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JohnyJLucky
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Re: Medien

Beitragvon JohnyJLucky » 06.05.16 @ 9:19

SO für ZH hat geschrieben:Ein Artikel zum Fall Rossini vs. Canepa. Anscheinend fand im April eine Schlichtungsverhandlung statt welche gescheitert ist:

http://www.solothurnerzeitung.ch/sport/ ... -130249224


ich denk unser präsi hat dazu gelernt. bei fall rossini hat er m.M. nach zu schnell gehandelt und erhält dafür evtl. die rechnung. bei cabral sah es ganz anders aus. auch da hätte er mit leichtigkeit sofort die reissleine ziehen können, entschied sich jedoch zuerst den spieler anzuhören bevor es wie in diesem fall zu einer schlammschlacht ausarten kann.
Maloney hat geschrieben:Ich bitte dich. Wir sind keine Politiker. Wir sind Fussball-Fans. Wir sagen nicht "Mit Verlaub, aber das halten wir nicht für angemessen.", sondern "Figg di!"


fischbach
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Re: Medien

Beitragvon fischbach » 07.05.16 @ 9:44

Blerim Dzemaili über die FCZ-Tristezza

Blerim Dzemailis Alltag spielt sich in der italienischen Serie A ab. Der Absturz des FC Zürich lässt den Nationalspieler gleichwohl nicht kalt. Er sorge sich um den Verein, sagt der 30-jährige Ex-FCZ-Champion.

Am kommenden Freitag begehen dem FCZ zugewandte Kreise im Zürcher Volkshaus ein kleines Jubiläum: Am 13. Mai vor einer Dekade zelebrierte der Klub nach 25 titellosen Jahren im Basler St.-Jakob-Park in der 93. Minute den Meistertreffer von Iulian Filipescu. Nach 59 Heimspielen ohne Fehltritt war der FCB vor eigenem Publikum ausgeglitten – Zürich tanzte ekstatisch, die Verlierer ärgerten sich rot und blau, ein paar Hundert frustrierte FCB-Anhänger verwechselten das Spielfeld mit einem rechtsfreien Raum.

Blerim Dzemaili erinnert sich an jedes Detail der dramatischen Finalissima. Der damals 20-Jährige orchestrierte an der Seite von Gökhan Inler das zentrale Mittelfeld. «Einmal pro Jahr denke ich an dieses verrückte Spiel», sagt der Genoa-Professional zur Nachrichtenagentur sda. «Die Busfahrt, die aufgeheizte Atmosphäre, die Petarden, die berührende Pokalübergabe – alles ist abgespeichert.»

Den ersten Meistertitel der Karriere vergesse man ohnehin nicht, lächelt der Zürcher Secondo. Die Kontakte zu den früheren Weggefährten haben sich inzwischen verflüchtigt. Die gute gemeinsame Zeit ist primär eine schöne alte Geschichte. Dzemaili hat seinen Lebensmittelpunkt nach Italien verlegt. Vor und nach einem einjährigen Gastspiel bei Galatasaray etablierte er sich im Süden. Auf 190 Serie-A-Spiele kommt er mittlerweile.

«Es ist echt traurig»

Und doch bleibt der Klub seiner Jugend eine Herzensangelegenheit: «Ich verfolge schon, was in Zürich passiert.» Der Niedergang der letzten Monate besorgt ihn. Was er der Tabelle entnimmt, kann Dzemaili kaum fassen. Seine alte Liebe wird Woche für Woche gedemütigt und gegen hinten durchgereicht, eine Blamage folgt der nächsten Bankrotterklärung. Seit dem 0:4 in Thun trennen den FCZ zwei Punkte vom Abgrund.

«Es ist echt traurig, was sich beim FCZ abspielt. Ein solcher Klub gehört nicht ans Tabellenende, das haben die Fans nicht verdient», erklärt der EM-Teilnehmer. Seine Betroffenheit wirkt nicht aufgesetzt, der Mann leidet tatsächlich: «Für mich ist die Situation unvorstellbar.»

Eine derart negative Entwicklung eines Klubs, der in der Schweiz im Normalfall zum oberen Drittel gehören sollte, würden die Tifosi in Italien niemals tolerieren, meldet Dzemaili. Der Druck in der Schweiz sei nicht vergleichbar mit der Belastung in den Topligen. «Würde ein bekannter Klub in der Serie so im Schlamassel stecken, könnte keiner mehr ruhig schlafen.»

Den empfindlichen Einbruch kann sich Dzemaili auch nicht richtig erklären, die Zerfallserscheinungen interpretiert er auf seine Weise: «Es ist nicht einfach, einen Klub zu führen. Man braucht einen guten Sportchef. Wir hatten 2006 mit Fredy Bickel den besten des Landes, einer der sein Handwerk versteht.»

Dzemaili redet vom Umfeld, das perfekt abgestimmt sein müsse. «Wir in Italien sprechen in diesem Zusammenhang von der Società, vom Verein, vom Apparat, der im Hintergrund funktionieren muss.» Es müsse eine gewisse Substanz vorhanden sein: «Im Moment scheint sie beim FCZ zu fehlen», vermutet der 30-Jährige.

Im Gegensatz zum FC Basel setzt der FCZ nicht auf die Praxis, verdienstvolle Internationale mit speziellem Bezug zum Klub im Herbst ihrer Karriere zum Comeback in der Super League zu bewegen. Dzemaili bedauert diese Haltung: «Man weiss ja eigentlich, was man an den älteren und erfahrenen Schweizer Spitzenspielern hat.» Und derweil der Ligaprimus mit Urs Fischer eine Zürcher Ikone als Coach beschäftigt, hat der FCZ einem prominenten Finnen mit Liverpooler Vergangenheit eine Carte blanche ausgestellt. Weshalb der Tabellendrittletzte keinem talentierten Schweizer Ausbildner vertraut, erschliesst sich Dzemaili nicht. Er bekomme in Italien immer wieder zu hören, wie gut die Schweizer Grundschule sei: «Alle schwärmen von den Nachwuchs-Trainern – nur im eigenen Land wird diese Konstellation irgendwie gar nicht richtig geschätzt.»

Zurück zu Galatasaray

Dzemaili selber wird im August nach einem weiteren Serie-A-Jahr vorerst nach Istanbul zurückkehren müssen. Galatasaray bestimmt seine Zukunftsplanung. Der Zürcher mit albanischen Wurzeln könnte sich aber auch vorstellen, bei günstiger Gelegenheit eine Schweizer Offerte anzunehmen.

Sein Ex-Verein zieht eine Rückholaktion offenbar nicht in Betracht: «Das Interesse an mir scheint nicht vorhanden zu sein. Auf mich ist jedenfalls noch nie jemand vom FCZ zugekommen.» Dabei wäre die Ausgangslage gar nicht so unvorteilhaft, unter Umständen liesse sich eine Win-win-Situation arrangieren.

Doch der Sportchef ist beim FC Zürich auch mit präsidialen Pflichten absorbiert. Oder anders formuliert: Die Kumulierung der Ämter vereinfacht das nur schwer vorhersehbare Tagesgeschäft mit Sicherheit nicht. Terminkollisionen und Irritationen sind programmiert; manchmal erreichen die Ausläufer des Tiefdruckgebiets sogar die ligurische Küste.

Nur noch für Nostalgiker

Mitten in der FCZ-Tristezza startet der FCB ausgerechnet im Letzigrund zur mehrwöchigen Ehrenrunde. Entsprechend wird die Affiche dem Inhalt längst nicht mehr gerecht. Das Wort Klassiker bemühen am Samstag nur noch Nostalgiker. Auf dem Papier trennen Zürich 46 Punkte und weit mehr vom Trendsetter.

In Tat und Wahrheit sind die Bebbi in einer anderen wirtschaftlichen Dimension unterwegs; der Klub vergoldete seine Sieger-DNA, auf dem Festgeldkonto soll sich ein zweistelliger Millionenbetrag stapeln. Dem FCZ hingegen drohen tiefrote Zahlen, er hängt am Tropf der Familie Canepa. Ihm fehlt die Breite, das Volumen, die politische Lobby (Stadion). Kurzum: Der FCZ hat sich in eine heikle Spirale manövriert, die Konsequenzen sind unabsehbar. (SDA)

fischbach
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Re: Medien

Beitragvon fischbach » 07.05.16 @ 9:47

«Tages-Anzeiger»

Soll keiner überrascht sein

Beim FC Zürich müsste nun jeder erkannt haben, dass es nur noch um den Ligaerhalt geht. Schuld an der misslichen Lage sind Präsident, Trainer und Mannschaft.

Der Filmer des lokalen Fernsehsenders möchte noch eine letzte Sequenz drehen. Wie Sami Hyypiä nach der Pressekonferenz davonläuft. Hyypiä mag aber nicht, weil er findet, dass es genug Aufnahmen von ihm gibt. Der Filmer sagt, es wäre zur Abrundung seines Berichts. «Und was ist, wenn ich nicht weggehe?», fragt Hyypiä. Dann setzt er sich wieder.

50 Minuten hat der Coach des FC Zürich in diesem Moment geredet, 50 Minuten, die viele Einblicke bieten in sein Innenleben, in das Denken von Spielern, die manchmal den Eindruck machen, als würden sie nicht allzu viel denken, Minuten, in denen Hyypiä sagt: «Wenn die Spieler die Situation jetzt nicht begriffen haben, würde mir das sehr grosse Sorgen machen.»

Der FCZ ist im Abstiegskampf. Das ist er nicht erst seit dem 0:4 vom letzten Sonntag in Thun, das ist er schon viel länger. Nur haben es noch nicht alle wie Alain Nef empfunden, für den dieser Kampf eigentlich schon mit den ersten Spielen angefangen hat. Es gibt zum Beispiel auch noch einen Präsidenten, der vom 2:2 vor vier Wochen in Basel derart beseelt war, dass er von der Qualifikation zur Europa League schwadronierte – von Platz 4 also. Dabei lag der FCZ damals, neun Runden vor Saisonende, bereits acht Punkte hinter Sion. Seither hat es 1:11 Punkte und 1:9 Tore gegeben.

Die ungenutzte «Carte blanche»

Nach dem Absturz in Thun hat Hyypiä gesagt, mit solchen Leistungen würden sie absteigen. Darum ist ihm in einer Zeitung vorgehalten worden, er sei ratlos. Das versteht er nicht.

So schlecht wie jetzt hat der FCZ zu diesem Zeitpunkt einer Saison seit 2003/04 und der Einführung des aktuellen Modus nie dagestanden, nicht einmal annähernd so schlecht. Die Entwicklung aber soll keinen überraschen – nicht bei diesem Präsidenten, diesem Trainer, dieser Mannschaft.

Präsident Ancillo Canepa hat schon viel gesagt über seine Angestellten. Urs Fischer war sein «bester Personalentscheid», Urs Meier hielt er selbst während der Niederlagenserie vor einem Jahr für einen «überdurchschnittlichen Trainer». Und Hyypiä: Ihm hat er die «Carte blanche» zugesteckt, so begeistert war er, dass er einen Trainer gefunden hat, der als Spieler die Champions League gewonnen hatte (2005 mit Liverpool).

Hyypiä setzt auf das Credo, dass viel Laufen die Grundlage für Erfolg ist. In Zürich kann er die Spieler noch lange laufen lassen, sie tun trotzdem nicht so, wie er möchte. Er versucht wohl, sie zu motivieren und darauf hinzuweisen, was es für den Erfolg braucht. Nun hat er die Erkenntnis gewonnen: «Wenn ich nicht jeden Tag darüber rede, habe ich das Gefühl, dass sie etwas vergessen.»

Das entzauberte Talent

Der 42-jährige Finne ist da, wo er nicht sein möchte. Was er an diesem Freitag berichtet, lässt zwei Schlüsse zu. Erstens: Er hat Spieler, die keine wirklichen Profis sind. Und zweitens: Hyypiä fehlt es an Ausstrahlung, um sie von seinen Ansichten zu überzeugen. Was immer richtig ist, für jemanden spricht das nicht: für die Spieler, die nicht wissen, was Selbstverantwortung bedeutet.

«Was ist Siegermentalität?», fragt darum Hyypiä, «Siegermentalität heisst, dass man bereit ist, auf dem Platz alles aus sich herauszuholen, was in Kopf und Körper ist.» Bei den Zürchern ist es so, dass sie nicht immer allzu viel aus sich herausholen. Wie sonst könnte der Trainer etwa nach dem 0:1 gegen Luzern das Gefühl haben, dass sie körperlich nicht alles gegeben haben? Er verhehlt nicht, wie er empfindet, wenn er redet und mahnt und seine Botschaften trotzdem nicht ankommen. «Nicht schön» sei das, sagt er.

Als Spieler war Hyypiä ein Kämpfer. Als Trainer will er das auch sein. Sein Erfolg ist begrenzt. In den letzten zweieinhalb Jahren gewann er mit Leverkusen, Brighton und dem FCZ 11 Meisterschaftsspiele, 11 von 60. Bei Bayer wurde er entlassen, an der englischen Südküste resignierte er selbst. Und in Zürich? Da will er nicht aufgeben.

Scheitert Hyypiä, wäre es nicht die erste Fehleinschätzung des Präsidenten. Yannick Brecher sei «das grösste Goalietalent der Schweiz», hat er vor einem Jahr gesagt. Oder über Davide Chiumiento im Juli 2014: «Ein sehr wichtiger Leistungsträger und Leader.»

Wie man ein Talent entzaubert, hat Hyypiä gezeigt. In den ersten 14 Runden spielte Brecher, dann auf einmal Anthony Favre, und als der beim 2:4 gegen GC gepatzt hatte, kehrte Brecher ins Tor zurück. Besser ist bis heute trotzdem nichts geworden. Chiumiento wiederum versprach, nachdem seine interne Suspendierung aufgehoben war: «Ich bin bereit, Vollgas zu geben.» Das tat er genau einmal, beim 3:0 in Vaduz. Ansonsten besitzt er das Talent, das zu sagen, was man hören will. Deshalb gehört er zu den Problemfällen eines Vereins, der sich zu schade ist für den Abstiegskampf.

Der unwirsche Putin-Freund

Natürlich lässt sich sagen, ein Victor Sanchez fehle in der Abwehr. Natürlich besitzt Alexander Kerschakow nach wie vor gewisse Qualitäten. Aber auch ohne Sanchez braucht die Mannschaft nicht an fehlender Einstellung zu leiden. Und Kerschakow hilft mit seinem Hang, jeden für seine Fehler verantwortlich zu machen, nur nicht sich selbst, auch nicht weiter. «Ich möchte, dass er seine Frustrationen weniger zeigt», sagt Hyypiä.

Was den Russen betrifft, macht ohnehin ein Gerücht die Runde: Der Präsident habe ihn im Winter nur geholt, um dessen Nähe zu Wladimir Putin ausnutzen und Gazprom als Sponsor gewinnen zu können. Da erinnert man sich an die Botschaft der Südkurve zum Ende letzten Jahres: «Nein zum Sportchef ohne Fachkompetenz.» Beim FCZ ist der Präsident auch der Sportchef.

Sechs Spiele hat der FCZ noch, um die Saison zu retten, davon ist eines der Cupfinal am 29. Mai gegen Lugano. Heute trifft er auf Basel. Dass der Meister in Ferienlaune nach Zürich reist, glaubt Hyypiä nicht. Das Spiel ist die beste Chance zur Rehabilitation für den FCZ. Ein wahrer Charaktertest folgt am Mittwoch. Dann kommt Lugano in den Letzigrund.

yellow
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Re: Medien

Beitragvon yellow » 07.05.16 @ 10:10

fischbach hat geschrieben:Blerim Dzemaili über die FCZ-Tristezza

Blerim Dzemailis Alltag spielt sich in der italienischen Serie A ab. Der Absturz des FC Zürich lässt den Nationalspieler gleichwohl nicht kalt. Er sorge sich um den Verein, sagt der 30-jährige Ex-FCZ-Champion.

Am kommenden Freitag begehen dem FCZ zugewandte Kreise im Zürcher Volkshaus ein kleines Jubiläum: Am 13. Mai vor einer Dekade zelebrierte der Klub nach 25 titellosen Jahren im Basler St.-Jakob-Park in der 93. Minute den Meistertreffer von Iulian Filipescu. Nach 59 Heimspielen ohne Fehltritt war der FCB vor eigenem Publikum ausgeglitten – Zürich tanzte ekstatisch, die Verlierer ärgerten sich rot und blau, ein paar Hundert frustrierte FCB-Anhänger verwechselten das Spielfeld mit einem rechtsfreien Raum.

Blerim Dzemaili erinnert sich an jedes Detail der dramatischen Finalissima. Der damals 20-Jährige orchestrierte an der Seite von Gökhan Inler das zentrale Mittelfeld. «Einmal pro Jahr denke ich an dieses verrückte Spiel», sagt der Genoa-Professional zur Nachrichtenagentur sda. «Die Busfahrt, die aufgeheizte Atmosphäre, die Petarden, die berührende Pokalübergabe – alles ist abgespeichert.»

Den ersten Meistertitel der Karriere vergesse man ohnehin nicht, lächelt der Zürcher Secondo. Die Kontakte zu den früheren Weggefährten haben sich inzwischen verflüchtigt. Die gute gemeinsame Zeit ist primär eine schöne alte Geschichte. Dzemaili hat seinen Lebensmittelpunkt nach Italien verlegt. Vor und nach einem einjährigen Gastspiel bei Galatasaray etablierte er sich im Süden. Auf 190 Serie-A-Spiele kommt er mittlerweile.

«Es ist echt traurig»

Und doch bleibt der Klub seiner Jugend eine Herzensangelegenheit: «Ich verfolge schon, was in Zürich passiert.» Der Niedergang der letzten Monate besorgt ihn. Was er der Tabelle entnimmt, kann Dzemaili kaum fassen. Seine alte Liebe wird Woche für Woche gedemütigt und gegen hinten durchgereicht, eine Blamage folgt der nächsten Bankrotterklärung. Seit dem 0:4 in Thun trennen den FCZ zwei Punkte vom Abgrund.

«Es ist echt traurig, was sich beim FCZ abspielt. Ein solcher Klub gehört nicht ans Tabellenende, das haben die Fans nicht verdient», erklärt der EM-Teilnehmer. Seine Betroffenheit wirkt nicht aufgesetzt, der Mann leidet tatsächlich: «Für mich ist die Situation unvorstellbar.»

Eine derart negative Entwicklung eines Klubs, der in der Schweiz im Normalfall zum oberen Drittel gehören sollte, würden die Tifosi in Italien niemals tolerieren, meldet Dzemaili. Der Druck in der Schweiz sei nicht vergleichbar mit der Belastung in den Topligen. «Würde ein bekannter Klub in der Serie so im Schlamassel stecken, könnte keiner mehr ruhig schlafen.»

Den empfindlichen Einbruch kann sich Dzemaili auch nicht richtig erklären, die Zerfallserscheinungen interpretiert er auf seine Weise: «Es ist nicht einfach, einen Klub zu führen. Man braucht einen guten Sportchef. Wir hatten 2006 mit Fredy Bickel den besten des Landes, einer der sein Handwerk versteht.»

Dzemaili redet vom Umfeld, das perfekt abgestimmt sein müsse. «Wir in Italien sprechen in diesem Zusammenhang von der Società, vom Verein, vom Apparat, der im Hintergrund funktionieren muss.» Es müsse eine gewisse Substanz vorhanden sein: «Im Moment scheint sie beim FCZ zu fehlen», vermutet der 30-Jährige.

Im Gegensatz zum FC Basel setzt der FCZ nicht auf die Praxis, verdienstvolle Internationale mit speziellem Bezug zum Klub im Herbst ihrer Karriere zum Comeback in der Super League zu bewegen. Dzemaili bedauert diese Haltung: «Man weiss ja eigentlich, was man an den älteren und erfahrenen Schweizer Spitzenspielern hat.» Und derweil der Ligaprimus mit Urs Fischer eine Zürcher Ikone als Coach beschäftigt, hat der FCZ einem prominenten Finnen mit Liverpooler Vergangenheit eine Carte blanche ausgestellt. Weshalb der Tabellendrittletzte keinem talentierten Schweizer Ausbildner vertraut, erschliesst sich Dzemaili nicht. Er bekomme in Italien immer wieder zu hören, wie gut die Schweizer Grundschule sei: «Alle schwärmen von den Nachwuchs-Trainern – nur im eigenen Land wird diese Konstellation irgendwie gar nicht richtig geschätzt.»

Zurück zu Galatasaray

Dzemaili selber wird im August nach einem weiteren Serie-A-Jahr vorerst nach Istanbul zurückkehren müssen. Galatasaray bestimmt seine Zukunftsplanung. Der Zürcher mit albanischen Wurzeln könnte sich aber auch vorstellen, bei günstiger Gelegenheit eine Schweizer Offerte anzunehmen.

Sein Ex-Verein zieht eine Rückholaktion offenbar nicht in Betracht: «Das Interesse an mir scheint nicht vorhanden zu sein. Auf mich ist jedenfalls noch nie jemand vom FCZ zugekommen.» Dabei wäre die Ausgangslage gar nicht so unvorteilhaft, unter Umständen liesse sich eine Win-win-Situation arrangieren.

Doch der Sportchef ist beim FC Zürich auch mit präsidialen Pflichten absorbiert. Oder anders formuliert: Die Kumulierung der Ämter vereinfacht das nur schwer vorhersehbare Tagesgeschäft mit Sicherheit nicht. Terminkollisionen und Irritationen sind programmiert; manchmal erreichen die Ausläufer des Tiefdruckgebiets sogar die ligurische Küste.

Nur noch für Nostalgiker

Mitten in der FCZ-Tristezza startet der FCB ausgerechnet im Letzigrund zur mehrwöchigen Ehrenrunde. Entsprechend wird die Affiche dem Inhalt längst nicht mehr gerecht. Das Wort Klassiker bemühen am Samstag nur noch Nostalgiker. Auf dem Papier trennen Zürich 46 Punkte und weit mehr vom Trendsetter.

In Tat und Wahrheit sind die Bebbi in einer anderen wirtschaftlichen Dimension unterwegs; der Klub vergoldete seine Sieger-DNA, auf dem Festgeldkonto soll sich ein zweistelliger Millionenbetrag stapeln. Dem FCZ hingegen drohen tiefrote Zahlen, er hängt am Tropf der Familie Canepa. Ihm fehlt die Breite, das Volumen, die politische Lobby (Stadion). Kurzum: Der FCZ hat sich in eine heikle Spirale manövriert, die Konsequenzen sind unabsehbar. (SDA)


Ziemlich vernichtender Bericht für den FCZ und den Herrn an der Spitze.
Urs Fischer«Ich staune immer wieder, wie viele Leute sich äussern und das Gefühl haben, dass sie Bescheid wissen»

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eifachöppis
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Re: Medien

Beitragvon eifachöppis » 07.05.16 @ 10:42

yellow hat geschrieben:
fischbach hat geschrieben:Blerim Dzemaili über die FCZ-Tristezza

Blerim Dzemailis Alltag spielt sich in der italienischen Serie A ab. Der Absturz des FC Zürich lässt den Nationalspieler gleichwohl nicht kalt. Er sorge sich um den Verein, sagt der 30-jährige Ex-FCZ-Champion.

Am kommenden Freitag begehen dem FCZ zugewandte Kreise im Zürcher Volkshaus ein kleines Jubiläum: Am 13. Mai vor einer Dekade zelebrierte der Klub nach 25 titellosen Jahren im Basler St.-Jakob-Park in der 93. Minute den Meistertreffer von Iulian Filipescu. Nach 59 Heimspielen ohne Fehltritt war der FCB vor eigenem Publikum ausgeglitten – Zürich tanzte ekstatisch, die Verlierer ärgerten sich rot und blau, ein paar Hundert frustrierte FCB-Anhänger verwechselten das Spielfeld mit einem rechtsfreien Raum.

Blerim Dzemaili erinnert sich an jedes Detail der dramatischen Finalissima. Der damals 20-Jährige orchestrierte an der Seite von Gökhan Inler das zentrale Mittelfeld. «Einmal pro Jahr denke ich an dieses verrückte Spiel», sagt der Genoa-Professional zur Nachrichtenagentur sda. «Die Busfahrt, die aufgeheizte Atmosphäre, die Petarden, die berührende Pokalübergabe – alles ist abgespeichert.»

Den ersten Meistertitel der Karriere vergesse man ohnehin nicht, lächelt der Zürcher Secondo. Die Kontakte zu den früheren Weggefährten haben sich inzwischen verflüchtigt. Die gute gemeinsame Zeit ist primär eine schöne alte Geschichte. Dzemaili hat seinen Lebensmittelpunkt nach Italien verlegt. Vor und nach einem einjährigen Gastspiel bei Galatasaray etablierte er sich im Süden. Auf 190 Serie-A-Spiele kommt er mittlerweile.

«Es ist echt traurig»

Und doch bleibt der Klub seiner Jugend eine Herzensangelegenheit: «Ich verfolge schon, was in Zürich passiert.» Der Niedergang der letzten Monate besorgt ihn. Was er der Tabelle entnimmt, kann Dzemaili kaum fassen. Seine alte Liebe wird Woche für Woche gedemütigt und gegen hinten durchgereicht, eine Blamage folgt der nächsten Bankrotterklärung. Seit dem 0:4 in Thun trennen den FCZ zwei Punkte vom Abgrund.

«Es ist echt traurig, was sich beim FCZ abspielt. Ein solcher Klub gehört nicht ans Tabellenende, das haben die Fans nicht verdient», erklärt der EM-Teilnehmer. Seine Betroffenheit wirkt nicht aufgesetzt, der Mann leidet tatsächlich: «Für mich ist die Situation unvorstellbar.»

Eine derart negative Entwicklung eines Klubs, der in der Schweiz im Normalfall zum oberen Drittel gehören sollte, würden die Tifosi in Italien niemals tolerieren, meldet Dzemaili. Der Druck in der Schweiz sei nicht vergleichbar mit der Belastung in den Topligen. «Würde ein bekannter Klub in der Serie so im Schlamassel stecken, könnte keiner mehr ruhig schlafen.»

Den empfindlichen Einbruch kann sich Dzemaili auch nicht richtig erklären, die Zerfallserscheinungen interpretiert er auf seine Weise: «Es ist nicht einfach, einen Klub zu führen. Man braucht einen guten Sportchef. Wir hatten 2006 mit Fredy Bickel den besten des Landes, einer der sein Handwerk versteht.»

Dzemaili redet vom Umfeld, das perfekt abgestimmt sein müsse. «Wir in Italien sprechen in diesem Zusammenhang von der Società, vom Verein, vom Apparat, der im Hintergrund funktionieren muss.» Es müsse eine gewisse Substanz vorhanden sein: «Im Moment scheint sie beim FCZ zu fehlen», vermutet der 30-Jährige.

Im Gegensatz zum FC Basel setzt der FCZ nicht auf die Praxis, verdienstvolle Internationale mit speziellem Bezug zum Klub im Herbst ihrer Karriere zum Comeback in der Super League zu bewegen. Dzemaili bedauert diese Haltung: «Man weiss ja eigentlich, was man an den älteren und erfahrenen Schweizer Spitzenspielern hat.» Und derweil der Ligaprimus mit Urs Fischer eine Zürcher Ikone als Coach beschäftigt, hat der FCZ einem prominenten Finnen mit Liverpooler Vergangenheit eine Carte blanche ausgestellt. Weshalb der Tabellendrittletzte keinem talentierten Schweizer Ausbildner vertraut, erschliesst sich Dzemaili nicht. Er bekomme in Italien immer wieder zu hören, wie gut die Schweizer Grundschule sei: «Alle schwärmen von den Nachwuchs-Trainern – nur im eigenen Land wird diese Konstellation irgendwie gar nicht richtig geschätzt.»

Zurück zu Galatasaray

Dzemaili selber wird im August nach einem weiteren Serie-A-Jahr vorerst nach Istanbul zurückkehren müssen. Galatasaray bestimmt seine Zukunftsplanung. Der Zürcher mit albanischen Wurzeln könnte sich aber auch vorstellen, bei günstiger Gelegenheit eine Schweizer Offerte anzunehmen.

Sein Ex-Verein zieht eine Rückholaktion offenbar nicht in Betracht: «Das Interesse an mir scheint nicht vorhanden zu sein. Auf mich ist jedenfalls noch nie jemand vom FCZ zugekommen.» Dabei wäre die Ausgangslage gar nicht so unvorteilhaft, unter Umständen liesse sich eine Win-win-Situation arrangieren.

Doch der Sportchef ist beim FC Zürich auch mit präsidialen Pflichten absorbiert. Oder anders formuliert: Die Kumulierung der Ämter vereinfacht das nur schwer vorhersehbare Tagesgeschäft mit Sicherheit nicht. Terminkollisionen und Irritationen sind programmiert; manchmal erreichen die Ausläufer des Tiefdruckgebiets sogar die ligurische Küste.

Nur noch für Nostalgiker

Mitten in der FCZ-Tristezza startet der FCB ausgerechnet im Letzigrund zur mehrwöchigen Ehrenrunde. Entsprechend wird die Affiche dem Inhalt längst nicht mehr gerecht. Das Wort Klassiker bemühen am Samstag nur noch Nostalgiker. Auf dem Papier trennen Zürich 46 Punkte und weit mehr vom Trendsetter.

In Tat und Wahrheit sind die Bebbi in einer anderen wirtschaftlichen Dimension unterwegs; der Klub vergoldete seine Sieger-DNA, auf dem Festgeldkonto soll sich ein zweistelliger Millionenbetrag stapeln. Dem FCZ hingegen drohen tiefrote Zahlen, er hängt am Tropf der Familie Canepa. Ihm fehlt die Breite, das Volumen, die politische Lobby (Stadion). Kurzum: Der FCZ hat sich in eine heikle Spirale manövriert, die Konsequenzen sind unabsehbar. (SDA)


Ziemlich vernichtender Bericht für den FCZ und den Herrn an der Spitze.


Wiederholte Fehlleistung unseres Sportchefs/Präsidenten.
Wie viele Fehler darf er sich noch erlauben? Dzemaili zurück holen ist ein Wunsch vieler User, schon vor Beginn der laufenden Saison. Dass nicht mal das Gespräch mit Dzemaili gesucht wurde, ist unverzeihlich.

Aber ja. Wer die Hintergründe kennt, der kann alles verstehen (Canepa Logik).

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Re: Medien

Beitragvon Glarona » 07.05.16 @ 10:44

Dieser Text passt zu meinem Kater den ich schwinge. Traurig....
"Bei uns sind die Höhen halt höher und die Tiefen dafür richtig tief."
Zitat Ussersihl

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Re: Medien

Beitragvon alpo » 07.05.16 @ 11:25

FUSSBALL (rüebliblatt.ch aka aargauerzeitung.ch)

Ist Sami Hyypiä der Richtige?
von Markus Brütsch — Nordwestschweiz7.5.2016 um 10:00 Uhr

Der FC Zürich kommt unter seinem finnischen Trainer Sami Hyypiä nicht vom Fleck und ist fünf Runden vor Ende der Saison vom Abstieg aus der Super League bedroht.

Es wird seriös trainiert an diesem Nachmittag. Drei Tage vor dem Heimspiel gegen Meister Basel bereiten sich der Trainer und die Spieler des FC Zürich auf eine schwierige Aufgabe vor. Ihre Mienen sind ernst, das 0:4 in Thun 72 Stunden zuvor steckt noch zu sehr in ihnen drin, um bereits wieder Spass an der Arbeit zu haben.


Es wird weder geflachst noch werden Sprüche geklopft; die Spieler sind bemüht, keine Fehler zu machen, um ihren Vorgesetzten Sami Hyypiä nicht noch mehr zu enttäuschen. Während einer Stunde ist die Stimme des Finnen das Einzige, was die Trainingseinheit akustisch hergibt.

Der Beobachter fragt sich: Ist das nun einfach die perfekte Fokussierung der Spieler, die endlich begriffen haben, in welch diffiziler Situation sie sich befinden, auf ihren Beruf? Die nach dem Debakel im Berner Oberland wie ihr Trainer nichts schöngeredet und sich sogar bei den Fans für ihre Nullleistung entschuldigt haben. Oder sind sie vielleicht gar nicht konzentriert, sondern nur bedrückt?

Bar jeglichen Selbstvertrauens und fast schon gelähmt? Haben einfach Angst, Teil einer Mannschaft zu werden, die nach dem Aufstieg vor 26 Jahren in die zweite Spielklasse zurückmuss? Haben der Trainer und die Spieler an diesem Nachmittag auch nur einmal gelacht? Zwei Tage später wird Hyypiä einen Satz sagen, der so gar nicht dazu passen will: «Wir müssen positiv bleiben.»

Zu viel Distanz?

Hyypiä verfolgt das Training auf der Allmend Brunau aus einer sicheren Distanz, die Arme entweder über der Brust verschränkt oder hinter dem Rücken versteckt. Symbolisiert dies die Distanz, die zwischen dem Team und ihrem Trainer besteht? Oder wird damit nur etwas in eine soziale Beziehung hineininterpretiert, weil eine solche Erkenntnis gut zur sportlichen Misere passen würde?

Es scheint, dass die Mannschaft mit dem einstigen grossen Spieler des FC Liverpool nicht warm wird. Gut möglich, dass Hyypiä ganz einfach seines Selbstverständnisses wegen zu hohe Ansprüche an seine Spieler stellt. «Wenn ich, wie in Thun, keine Passsicherheit habe, übe ich nach dem Training 20 Minuten lang Pässe», sagt Hyypiä.

Das aber täten seine Spieler zu wenig. Wahrscheinlich bräuchten sie einen Trainer, der nicht so sehr auf Eigenverantwortung setzt, sondern sie mit Streicheleinheiten und Motivationsspritzen versorgt. Keinen Eisblock also, sondern einen, der Feuer macht.

Am Ende des Trainings spricht Hyypiä mindestens eine Viertelstunde mit Cédric Brunner. Aus der Distanz ist gut zu erkennen, dass der einstige Weltklasseverteidiger dem jungen FCZ-Abwehrspieler einiges aus der eigenen Erfahrung weitergeben will. Aber auch aus der Distanz ist die Distanz zu sehen, die zwischen dem Trainer und dem Spieler besteht.
Vielleicht ist es für Hyypiä schwierig, empathisch zu sein, einen Spieler auch mal in den Arm zu nehmen und ihm Nähe zu geben. Zu signalisieren: Hey, wir sitzen doch alle im selben Boot. «Ich habe heute kein Team gesehen», hat Hyypiä in Thun gesagt. Teambildung jedoch gehört zu den Pflichten eines Trainers.

Emotionales Vakuum

Wer Hyypiä in seiner Zeit bei Bayer Leverkusen journalistisch begleitet hat, dem sind ähnliche Dinge aufgefallen, wie jenen, die es jetzt mit ihm zu tun haben. Es heisst aus Deutschland, der vormalige Schweiger habe bewusst an seinen sprachlichen Defiziten gearbeitet und sich im kommunikativen Bereich zwar verbessert, eine gewisse Distanziertheit sei aber geblieben. Vielleicht könnte man, etwas überspitzt, von einem emotionalen Vakuum sprechen. Auch, weil Hyypiä keine Assistenten hat, welche es ausfüllen.

Hyypiä sagt, er frage sich manchmal, ob er vielleicht zu viel mit seinen Spielern spreche. Er komme sich seltsam vor, ihnen jeden Tag dasselbe sagen zu müssen; aus Angst, sie könnten es sonst sofort wieder vergessen. Er vermisst die Gewinnermentalität und sagt, was er darunter versteht: «Die Bereitschaft, alles, was man hat, aus Körper und Geist herauszuholen.»
Nicht, dass er damit die ganze Verantwortung für die schlechten Ergebnisse der Rückrunde – drei Siege, vier Unentschieden, sechs Niederlagen – auf die Mannschaft abschieben will. «Ich bin sehr selbstkritisch. Ich mache Fehler, spreche aber nicht darüber», sagt Hyypiä.

Ob er denke, seine Spieler noch zu erreichen, wird der 42-Jährige gefragt. «Wäre dies nicht der Fall, dann wäre ich nicht mehr hier», sagt Hyypiä.


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