Beitragvon fischbach » 28.02.17 @ 8:44
«Basellandschaftliche Zeitung»
Zürcher nehmen Tickets mit Handkuss
FCB-Fans werben für Cup-Kracher gegen FCZ, weil der Vorverkauf in Basel – ganz anders als in Zürich – harzt
Endlich Cup, endlich der FC Zürich endlich wieder Spannung – wen man auch fragt unter Spielern und Journalisten, die Vorfreude auf den Viertelfinal am Donnerstag im Joggeli ist gross. Wie sehr hat der Klassiker diese Saison doch gefehlt! Nichts gegen Vaduz oder Thun, aber ein Spiel gegen den ewigen Rivalen aus Zürich übt eine ungemein grössere Anziehungskraft aus. Da sind sich alle einig, könnte man meinen.
Doch warum hängt über dem Papa Joe’s am Barfüsserplatz dieses riesige Banner? Am Balkon, auf dem die FCB-Stars sonst die Titel mit ihren Fans feiern, steht in grossen Lettern : «Aasuuge muesch, wenn Basel di bruucht». Und in den Trams Richtung Pratteln finden sich Flugblätter mit dem Text: «Am 2.3. stiig ich ins Drämmli 14 ii!» Weckerufe für die FCB-Anhänger. Nicht etwa vom Klub, sondern von den Fans.
Auf Nachfrage teilt der Klub mit, dass bis gestern Abend über 21000 Tickets verkauft wurden. Zum Vergleich: Letzten Sonntag gegen den FC Luzern waren laut offiziellen Angaben rund 25000 Leute im Joggeli. Natürlich sind da jene Fans mitgezählt, die eine Saisonkarte besitzen, aber nicht aufkreuzten. Aber auch so waren rund 20000 Zuschauer im Stadion. Und das obschon die Meisterschaft unter normalen Umständen längst gelaufen ist. Am Donnerstag ist Cup, gegen Zürich.
Langeweile versus grosse Gefühle? Die Zahlen sagen etwas anderes. Das Joggeli ist erst etwas mehr als halb voll. Und das obschon der FC Basel die Ticketpreise für den Cup-Viertelfinal im Vergleich zu den Meisterschaftsspielen deutlich reduziert hat. So zahlt man beispielsweise in der Muttenzerkurve 20 statt 25 Franken. Und ein Platz auf der Haupttribüne des grössten Fussballtempels der Schweiz kostet 40 statt 75 Franken – ein Preisnachlass von über 45 Prozent.
Von einem harzigen Vorverkauf will man beim FCB trotzdem nichts wissen. «Wir sind mit dem Vorverkauf sehr zufrieden», sagt Mediensprecherin Andrea Roth. Über 21000 verkaufte Tickets seien eine ganze Menge, wenn man berücksichtige, dass Basel mitten in (Land) oder kurz vor (Stadt) der Fasnacht stehe. Viele Leute seien zudem in den Skiferien und das Spiel würde am TV gezeigt. Bis zum Donnerstag, so die Erwartungen des Klubs, sollen zudem noch einmal rund 4000 Tickets mehr abgesetzt werden.
Wie viele davon an Zürcher gehen, kann man im Vorfeld nicht mit Sicherheit sagen. Gewiss ist, dass der FCB den Gästesektor für dieses Spiel deutlich vergrössert hat. Während normalerweise 1600 Tickets an die Gäste vergeben werden, erhielt der FC Zürich bis gestern 3800 Tickets. Die seien alle weg, richtet Mediensprecher Süha Demokan aus. In Zürich also nehmen sie die zusätzlich zur Verfügung gestellten Tickets mit Handkuss.
Ungewöhnlich ist es nicht, dass der FCZ bei Auswärtsspielen auf kräftige Unterstützung der Fans zahlen kann. Selbst in der Challenge League reisen zwischen 400 (an einem Montagabend in Genf) und 2500 Fans wie vor anderthalb Wochen in Wil. Und obwohl Sportchef Thomas Bickel nicht von einem Ansturm auf die Cuptickets sprechen will, sprengen die Zahlen doch den Rahmen des Üblichen. Denn selbst als es letzte Saison im letzten Spiel gegen St.Gallen um den Abstieg gingen, reisten nicht viel mehr als 3000 Zürcher in die Ostschweiz.
«FCB gegen FCZ ist ein Klassiker und für die Zuschauer immer attraktiv. Was dieses Mal speziell ist: Wir sind Titelverteidiger und Leader in der Challenge League und spielen beim amtierenden Meister und Leader der Super League um den Einzug ins Halbfinale», sagt Bickel. In Zürich zieht die Affiche: Mit drei Extra-Zügen pilgern die FCZ Fans hierher. Die Polizei in Basel ist gewarnt. Bleibt zu hoffen, dass sie nicht zum Einsatz kommt.