Beitragvon fischbach » 05.01.17 @ 9:48
Oumar Kondé erzählt der «Basler Zeitung» über seine Zeit in China.
«Reis – morgens, mittags, abends»
Oumar Kondé spielte 2009 eine Saison bei Chengdu Tiancheng in der höchsten chinesischen Liga. Der 37-jährige Binninger erinnert sich gerne an diese Monate zurück, die zu den exotischsten seiner Karriere zählten. Heute ist der Verteidiger noch ab und zu im Amateurfussball anzutreffen – beim FC Selzach in der 4. Liga.
Oumar Kondé, weshalb wechselten Sie 2009 vom FC Zürich nach China?
Beim FCZ spielte ich keine Rolle mehr. Schliesslich war es mein damaliger Trainer Bernard Challandes, der den Kontakt nach China herstellte. Asien interessierte mich immer, also flog ich für ein Probetraining nach Chengdu.
Erzählen Sie.
Es war ein mehrtägiges Camp mit zehn Mannschaften aus den höchsten zwei Ligen Chinas. Ich absolvierte alle Einheiten und drei Freundschaftsspiele. Danach wollte mich der chinesische Trainer unbedingt.
Hat er Ihnen dies persönlich mitgeteilt?
Ja. Über einen Dolmetscher, der auf Schritt und Tritt hinter ihm her watschelte und alles auf Englisch übersetzte. Der Coach konnte sich nur in der Landessprache verständigen.
Wie gut war Ihr Chinesisch?
Das Wichtigste wie «Use» oder «kömmed zrugg» liess ich mir rasch beibringen. Damit konnte man die Abwehr problemlos dirigieren (lacht).
Wie kamen Sie mit dem Alltag zurecht?
Bestens! Obwohl ich mich in den ersten zwei Wochen nur von Reis ernährte – morgens, mittags und abends!
Welche Rolle spielten die Ausländer?
Pro Team durften nur vier Ausländer im Kader und drei davon gleichzeitig auf dem Rasen stehen. Der Berühmteste in der Liga war Ailton. Als ich nach Chengdu wechselte, komplettierten ein Brasilianer sowie zwei Jamaikaner unser Söldner-Quartett.
Sie waren also die Stars des Teams?
Ja. Aber erkannt auf der Strasse wurde ich in der Zehn-Millionen-Stadt kein einziges Mal. Zu den Heimspielen kamen auch nur etwa 10'000 Leute. An die Auswärtspartien sind wir übrigens immer geflogen – bis auf ein Spiel, das 400 Kilometer entfernt war. Da nahmen wir den Bus.
Zeichnete sich damals schon ab, wo die chinesische Liga hinwill?
Nach meiner Saison in Chengdu wurde kräftig investiert. Ich bekam mit, wie sich die Chinesen sagten: «Es kann doch nicht sein, dass ein solch grosses Volk erst einmal an einer WM teilnahm.» Ich kickte wohl ein paar Jahre zu früh dort (lacht). Aber es war eine coole und interessante Zeit.