Beitragvon schwizermeischterfcz » 03.03.17 @ 9:39
Interview mit Brunner vor dem Basel Match in der 20min:
Meister gegen Cupsieger. Im Cup kommt es zum Klassiker zwischen dem FCB und dem FCZ. Cédric Brunner verrät, warum der FCZ mit Ambitionen nach Basel reist.
Cédric Brunner, wie gross ist die Vorfreude, endlich wieder zeigen zu können, dass man eigentlich nicht in die 2. Liga gehört?
Cédric Brunner: Die ist extrem, denn Basel gegen Zürich ist in den letzten zehn Jahren immer der Klassiker im Schweizer Fussball gewesen. Das wird eine heisse Affiche, und ich denke, eine vor ausverkauften Rängen.
Wie oft schielen Sie noch auf die Super League?
Ich bin ziemlich up to date und verfolge am Wochenende die Spiele auf Teleclub.
Ist dieser Artikel lesenswert?
55
18
18
20
Schmerzt das nicht?
Das macht schon weh, eine Liga unter der Super League zu spielen. Aber ich denke, für den Verein war es wie ein Neustart. Ich bin auch der Meinung, dass dieses Jahr allen gut getan hat – vorausgesetzt, es klappt mit dem sofortigen Wiederaufstieg.
Wie gross war der Schock, obwohl man es selber vermasselt hat?
Ich kann nur von mir reden, aber als der Abstieg feststand, war ich am Boden zerstört. Ich hatte aber auch wenig Erfahrung. Die letzte Saison war meine erste, in der ich richtig Fuss gefasst hatte in der Profimannschaft und viele Spiele gemacht hatte. Dann so etwas zu erleben, war mental schon sehr hart für mich. Ich brauchte einige Zeit, bis ich das verarbeitet hatte.
20
Schreiben Sie jetzt einen Kommentar.
Allein?
Meine Freundin und die Familie haben mir geholfen. Aber ich bin schon eher der Typ, der die Dinge eher mit sich selber ausmacht.
Wie lange dauerte diese «Schockstarre»?
Im Verlauf der Vorbereitung ging es besser. Aber das wurde auch so kommuniziert, dass wir ab jetzt keine Gedanken mehr daran verschwenden sollen und den Blick nach vorn richten müssen. Schlussendlich kannst du die Zeit nicht zurückdrehen und etwas ändern, sondern mach das Beste draus und so ist es wirklich.
Hat die Mannschaft die Gründe für den Abstieg aufgearbeitet?
Nein, das haben wir nicht explizit angeschaut. Aber wenn eine Mannschaft wie Zürich absteigt, dann muss schon einiges schiefgelaufen sein. Ich finde aber auch, dass man das vollkommen hinter sich lassen muss und die Vergangenheit nicht immer wieder aufrollt. Quasi ein totaler Neuanfang – auch gedanklich. Wir hatten ja auch einige Wechsel im Team.
Ein Wechsel war für Sie kein Thema?
Nein, das war für mich kein Thema. Ich kenne eigentlich nichts anderes als den FCZ. Ich bin seit Januar 2006 beim Stadtclub und fühle mich hier zuhause. Und ich habe noch einiges vor mit dem FCZ.
Champions League zu spielen?
Jeder Spieler träumt von der Champions League. Aber das sind eher langfristige Ziele. Ich lebe lieber in der Gegenwart und setzte mir höchstens Ziele für die nahe Zukunft. Das Ziel ist der Wiederaufstieg.
Nicht die Champions League, aber die Möglichkeit, international zu spielen, stünde mit einem Sieg im Viertelfinal weiter offen. Wie stehen die Chancen im Duell des besten Super-Ligisten gegen den besten Challenge-Ligisten der Saison?
Rein auf dem Papier sind wir unbestritten der Underdog. Aber wie man doch so schön sagt: Der Cup hat seine eigenen Gesetze. Es ist keine Meisterschaft, die über 36 Runden entschieden wird, sondern nur ein Spiel. In 90, vielleicht auch 120 Minuten kann ein Underdog immer einen Favoriten schlagen. Und da sehen wir unsere Chance.
Obwohl der FCB erst eine Partie in dieser Saison verloren hat?
Wir gehen nicht ohne Ambitionen nach Basel und geben uns geschlagen, weil wir aus der Challenge League kommen. Ich denke, im Fussball ist alles möglich. In 90 Minuten und mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung können wir sicher auch in Basel dagegenhalten. Das haben wir im Herbst in der Europa League gegen Teams wie Osmanlispor, Bukarest und Villareal gezeigt.
Damals hatte die Mannschaft aber noch viel vom SL-Rhythmus in den Beinen.
Im Fussball passt man sich ein Stück weit auch dem Gegner an, und wenn Basel auf dem Platz steht und Tempo macht, ziehen wir mit, denn physisch sind wir sehr gut drauf und mental muss man sich für so ein Spiel nicht motivieren. Im Klassiker – und noch dazu im Cup – werden alle gehen wie die Wahnsinnigen. Vom Tempo her werden wir sicher ein Wörtchen mitreden.
Was macht den FCB so unwiderstehlich?
Sie sind in ihrem Stadion mit ihren Fans im Rücken sehr heimstark und haben viel individuelle Klasse. Sie haben Spieler, die es gewohnt sind, fast jedes Jahr international zu spielen. Sie wissen, wie man Spiele gewinnt. Und sie haben auch die finanziellen Mittel, sich diese Qualität zu leisten.
Aber Geld schiesst keine Tore?
Geld schiesst schon keine Tore, aber es macht vieles einfacher. Es ist halt in der Regel so, dass ein Spieler mit höherem Marktwert auch mehr fussballerische Qualität besitzt. Es ist ein Vorteil, wenn man sich solche Spieler leisten kann. Es wird ein ganz schwieriges Spiel.
Was hat der FCB, was der FCZ nicht hat und Sie finden: Das wäre geil, es auch zu haben?
Das Stadion und den Platz in der Super League. Sonst bin ich zufrieden in dieser Saison mit dem FCZ. Wir haben jetzt die bessere Mannschaft in der Challenge League als noch letzte Saison in der Super League.
Was müsste der Matchplan beinhalten, um gegen den FCB zu bestehen?
Das Kollektiv und bedingungslosen Einsatz. Wir müssen zusammenstehen, fighten und solidarisch sein.
Erinnern Sie sich noch an das 2:2-Remis im Joggeli im April 2016?
Das war ein Wahnsinnsmatch. Rückblickend hätten uns die zwei Punkte mehr, die wir aus Basel hätten mitnehmen können, vor dem Abstieg gerettet. Aber in diesem Spiel haben wir gesehen, dass es etwas zu holen gibt.
Ihr Vertrag läuft noch bis Sommer 2018. Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?
Ich hoffe, dass ich das eine oder andere Jahr beim FCZ anhängen kann. Aber erst schauen wir, wie die Saison endet, und dann werden wir sicher einmal zusammensitzen.
Und wenn vorher ein lukratives Angebot aus dem Ausland kommt?
Ich weiss nicht, ob ich für den Schritt schon bereit bin. Mir liegen diese Stadt, die Menschen und der FCZ so am Herzen, dass es ein extrem gutes Angebot in einer extrem schönen Stadt sein müsste. Es müsste viel stimmen, dass ich das momentan in Betracht ziehen würde.
Dijbril Sow: „Steven Zuber spielt auch mit mir in Frankfurt, aber der ist ein Hopper, das machts etwas schwierig“
