Danke für die ausführliche Antworten! Ich finde es top, dass auch Kontra kommt. Es wäre erschreckend, wenn meine - zugegeben zu harte - Kritik unbeantwortet bliebe. Die Fragen sind durchaus keine rhethorischen sondern reale!
likavi hat geschrieben:Die meisten Spieler sind jung oder im besten Fussballeralter. Und Yapi hat dem Spiel nach seiner Einwechslung sofort gutgetan. So entstand die Struktur im FCZ-Spiel, welche zu den Grosschancen von Winter führte. Von den Jungen ist zur Zeit nur Janjicic ein echter Kandidat, aber auch er zeigte zuletzt immer wieder etwas jugendliche Überheblichkeit und Leichtsinn - grundsätzlich nichts schlimmes, aber genug schlimm, um damit potentiell wichtige Punkte unnötig zu verlieren.
Haben wir gegen Wil keine Punkte verloren? Mir war auch in den letzten 20 min gegen ein sehr harmloses Winterthur nicht wohl, was die Punkteausbeute betrifft. Jeder macht Fehler - Voser und Rodriguez gegen Wil, und während du diese als Topmaterial für den Wiederaufstieg abgefeierst, sitzt unsere Jugend auf der Bank und man wirft ihnen später vor (siehe Turkes und Dominguez), dass sie sich ja nie durchsetzen konnten, oder defensiv versagen (Bua). Das ist meines Erachtens genau das angeprangerte fehlende Vertrauen in die Jugend.
Grgic wäre in der Challenge League schlichtweg unterfordert gewesen und das hat häufig die gleichen Auswirkungen, wie wenn jemand überfordert ist. Er muss für seine steile Entwicklung zum jetzigen Zeitpunkt einfach höher spielen. Bua war offensiv stark, aber defensiv schwach, hat zu wenig mitgearbeitet. Für Basel ist das ein netter Offensivjoker, aber als Stammkraft für den Aufstieg? Dann lieber ein Roberto Rodriguez, der fightet bis zum Umfallen.
Grgics Abgang war längst klar (ein User im Dunstkreis von Grgics Umfeld hat mir genau den Abgang vor Monaten genau so voraus gesagt). Da gibt es keinen Vorwurf an die Leitung. Der war nicht zu halten. Einen Bua mit seiner Skorerausbeute sollte man hingegen nicht niederschreiben, auch wenn Identifikation für die NLB sicher fehlte. Qualitativ würde ich ihn jederzeit begrüssen und du verfängst dich hier in Widersprüche, wenn oben von den qualitativ besten Spieler schreibst, aber den offensiv-produktivsten wegwünschst. Winter und Rodriguez sind beides auch nicht die Defensivhelgen und Buas defensive Defizite waren überstark wahrnehmbar, weil Hyypiä meist auf ein 3-5-2 setzte, das ihm nicht entgegen kommt.
Turkes konnte einfach nicht überzeugen, auch in der Vorbereitung nicht. Wäre ein ziemliches Risiko gewesen, auf ihn zu setzen. Dominguez hat sich nie richtig integriert - ein ähnliches Missverständnis wie Oberlin. Die Idee, man könne Junioren, die in Genf oder Lausanne bei ihren Heimatvereinen Stunk gemacht haben, nach Zürich holen, und alles werde besser, war eine Illusion - das hat man nun sicherlich gemerkt.
Stellt sich die Frage, ob die beiden je eine echte Chance hatten. Mindestens Dominguez gefiel mir gar nicht mal schlecht. Unter dem Strich, finde ich es zu einfach, dass man bei den 4 Jugendspieler für alle eine Ausrede parat hat, weshalb sie nichts taugen (Grgic: Kommten wir nicht halten, Bua: defensive Defizite, Turkes: Untauglich, Dominguez: Stinker), so kann man jeden Transfer schön reden. Ähnliches war auch gegen Oberlin (Stinker) und Sow (zu fordernd) hörbar. Müssen wir unseren Umgang mit den Talenten überdenken oder ist das normal? Ich finde beides!
Ich bin sicher, es gibt Gründe dafür, dass sie noch nicht das volle Vertrauen geniessen. Das müssen sie sich auch erst erarbeiten.
Genau mit dieser Einstellung graben wir unser eigenes Grab: Welcher Jugendspieler soll sich wirklich durchsetzen, wenn er weder Vertrauen spürt - man müsse es sich erarbeiten - und bloss die Brosamen an Spielzeit zusammenkratzen darf - wir wollen ja eine klare Stammelf - und man noch mit dem Vorwurf der mangelnden Reife konfrontiert wird - wir müssen aufsteigen, keine Experimente. Ich finde diese Perspektive, die wir Talenten offerieren, und auf die wir unsere Zukunft beschneiden erschreckend!
Weiter oben beklagst Du, dass wir eine Stammelf haben und zu wenig variieren. Das widerspricht sich. Beim 1:1 gegen Wil war das Problem, dass die etwas komplizierten Umstellungen in der Deckung bei Standards nach der Einwechslung von Roux nicht schnell genug organisiert werden konnten. So dass am Ende der dafür eher ungeeignete Rodriguez Roux übernahm. Sicherlich etwas, was man für die Zukunft lösen und besser machen kann.
Genau deshalb ist es wichtig, dass man auch in der Vorbereitung zwischendurch mit der Stammelf spielt, zumal diese mehr oder weniger in Eisen gegossen scheint und sich der Rest erst einmal hinten anstellen muss. Ich beklage hier, dass dies ein alt-bekanntes Problem in der letzten Saison gewesen ist und man in der gesamten Saisonpause es nicht geschafft hat hier Ordnung reinzubringen. Das 1:1 war ja nicht der einzige Standard, bei dem gepennt wurde. Schon gegen Winterthur war mehrmals ein ziemliches Chaos in unserem Strafraum. Zum Glück waren die Kantonsrivalen zu fahrig im Abschluss.
Ja, was jetzt? "NLA-Restposten" und "überalterte Greisenelf", welche Winterthur und Wil "an die Wand spielen"?
Das Aussage war wir fahren den Kurs hin zur Greisenelf (in 1-2 Saisons). Jap, wer ein solches Budget hat, muss in der Lage sein mindestens Winterthur, m.E. auch ein bisher recht unsortiertes und wenig überzeugendes Wil, dessen Zukunft ich nicht so sehr rosig vorher sage, zu dominieren. Das stellt noch kein Superzeugnis in der Mannschaftzusammenstellung aus, sondern liegt in der Natur der Sache oder des Geldes, das man ausgibt. Ich kritisiere, v.a. die Perspektive dieser Mannschaft. Das gerade Winter und Vanins gewisse Qualitäten haben bestreite ich nicht. Bei Rodriguez - hat mich bisher eher positiv überrascht - und Voser bin ich mir nicht so sicher. Trotz dieser Qualitäten sehe ich keine ausgewogene Mannschaft, was die Altersstruktur betrifft, und schon keine Perspektive bei diesem Altersdurchschnitt. Ich finde, wir gehen hier zu stark "all-in". Klappt der direkte Wiederaufstieg nicht, dann stehen wir vor einem Scherbenhaufen!
Ist das nicht etwas gar stark verallgemeinert und nur das halbleere Glas angeschaut? Die Abschlüsse von Rodriguez, Sadiku und Buff, die zu den drei bisherigen Toren führten, waren ziemlich konsequent. Winter hat in den Testspielen trotz späten Einstiegs beim FCZ zwei Mal getroffen. Nun halt mal nicht. Das ist völlig normal für Offensivspieler, dass man auch Chancen auslässt.
Es ist eher pessimistisch geschrieben, ohne Zweifel. Die Tore aufzählen kann ich hingegen auch, dann tönt alles super. Das Auslassen von Chancen ist nicht die Kritik, sondern dass es uns meines Erachtens über grosse Phasen der beiden Spiele nur mangelhaft gelungen ist die spielerischen und individuellen Vorteile in Druck auf die Strafraumzone umzusetzen, bzw. dort mehr Spieler und Bälle in diese Gefahrenzone zu bringen. Phasenweise klappt die Unterstützung durch Buff, Rodriguez und Winter (siehe gegen Winterthur in der ersten 30 min, auch phasenweise gegen Wil), vielfach bau(t)en sie ab oder man zog sich freiwillig bei 1:0 zurück. Einmal ging es gut und einmal ins Auge. Ich finde, wir nehmen hier ein zu grosses Risiko, wenn wir uns zu früh zurücknehmen, denn gerade wir sind alles von individuellen Fehler gefeit!
Zwei Zentrale auf einer Linîe. Der Dritte spielt als zweiter Stürmer. Es ist ein klassisches 4-4-2.
Habe ich jetzt das komplett falsch gesehen? 4-4-2? Ich dachte an ein 4-2-3-1 (oder 4-5-1) mit Buff (klar) hängend hinter der Spitze. Scheisse, vielleicht sollte ich echt keine Analysen "aus dem Stadion" schreiben! Wieso soll man bei einem 4-4-2 Buff einem Sadiku oder Cavusevic vorziehen? Ich fände das sogar eine sehr starke Aufstellung, weil man mit 2 gelernten Stürmer mehr Druck auf den Strafraum erzeugen kann, zumal man - nach deiner Aussage - sowieso gezwungen war mit hohen Bällen zu arbeiten.
Bisher gab es das in den beiden Challenge League-Partien nicht. Das Gegentor gegen Wil hatte mit einem individuellen (Vosers unnötige Verursachung des Eckballes) und einem organisatorischen Fehler (Deckung von Roux) zu tun.
Ha, ha. Wir haben, glaube ich, echt unterschiedliche Spiele gesehen :). Ich fand den Leistungsabfall bezüglich der Offensive schon gegen Winterthur recht erschreckend, bzw. unverständlich. Gut, damals konnte man pragmatisch festhalten, dass es ja gereicht hat, der Platz tief war und Winterthur nicht so recht wusste, was sie mit den Spielanteilen anstellen sollten. Gegen Wil nahm der Ausgleich mehr und mehr Formen an, und traf denn auch ein.
Rhetorische Fragen zu stellen, ohne diese zu beantworten ("wir stellen nur Fragen"), funktioniert immer gut, um den Anschein von berechtigter Kritik zu erwecken. Kennt man als Skandalisierungsmasche vom BLICK und von Michael Moore-Filmen. ;-) Wenn man die Sache dann selbst genauer recherchiert, sieht man häufig, dass die Antworten zu diesen Fragen eigentlich ganz logisch und profan sind - wenn die ganze Wahrheit erzählt würde, und nicht nur ein selektiver Teil davon. Aber entscheidend ist ja der Spannungsbogen der Geschichte, um möglichst viele Filme und Zeitungen zu verkaufen,
Danke...
