Beitragvon fischbach » 11.04.17 @ 11:04
Im Tagi-Matchbericht hat es zu Beginn und am Schluss auch ein paar hübsche Stellen, die über das, was auf dem Rasen passierte, hinausgehen:
Mit einem Bauplan aus der Baisse
Der FC Zürich kann auf die schlechten Leistungen der Vorwochen reagieren und schlägt Le Mont 5:2.
Christian Zürcher, Baulmes
In Zeiten von sterbenden Beizen kann es an einem Montagabend schon mal schwierig werden, in kleinen Dörfern Lokale für ein Bierchen oder ein Halbeli Roten zu finden. Gewöhnlich auch in Baulmes, diesem 986-Leute-Fleck im Waadtländer Jura. Doch weil sich eine Delegation von FCZ-Anhängern ankündigte, macht der Gasthof L’Auberge eine Ausnahme. Das Restaurant öffnet «exceptionellement» seine Türen und serviert den Teller Abendessen für 25 Franken.
Ein anderes fussballromantisches Häppchen ereignet sich ebenfalls noch vor Spielstart. Der Stadionsprecher bittet bei der Vorstellung der Heimmannschaft die singenden FCZ-Fans um einen Moment der Stille. Sie gehorchen.
Der FC Zürich reist also nach Baulmes, die meisten wissen das, weil Le Mont dort seine Spiele austrägt. Es ist eine Reise, die den Arbeitstitel «Drei Punkte» trägt und mit dem Fazit «mit Auszeichnung erfüllt» endet. Hatte der FCZ in den jüngsten Woche mit einer seltsamen Zurückhaltung auf dem Rasen agiert, überrollt er Le Mont richtiggehend in den ersten Minuten. Ein «wichtiges Auffangen nach den letzten schwierigen Spielen» nennt der Sportliche Leiter Thomas Bickel die Reaktion der Mannschaft.
Als hätte ihnen Trainer Uli Forte vor der Partie einen einzigen Bauplan zum Toreschiessen mitgegeben, kommen die FCZ-Spieler fünfmal auf identische Art zum Sieg: Spiel über die Seiten, Flachpass oder Schuss zur Mitte – Tor. Auf den Flügeln ist viel Platz, weil die Aussen Rodriguez und Schönbächler immer wieder geschickt nach innen ziehen.
Weil Winter gesperrt ist, darf Schönbächler wieder einmal von Anfang an spielen. Er sorgt für Tempo, kann mit seinen Pässen in die Tiefe den Gegner mehrmals aus den Angeln heben und gibt zum ersten Tor von Koné den Assist. Und weil der starke Raffael Dwamena stets ein Auge für Kollegen hat, darf Schönbächler in der 49. Minute zu seinem 5. Saisontreffer einschieben. «Es hat mir gutgetan, wieder einmal 90 Minuten spielen zu können. Ich brenne für nächste Einsätze», sagt er. Zur Geschichte dieses unbeschwerten FCZ-Auftritts passt auch, dass der auffällige Aussenverteidiger Kempter sein erstes Ligator schiesst.
Der FCZ zermürbt den Gegner mit seinem Pressing, kommt aber auch sehr einfach zu den Toren, Le Mont ist ein flotter Gastgeber und lädt zum ausgiebigen Verweilen im eigenen Strafraum ein. Die Waadtländer sind ein Auffangbecken ausrangierter Spieler aus der Super League. Ein Zambrella spielt da, ein Mobulu, oder auch ein Cabral, in der Hinrunde noch im FCZ-Kader. Er fällt durch etwas auf, das ihn schon in Zürich ausgezeichnet hat: Er verwirft die Arme. Zur Pause wird er ausgewechselt.
Und weil es wohl für lange Zeit das letzte FCZ-Spiel in Baulmes war, sei hier noch einmal eine Durchsage des Stadionsprechers in der 66. Minute erwähnt: Zwei Regenschirme seien gefunden worden, man könne sie im Buvette abholen.