Beitragvon Tschik Cajkovski » 27.04.15 @ 8:34
bericht über den polizeieinsatz aus der NZZ:
Fan-Chöre aus dem Polizeikessel
Trotz gesperrtem Gästeblock reisen rund 300 FCZ-Fans nach Aarau - die Polizei wartet mit einem Grossaufgebot
Weil die Aargauer Behörden Ausschreitungen mit FCZ-Fans befürchten, verbieten sie ihnen, ins Brügglifeld zu gehen. Die Massnahme provoziert einen Polizeieinsatz, wie ihn Aarau wohl noch nie gesehen hat - auch wenn es friedlich bleibt.
Corsin Zander, Aarau
Es hätte ein normales Super-League-Spiel in Aarau werden können. Doch am vergangenen Samstag war gar nichts normal. Zum ersten Mal haben die Behörden, gestützt auf das verschärfte Hooligan-Konkordat, einem Verein die Auflage gemacht, den Gästeblock zu sperren. Andernfalls hätten sie die Bewilligung für das Spiel nicht erteilt. Als Begründung nannte die Polizei das «äusserst gewaltbereite Verhalten» einiger FCZ-Fans in der jüngsten Vergangenheit. Die Fans riefen dazu auf, dennoch nach Aarau zu fahren. So fanden sich Stunden vor dem Spiel rund 200 Anhänger auf dem Parkplatz hinter dem Gästeblock ein. Sie sassen auf dem Boden und machten ein Picknick. Etwa weitere 100 reisten später an.
Fans werden einzeln abgeführt
Schon bald erreichte auch die Polizei das Stadion. Mit einem so grossen Aufgebot wie wohl noch nie in Aarau. Sie zog Einsatzkräfte aus dem gesamten Konkordat Nordwestschweiz hinzu, also den Kantonen Bern, Solothurn und beiden Basel. Ausserdem forderte sie aus Zürich einen Helikopter an, der über Aarau kreiste. Zu Ausschreitungen kam es nicht. Die Fans traten betont friedlich auf. Wurde einer laut und beschimpfte die Polizei, beruhigten ihn umgehend andere Anhänger.
Die Polizei sah dennoch die öffentliche Sicherheit gefährdet, wie ihr Sprecher vor Ort sagte. Sie umstellte auf dem Parkplatz die Fans und wies sie an, sich zu entfernen: Entweder sollten sie mit dem Zug zurück nach Zürich, oder sie müssten sich einer Personenkontrolle unterziehen. Die meisten blieben. Noch vor dem Anpfiff begann die Polizei, Fans einzeln abzuführen. Sie wurden durchsucht und mit verbundenen Händen in kleinen Gruppen zu einer eigens eingerichteten «Haftstrasse» gefahren, wo sie polizeilich erfasst und mit einer Wegweisung belegt wurden. Ob sie auch mit Strafanzeigen rechnen müssen und welchen Tatbestand man ihnen vorwirft, konnte auch der Staatsanwalt vor dem Stadion nicht sagen. Während die Partie lief, feuerten die FCZ-Fans ihr Team an, auch wenn sie das Spiel - mit Ausnahme Einzelner, die auf einen Baum geklettert waren - nicht sehen konnten. Rund um das Stadion und am Bahnhof kontrollierte die Polizei laufend zahlreiche mutmassliche Fans und nahm Dutzende in Gewahrsam.
Der FCZ zeigt sich in einer Mitteilung vom Sonntag erleichtert: Die Fans hätten sich «ausnahmslos korrekt» verhalten, und man werde sich dafür einsetzen, dass die gesammelten Personalien «keine unangemessenen Konsequenzen nach sich ziehen». Weniger erfreut ist der FC Aarau, der den Polizeieinsatz bezahlen muss und im «Sonntags-Blick» von einem «völlig übertriebenen» Aufgebot spricht. Zur Grösse und zu den Kosten machte die Polizei keine Angaben. Beide Werte liegen allerdings deutlich über denjenigen der teuersten Partie der vergangenen Saison. Beim Spiel vom Mai 2014 zwischen Aarau und Basel standen 143 Polizisten im Einsatz, was 133 000 Franken kostete. Am Samstag entgingen dem FC Aarau ausserdem die Einnahmen des geschlossenen Gästesektors. Nur 3384 Zuschauer verfolgten die Partie (siehe Kasten). An diesem Tag, an dem nichts normal war, hatte niemand etwas zu feiern.
Polizei zieht positive Bilanz
Gegen Ende ihres Einsatzes zeigte sich die Polizei zufrieden: «Die Zusammenarbeit zwischen den Korps funktionierte gut, und es blieb friedlich», sagte ein Polizeisprecher. Im Stadion hätten ihm einige dafür gratuliert, dass man endlich etwas gegen die «Krawallmacher» unternehme. «Uns kann nun keiner vorwerfen, wir nähmen zu wenig Fans fest», fügte der Sprecher an. Der wohl grösste Aargauer Polizeieinsatz dauerte lange nach dem Spiel noch an. Rund um das Stadion und den Bahnhof standen Stunden nach Schlusspfiff viele Polizisten. Um 22 Uhr wurde der letzte Fan entlassen und zum Bahnhof begleitet, von wo aus er die Heimreise nach Zürich antrat.
"we do these things not because they are easy, but because they are hard" jfk