Repression gegen die Ultra Kultur

Hier kommt alles über Fussball rein, das nicht mit dem FCZ zu tun hat.
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MetalZH
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Re: Repression gegen die Ultra Kultur

Beitragvon MetalZH » 09.08.17 @ 14:27

sürmel hat geschrieben: Jetzt müsste man halt mal ins StGb schauen, was das Gesetz für ein Strafmass vorsieht und dann im Urteil warum innerhalb dieses Strafmasses so entschieden wurde, wie entschieden wurde, bevor man von "Exempel-Statuiert" spricht.


Bin mit dir in allem einer Meinung. Der obige Ausschnitt aus deinem Post wird im Tagi beantwortet:

Tagi hat geschrieben:Für die schwere Körperverletzung hätte der Beschuldigte gemäss Strafgesetzbuch zu einer Freiheitsstrafe von bis zu maximal zehn Jahren (...) verurteilt werden können. Für die Sachbeschädigung drohen ihm bis zu drei Jahre Haft.

http://mobile2.tagesanzeiger.ch/article ... 27e7000001

Ohne fachliches Hintergrundwissen zu besitzen, finde ich die Strafe völlig okay. Wer sich darüber aufregt, sollte sich fairerweise kurz diese Frage stellen:
Welches Strafmass fände ich angemessen, wenn ich derjenige wäre, der für den Rest des Lebens einen massiven Hörschaden erlitten hat?

Ich hoffe auch, dass dies als Abschreckung dienen wird. Wie viele Stuarts, Balljungen, Fans und (auch eigene) Spieler wurden schon durch diese verdammten Böller gefährdet?

Das Negative an der ganzen Story ist leider, dass damit auch die Pyros immer weiter in Verruf kommen, da es die Medien einfach nicht schaffen (wollen?), sie von Böllern zu unterscheiden. Geschweige denn Otto-Normal-Bünzli, der dann wieder mal über Fussballstadien und Hooligankonkordate abstimmen darf.
Der Titel des oben zitierten Tagi-Artikels lautet denn auch "Pyro-Werfer zu 36 Monaten verurteilt" und das Bild zeigt natürlich den pyroschwingenden Güllenblock...
Da wird wohl noch einiges an Repression auf unsere Ultras zukommen und das haben wir unter anderem solchen Vollspackos wie dem Güller zu verdanken.
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eifachöppis
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Re: Repression gegen die Ultra Kultur

Beitragvon eifachöppis » 16.08.17 @ 12:02

Zeit für schlagende Argumente

Ein Polizist tritt auf einen Verdächtigen ein, der von zwei Kollegen am Boden festgehalten wird. So stark, dass sich das Profil seiner Schuhe noch fast einen Tag später an den Gesichtsverletzungen des Opfers lesen lässt. Ein Fussballfan vermummt sich mit vielen Kollegen. Er wirft einen Stein ins Fenster eines leeren Polizeiautos. Der erste erhält eine bedingte Geldstrafe von 18000 Franken, bei einer Probezeit von zwei Jahren. Der zweite erhält er eine Freiheitsstrafe von 16 Monaten bei einer Probezeit von vier Jahren. Die zwei Fälle, die innert Wochenfrist für Schlagzeilen sorgten, lassen sich nur bedingt vergleichen. Dennoch lassen sich zwei Erkenntnisse daraus ableiten.

Zum einen schützt das Schweizer Gesetz das Vermögen stärker als das Leben. So liegt die höchstmögliche Strafe für einfachen Diebstahl bei fünf Jahren Freiheitsentzug, bei fahrlässiger Tötung sind es nur drei. Zum anderen sind Fussballfans eine Randgruppe, deren Vergehen zunehmend politisiert werden. Das geschieht immer, wenn sich die Öffentlichkeit stark empört. Meist sind es sehr sichtbare Verbrechen, die medial eng begleitet werden. Die Fans sind ein öffentliches Ärgernis, sie müssen mit der vollen Härte der Justiz rechnen.

Deshalb werden vergleichbare Taten anderer Tätergruppen deutlich milder geahndet. Doch dafür fehlen echte Argumente. Einen Stein in ein Polizeiauto zu werfen, wie es der junge Aargauer im April 2016 tat, ist gefährlich, dumm und zu verurteilen. Aber bei allem Zorn über Randale, Ausschreitungen und Krawall: Ein Mensch sollte immer mehr wert sein als ein Auto.

Quelle: Aargauer Zeitung vom 16.08.17

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Los Tioz
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Re: Repression gegen die Ultra Kultur

Beitragvon Los Tioz » 16.08.17 @ 16:25

Fussball ist ein Way of Life, etwas, das Aussenseiter nie verstehen werden, etwas, von dem die Medienvertreter gerne fehlerhaft und skandalträchtig aus der Geborgenheit ihrer plüschbesesselten Büros berichten - ohne jegliches Verständnis der Realität.


Zhyrus
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Re: Repression gegen die Ultra Kultur

Beitragvon Zhyrus » 22.08.19 @ 7:59

eifachöppis hat geschrieben:https://www.saiten.ch/mit-kameras-auf-spatzen-schiessen/

Besonders befremdlich ist die Diskussion zweier Einsatzkräfte am Rande des Polizeikessels, die angeregt darüber diskutieren, dass Hooligans auch nicht mehr dasselbe seien wie früher und wann denn jetzt der richtige Zeitpunkt sei, endlich «drauf» zu gehen und es den Fans «so richtig zu zeigen». Auf meine Aussage hin, dass eine solche Diskussion eine Schande für den Rechtsstaat sei, werde ich von beiden ausgelacht.

Als (Polizei-)Chef würde ausrasten, wenn einer meiner Mitarbeiter eine derartige Unprofessionalität an den Tag legt. Läck, die Sprücheklopfer sind doch unfähig ihren Job auszuführen. In den nächsten Einsatzbesprechungen würde ich länger auf das eingehen, dass sich ein solches strunzdummes Verhalten nicht mehr wiederholt.

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Ostler
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Re: Repression gegen die Ultra Kultur

Beitragvon Ostler » 22.08.19 @ 8:13

Zhyrus hat geschrieben:
eifachöppis hat geschrieben:https://www.saiten.ch/mit-kameras-auf-spatzen-schiessen/

Besonders befremdlich ist die Diskussion zweier Einsatzkräfte am Rande des Polizeikessels, die angeregt darüber diskutieren, dass Hooligans auch nicht mehr dasselbe seien wie früher und wann denn jetzt der richtige Zeitpunkt sei, endlich «drauf» zu gehen und es den Fans «so richtig zu zeigen». Auf meine Aussage hin, dass eine solche Diskussion eine Schande für den Rechtsstaat sei, werde ich von beiden ausgelacht.

Als (Polizei-)Chef würde ausrasten, wenn einer meiner Mitarbeiter eine derartige Unprofessionalität an den Tag legt. Läck, die Sprücheklopfer sind doch unfähig ihren Job auszuführen. In den nächsten Einsatzbesprechungen würde ich länger auf das eingehen, dass sich ein solches strunzdummes Verhalten nicht mehr wiederholt.


Das ist schon krass und leider wohl sehr glaubwürdig. Ich hatte mal das "Vergnügen", dass ich während einem WEF wo ich in der Gastronomie beschäftigt war, mein Mittagessen jeweils im Pausenraum der Bereitschaftspolizei einnehmen durfte. Was da über den damals anstehenden Einsatz an der Demonstration geredet wurde, würde mir keiner glauben.
Zudem lief damals ein Bericht im Fernsehen in dem im Welschland ein Polizeifahrzeug auf eine Brücke gefahren ist und Demonstranten in Gefahr gebracht hat (irgendwie so, ich weiss es nicht mehr genau). Was da an Sprüchen rum ging... Das wär schon fast strafrechtlich relevant.

Auf jeden Fall hat das, und diverse Fussballspiele für mich gereicht, um mir meine eigenen Gedanken zu machen, wenn Cortesi mal wieder von einem verhältnismässigen Einsatz redet. Nicht alle Polizisten sind so, aber wenn ich Sirenen höre, habe ich selten die Assoziation, dass jetzt Hilfe kommt. Eher im Gegenteil.
Krönu hat geschrieben:Bei uns ist das Niveau im Forum deshalb so hoch, weil sich die FCZ-Fans, grob gesagt, in 2 Gruppen aufteilen:
- Akademiker/Studenten
- Solche, die eh kein Compi bedienen können

TO BE
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Re: Repression gegen die Ultra Kultur

Beitragvon TO BE » 22.08.19 @ 10:39

Ostler hat geschrieben:
Zhyrus hat geschrieben:
eifachöppis hat geschrieben:https://www.saiten.ch/mit-kameras-auf-spatzen-schiessen/

Besonders befremdlich ist die Diskussion zweier Einsatzkräfte am Rande des Polizeikessels, die angeregt darüber diskutieren, dass Hooligans auch nicht mehr dasselbe seien wie früher und wann denn jetzt der richtige Zeitpunkt sei, endlich «drauf» zu gehen und es den Fans «so richtig zu zeigen». Auf meine Aussage hin, dass eine solche Diskussion eine Schande für den Rechtsstaat sei, werde ich von beiden ausgelacht.

Als (Polizei-)Chef würde ausrasten, wenn einer meiner Mitarbeiter eine derartige Unprofessionalität an den Tag legt. Läck, die Sprücheklopfer sind doch unfähig ihren Job auszuführen. In den nächsten Einsatzbesprechungen würde ich länger auf das eingehen, dass sich ein solches strunzdummes Verhalten nicht mehr wiederholt.


Das ist schon krass und leider wohl sehr glaubwürdig. Ich hatte mal das "Vergnügen", dass ich während einem WEF wo ich in der Gastronomie beschäftigt war, mein Mittagessen jeweils im Pausenraum der Bereitschaftspolizei einnehmen durfte. Was da über den damals anstehenden Einsatz an der Demonstration geredet wurde, würde mir keiner glauben.
Zudem lief damals ein Bericht im Fernsehen in dem im Welschland ein Polizeifahrzeug auf eine Brücke gefahren ist und Demonstranten in Gefahr gebracht hat (irgendwie so, ich weiss es nicht mehr genau). Was da an Sprüchen rum ging... Das wär schon fast strafrechtlich relevant.

Auf jeden Fall hat das, und diverse Fussballspiele für mich gereicht, um mir meine eigenen Gedanken zu machen, wenn Cortesi mal wieder von einem verhältnismässigen Einsatz redet. Nicht alle Polizisten sind so, aber wenn ich Sirenen höre, habe ich selten die Assoziation, dass jetzt Hilfe kommt. Eher im Gegenteil.


Ich kenne gleich mehrere Polizisten die aus solchen Gründen wie von die Beschrieben von der Stadt- zur Kantonspolizei gewechselt sind. Leider nicht Förderlich wenn es um eine Besserung ginge... Aber die StaPo hat schon ein grösseres Problem...


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