haben. Und lange Zeit wusste man gar nicht, wie gut Vanins wirklich ist. In der Challenge League hatte er nur selten gefährliche Bälle zu halten. Aber es gab eben auch diese merkwürdigen Momente, die einen nachdenklich machten, wenn es um die Zuverlässigkeit von Vanins ging: Im März im Cup gegen den FC Basel, im April beim 3:2 gegen Aarau - und zuletzt auch in dieser Saison, im zweiten Meisterschaftsspiel, beim 2:1 gegen Thun. Damals stellte sich Vanins nach seinem Fehler vor die Fernsehkameras und sagte, er nehme das Tor «zu hundert Prozent» auf sich. Diesmal zog er es vor, dass nur andere über ihn sprachen.
In der 56. Minute trifft Nedim Bajrami (Mitte) zum vorentscheidenden 2:0 für die Grasshoppers - der FCZ-Torhüter Andris Vanins ist chancenlos. (Bild: Walter Bieri /
Vanins hat noch einen Vertrag bis 2019 beim FC Zürich, und vielleicht ist diese Saison nun die letzte als Stammgoalie. In der FCZ-Führung hat man sich bereits Gedanken darüber gemacht, bald schon wieder auf Yanick Brecher zu setzen. Das ist der inzwischen 24-jährige Torhüter, den der Präsident Ancillo Canepa einmal als grösstes Schweizer Goalie-Talent nach Yann Sommer und Roman Bürki bezeichnet hatte.
Brecher kam im April 2015 zum FCZ, und kurz danach steckte der Verein in der schwierigsten Phase seiner jüngeren Klubgeschichte. Brecher war der Aufgabe nicht mehr gewachsen. Aber insgeheim haben sie beim FCZ die Meinung über ihn nicht geändert. Brecher soll die Zukunft gehören. Und wenn Vanins Fehler begeht wie an diesem Samstag, rückt diese Zukunft immer näher.
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