MMNE hat geschrieben:likavi hat geschrieben:hyperlite hat geschrieben:Ab sofort schreiben wir in den Fussballbereichen des Forums wieder hochdeutsch!
Ist halt auch etwas eine Generationenfrage. Die Alten sind sich gewohnt, ausschliesslich hochdeutsch zu schreiben. Viele der Jungen schreiben aber heutzutage mehr Schweizerdeutsch als Hochdeutsch. Das wird sich auch in Internetforen durchsetzen. Die Frage ist nur wann. Es ist ja eher eine abnormale Situation, dass man anders schreibt, als spricht. Langfristig setzt sich in allen Weltgegenden die gesprochene Sprache irgendwann auch als geschriebene Sprache durch. Gut möglich, dass sich bald mal eine einheitliche Schreibweise des Schweizerdeutschen etablieren wird. Damit dann auch die alten Chnuuschtis keine Probleme mehr mit der Lesbarkeit haben. ;-) Bis dahin werden wir noch das eine oder andere Rückzugsgefecht der ausschliesslich Hochdeutsch-Schreiber erleben. ;-)
Hmmm... Also genau genommen schreiben und sprechen wir (Schule / Fernsehen / etc.) Standarddeutsch... Die Standardsprache wird auch in anderen Ländern gelernt, zum Beispiel in den Niederlanden. Denn zwischen frysk oder fresk oder brabants, hollands.... sind die Unterschiede wahrscheinlich noch grösser als zwischen Appenzell und Wallis. Dass dort die Standardsprache abgeschafft wird, ist mir aber neu. Auch in Deutschland hat der Dialekt oft einen schalen Beigeschmack, wird oft abwertend eingesetzt.
In den Niederlanden wird Niederländisch gelehrt, und nicht Deutsch (ausser als Fremdsprache), obwohl man Niederländisch auch als Deutschen Dialekt betrachten könnte. Selbst Englisch könnte man trotz der vielen französischen Lehnwörter als Deutschen Dialekt betrachten. Ob eine Sprache eher als "Dialekt" gesehen/abgewertet wird, oder als "Sprache" aufgewertet, hängt von verschiedenen Faktoren ab. aber die politischen Strukturen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Wenn Bayern ein eigener Staat wäre, dann wäre Bayrisch ganz selbstverständlich eine eigene Sprache, würde so gelehrt und auch von allen akzeptiert. Ukrainisch zum Beispiel ist näher beim (Standard-)Russischen als Schweizerdeutsch beim (Standard-)Deutschen, und die Ukraine als Land ist ausserdem bedeutend jünger, als die Schweiz. Trotzdem wird Ukrainisch als eigenständige Sprache betrachtet und auch als eigene Sprache an den Schulen gelehrt. Die einzigen, die Ukrainisch eher etwas als Dialekt betrachten, sind die Russen - genauso wie die Deutschen Schweizerdeutsch (und Schwäbisch, Bayrisch etc....) als Dialekt abwerten, weil ihnen das in der Schule so eingebläut wurde. Das sind politische Gründe: es geht um die Einheit des Landes (in diesem Fall des im 19.Jahrhundert gegründeten Deutschland) mit Hilfe unter anderem der Sprache. Diese innerdeutsche Angelegenheit färbt dann natürlich auch darauf ab, wie die Deutschen das Schweizerdeutsche sehen, weil es mit dem Schwäbischen und Badischen verwandt ist - regionale Sprachen, welche Vielfalt repräsentieren und deshalb automatisch immer etwas als Gefahr für die Einheit der "Bundesrepublik Deutschland" empfunden werden.
Die Entwicklung des Schweizerdeutschen zur eigenen Sprache schreitet genauso voran wie früher das Niederländisch oder heute parallel das Ukrainische - der ganze Prozess dauert einfach viel länger - bis dato gibt es noch keine einheitliche Grammatik, obwohl es bereits eine ganze Menge an Lyrik und vereinzelt sogar Romane gibt. Der Hauptgrund dafür ist die Viersprachigkeit der Schweiz, weswegen es im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern keine politischen Impulse/Motivation zur Weiterentwicklung der Sprache gibt. Sie entwickelt sich langsam, evolutionär, grass roots - und nicht von der Regierung über die Schulbildung von oben verordnet wie anderswo.
Sorry für off-topic. ;-)