Ich kann mich nur anschliessen, das war mit Abstand die schlimmste Niederlage die ich erlebt habe, sogar noch schlimmer als damals Italien das EM-Final per Golden Goal verlor. Man kann es kaum ausdrücken wie man sich fühlt.
Matchbericht
Es hatte alles so wunderschön begonnen. Gygax mit etwas Glück zum 1-0, Niederhasli schenkte uns dann das 2-0 oder besser der Verräter Castillo hat es gebracht. Es waren 12 Minuten gespielt. Lange Zeit bleibt das Spiel ausgeglichen, ehe Petric unseren lahmen Dal Santo zu einer Slalomstange umfunktioniert und auf 2-1 verkürzte. Es vergehen wenige Minuten und es ist wieder Gygax mit einem Wundertor: 3-1. Aber ich dachte mir als jahrelanger FCZ-Fan, abwarten, noch ist es nicht vorbei. Halbzeit, ich tippe auf ein 6-2 Endstand.
Dann nach der Pause, Anschlusstreffer der Insekten durch Eduardo, der nebenbei erwähnt, der einzige GC Spieler ist welchen ich gerne im Letzigrund sehen möchte. Und schon wieder skort Gygax mit Durchsetzungsvermögen und Übersicht mit einem Heber, der spielt sich selber in einen Rausch. Unglaublich 4-2 langsam kriege ich das Gefühl wir sind überragend und können nicht verlieren.
Das schönste Gefühl auf Erden
Ich lege mich hin, es ist zuviel, sowas hatte ich noch nie erlebt. Ich hatte zwei Freunde dazu gebracht mitzukommen, die noch nie dabei waren: Ich buchte sie für den Rest der Saison. Inmitten der Herzschwäche verpasse ich den Ballklau vom neuen Brasilianer Cesar, sehe ihn aber den Ball einschieben. Ich fasse es nicht, fünf Tore in der Chiesgrube gegen GC, alle Träume werden an einem Abend war. Ich kann mir nicht schöneres vorstellen. Herr Meier entscheidet sich in Szene zu setzen, offensichtlich fühlte er sich von den Akteuren vernachlässigt, es ist nicht seine Bühne. Er schickt Cesar wegen übermässigem Jubeln vom Platz, dabei wird ein Cuphalbfinal gespielt welches zugleich das spektakulärste Derby seit Ewigkeiten ist. Man sollte meinen Emotionen sind in einem Derby-Cupspiel erlaubt, ja sogar gewollt. Nun ja, der FCZ muss mit einem Mann weniger zu Ende spielen. Das Spiel läuft wieder.
Ich gönn mir eine Pause, hole mir eine Bratwurst und für den Kollegen einen Hot-Dog, die aber ausverkauft sind. Wen wunderts, ich brauchte auch 45 Minuten um ins Stadion zu kommen. Die Organisation ist hier nochmals einige Levels schlechter als im Letzigrund. Ich komme zurück, winke jedem zu, umarme unzählige Bekannte und langzeit Leidensgenossen. Es ist zu schön um wahr zu sein. Ich reibe mir mehrmals die Augen. Was für ein Gefühl.
Dieses Spiel wird nie mein Erinnerungsvermögen verlassen.
Die Auswechslungen
Pallas ist mittlerweile für Keita hereingekommen, es scheint mir nicht die beste Wahl, obwohl der Afrikaner eher ein schlechtes Spiel hat. Ich dachte mir Petrosjan hätte auch auf die Seite ausweichen könne und Keita hätte weiterhin seine Schnelligkeit einsetzen können. Was solls, heute kann nichts mehr schieflaufen. Das Spiel schleppt sich hin, GC kommt wieder. Die dunkelblauen lassen sich gar weit in die eigene Hälfte drängen und dann passierts 5-3, wieder durch Eduardo, ich muss annerkennen ein Hammertor. Ich klatsche auch, es war echt sehenswert.
Noch sieben Minuten, aber der FCZ lässt sich nun noch mehr zurückdrängen. 89. Minute: Flanke, Taini holt den Ball nicht runter und Eduardo kann wieder buchen. Angstschweiss macht sich bemerkbar.
Spätestens jetzt liegen wieder alle FCZ-Nerven blank. Schon ist wieder Ernüchterung eingekehrt, jetzt gibts doch keinen Kantersieg, welch ein Scheiss. Genau zum Anpfiff kommt Yasar, der wohl dümmste Augenblick um einen Spieler einzuwechseln. Man nimmt Petrosjan vom Spielfeld. Komische Konstellation, kein Spielmacher und ein langer Stürmer der seine Form noch sucht. Meier arriviert immer mehr zum Hauptakteur des Derby.
Es sind noch wenige Minuten, aber der FCZ spielt grauenhaft, im 30 Sekunden Takt gibt es Fehlpässe in die Füsse der GCN-Spieler. Das kann doch nicht sein. GC drückt und versucht aus allen Lagen noch das unmögliche zu erreichen. Weitschuss, Taini lässt abprallen, Ausgleich! Die Fans erstarren.
Konsternation
Es will keiner wahrhaben, aber es ist so. Es geht in die Verlängerung. Fragen tauchen auf: Gibt es Silver Goal? Aber man ist zutiefst enttäuscht, wie soll man so noch eine Verlängerung gewinnen? Und das mit 10 Mann?
Es dauert auch nicht mehr lange und der verhasste Nunez schiesst den Führungstreffer. Das ist längst kein Fussballspiel mehr, 5-6, das ist nur noch eine Tragikkomödie. Das sind keine Fans mehr, es sind nur noch Geister. Herr Meier unterdessen hat Spass an der Vorstellung, er lässt einen GC-Spieler unbestraft, der vor Frust Gygax niedergerungen hatte. Unverständnis, denn wenige Minuten später eine Wiederholung mit vertauschten Rollen, Chihab kriegt die gelbe Karte. Die Fehlentscheidungen häufen sich, es scheint als hätten auch die Unparteiischen Konditionsprobleme.
Der endgültige Tiefpunkt
Es dauert, aber irgendwie schmeisst der FCZ alles nach vorne, unkontrolliert fern von jeglichem System. Ein wenig Hoffnung keimt auf, wieso nicht, alles ist möglich. Freistoss von Dal Santo mit der Hand abgewehrt, weiterspielen. Noch ein Freistoss, Gygax legt sich den Ball zurecht, nur er kann es richten. Die Fans wissen es. Er zirkelt den Ball in den Strafraum, Nef taucht auf, er muss nur denn Kopf hinhalten...... er fällt mit einer 180 Grad Drehung und mit dem Rücken zu Boden. So eine Piruette kann keiner erfinden, nicht einmal ein Eiskunstläufer, das muss ein Strafstoss sein. Aber wir kennen alle diese Geschichte. Tatsachen bleiben Tatsachen, Herr Meier sorgt dafür.
Es wird nicht viel geredet, der Heimweg in der Kälte, welche eigenartigerweise und überraschend innerhalb 15 Minuten aufkam, ist schmerzlich genug. Die Heimreise ist lange und einsam, man ist auch nicht mehr sauer, irgendwie. Die Leere ist weit. Zwischenzeitlich macht sich ein fieses sarkastisches Lachen breit vermischt mit Ungläubigkeit: So müssen sich Amokläufer vor der Massentötung fühlen.
Ich komme zu Hause an, bemerke meine Unordnung auf eine ganz neue Weise und schaue noch die Wiederholung auf SF Info. Der Abend ist vorbei.
Dieses Spiel wird nie mein Erinnerungsvermögen verlassen.