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Diskussionen zum FCZ
gecko
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Re: Medien

Beitragvon gecko » 03.05.14 @ 9:30

Tagi: Sa. 3. Mai 2014
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«Dann sage ich: ‹ Herr Fischer ist nicht da › »
FCZ-Trainer Urs Meier über sein Ansehen, den FC Basel – und was seiner Mannschaft zum Meistertitel fehlt.
Mit Urs Meier sprachen Peter M. Birrer und Thomas Schifferle

Was fehlt Ihnen noch zum Meistertrainer?
Der Pokal.

Und was braucht es, um ihn zu holen?
Konstanz. Am Ende wird die Mannschaft Meister, die das am besten hinbekommt. Das ist die grosse Schwierigkeit, letztlich aber auch abhängig von der Substanz.

Mangelt es dem FCZ daran?
Die Mannschaft verfügt schon über viel Qualität. Aber wenn die Punkte nicht ausreichen, ja, dann muss ich zum Schluss kommen: Es fehlt etwas, um Meister zu werden.

Hätte der Trainer die Qualität?
Ich bin noch nicht so lange im Amt beim FCZ, habe aber bereits den ersten Titel. Wenn ich daran denke, welchen Weg ich gegangen bin, muss ich sagen: Der Ertrag ist nicht so schlecht.

Sind Sie als Cupsieger auch ein besserer Trainer?
Ihr Journalisten sagt doch oft: «Das Einzige, was zählt, ist das Resultat.» Darum erlaube ich mir, zu erwähnen: Am Schluss zählen nur die Titel. Es ist für einen Trainer von Vorteil, wenn er zwischendurch einen Pokal holt. Es gibt Kollegen, die warten seit Jahren darauf.

Hätte es für Sie nicht gar das Double werden können?
Den Eindruck hatte ich nie.

Auch nicht nach sechs Siegen zum Auftakt ins neue Jahr?
In den wichtigsten Spielen, in denen die Big Points verteilt wurden, zeigten wir nicht die nötige Stärke. Das ist eben so. Wir befinden uns in einem laufenden Prozess. Wir können nicht von heute auf morgen ein Meisterteam formen. Es gab in den letzten Monaten einige Veränderungen im Kader, und nach der guten Rückrunde der letzten Saison stellte ich bei einigen Spielern Genügsamkeit fest. Aber wir setzten zur Korrektur an, wir bekamen auch eine Balance hin: wenig Tore erhalten, viele schiessen.

Aber nur in den ersten sechs Runden.
Ja, dann riss das ab, es gab auf einmal ein Ungleichgewicht: Wir haben bis jetzt fünf Treffer weniger erzielt als letztes Jahr zur gleichen Zeit, was auch damit zu tun hat, dass wir keinen Josip Drmic mehr haben. Defensiv wollten wir uns steigern – und haben trotzdem bald schon so viele Tore kassiert wie vergangene Saison. Also schrauben und korrigieren wir weiter, auch mit den richtigen Ergänzungen, die für die Balance sorgen können. Und wenn die einmal stimmt, sind wir ein Meisterkandidat.

War die Niederlage in Luzern, mit der die Siegesserie riss, symptomatisch für diesen FCZ?
Gegen Luzern tun wir uns immer schwer. Darum sagte ich der Mannschaft vor diesem Spiel: «Das ist eine Prüfung für uns, die zeigen wird, ob wir angreifen können oder nicht. Wenn wir gewinnen, sind wir ganz heiss auf den Titel, ganz heiss!» Aber es kam genau anders: Wir verloren. Das zeigt: Wir sind noch nicht so weit. Wir müssen schon gewisse Werte auf den Platz bringen.

Welche Werte?
Leidenschaft, Herzblut, Motivation – und das alles über die gesamte Spieldauer, Woche für Woche, am besten 36 Mal pro Saison. Aber abgesehen davon: Wir bieten auch so einiges.

In welcher Hinsicht?
Unsere spielerische Substanz ist unbestritten. Wer Basel zweimal bezwingt, muss das doch haben. Und wenn der FCZ spielt, ist der Unterhaltungswert meistens sehr hoch.

Manchmal auch für den Gegner . . .
. . . für alle, auch für die Zuschauer (schmunzelt). Bei uns passiert immer etwas, Strafraumszenen, Tore . . . Langeweile gibt es selten.

Gelegentlich sorgt auch Yassine Chikhaoui für Unterhaltung. Wie gross ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass er doch beim FCZ bleibt?
Die Gespräche laufen.

Sie möchten ihn behalten?
Warum nicht? Er ist ein Leader geworden, und die Mannschaft verehrt ihn.

Sie verehrt ihn?
Ja, weil sie weiss, wozu er fähig ist. Und wenn er zwischendurch eine Pause braucht, soll er die bekommen. Das ist nicht so tragisch.

Wie drückt sich das Verehren aus?
Durch Respekt vor ihm, sein Wort hat Gewicht. Er ist unheimlich akzeptiert und in der Hierarchie ganz oben.

Er verdient 1,4 Millionen Franken pro Jahr. Ist das für die Mitspieler nicht ein Problem?
Ich kommentiere keine Vertragsinhalte. Ich weiss nur: Eine Zukunft in Zürich ist für Chikhaoui bloss dann denkbar, wenn er akzeptiert, was der Club ihm offeriert. Sein Lohn muss einfach ins Budget passen. Sonst ist er nicht mehr da. Und wir müssen eine neue Lösung finden.

Nur der FCZ hat diese Saison Basel besiegt. Täuscht der Eindruck, dass zu viele Mannschaften zu viel Respekt vor einem FCB haben, der alles andere als unwiderstehlich ist?
Aber der FCB spielte lange in drei Wettbewerben, die Belastung war enorm hoch. Es gab viele Probleme mit Ausfällen – und trotzdem schaffte er es, fast ungeschlagen die Position an der Spitze zu verteidigen. Am Ende wird der Club Meister, der es verdient hat. Es ist ja auch eine Riesenqualität, nicht immer sehr gut zu spielen und trotzdem praktisch nie zu verlieren.

Unterscheidet das den FCB von GC, das zu Hause gegen Thun 0:5 untergeht? Oder vom FCZ, der gegen Lausanne in ein 0:3 läuft?
So ist es, genau! Basel kommt aus Valencia heim, von einem 0:5, geht zu Sion und gewinnt da 1:0. Das ist eben Basel. Aber die Überlegenheit drückt sich auch im Budget aus: Der FCB ist weit weg von allen anderen. Und für uns ein gutes Beispiel. Man muss zäh sein, wenn es nicht läuft, man muss merken: Wenn einfach kein Tor gelingen will, dann gilt die absolute Konzentration halt der Defensive, um wenigstens nicht zu verlieren. Diese taktische Flexibilität müssen die Spieler während einer Partie selber zeigen.

Welche Spieler sollten das sein?
Rikan ist einer, ein gesunder Chermiti, Chikhaoui natürlich, Chiumiento, Gavranovic, Philippe Koch, Da Costa . . . Und von Kecojevic in der Innenverteidigung erwarte ich, dass er mehr Einfluss nimmt. Dafür haben wir ihn ja geholt.

Wenn man Sie so reden hört, könnte man meinen, der FCZ verfüge nur über Leader.
Leader werden und Leader sein sind zwei verschiedene Dinge. Das ist wie in der Meisterschaft: Ein, zwei Spiele gewinnen, das klappt viel eher als konstant erfolgreich zu sein.

Also ist für Sie klar, wer Meister wird?
Nein. Wer wird denn Meister?

Es spricht alles für Basel. Oder erwarten Sie noch einen Einbruch des FCB?
Nein, nicht unbedingt. Dagegen spricht nur schon die bisherige Serie. Aber wenn noch fünf Unentschieden dazukommen . . . Vielleicht kann dann ja GC profitieren.

Sind Sie zufrieden mit der Saison, wenn der FCZ Sechster wird?
Wir wollten uns unter den ersten vier klassieren. Also hiesse das: Ziel verpasst.

Und der Trainer wäre unzufrieden, trotz Cupsieg?
Der Cupsieg ist einer von zwei Pokalen, die es in der Schweiz pro Jahr zu gewinnen gibt. Wie schnell höre ich immer: Der FCZ ist in der Krise. Aber wir haben einen Pokal. Was herrscht dann bei anderen Mannschaften, die keinen haben? Eine Riesenkrise? Wie nennt man das da? Von mir aus können wir in den nächsten zehn Jahren gern jede Saison eine Krise haben, wenn wir immer einen Wettbewerb für uns entscheiden – ich bin sofort bereit, kein Problem.

Urs Meier, der Krisenmanager?
Mir gibt es manchmal zu denken. Wir haben mit dem Cupsieg eine gute Saison.

Aber wer in sieben Runden nur zwei Punkte gewinnt, bei dem ist das Wort Krise nicht ganz unberechtigt.
Wenn ich unterschreiben könnte, dass wir nächste Saison wieder den Cup holen, verliere ich, übertrieben gesagt, auch gern 15-mal. Es geht nur um Titel – nicht um schöne Serien, die irgendwann abreissen und nichts bringen.

Ein zweiter Titel in dieser Zeit wäre nicht schlecht für einen Trainer, der bei seiner Einstellung als «Billiglösung» bezeichnet wurde.
Ach . . . Mein Name wird heute noch immer verwechselt. Manchmal lese ich Urs Fischer statt Urs Meier in der Zeitung. Im Fernsehen war jüngst im Zusammenhang mit dem FCZ auch von Fischer die Rede, manchmal streckt mir ein Reporter ein Mikrofon hin und sagt: «Sie, Herr Fischer…» Dann sage ich: «Herr Fischer ist nicht da.» Und denke meine Sache.

Werden Sie weiterhin unterschätzt?
Vielleicht. Ich bin auch nach 18 Monaten bei einigen offenbar noch nicht angekommen.

Das lässt sich mit einem Meistertitel wohl am besten ändern.
Ich bin nicht sicher. Nur ist mir das auch egal.

Lieber ein unterschätzter Meistertrainer als gar nie Meistertrainer?
Ja, sicher!

Zitate:
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«Basel kommt aus Valencia heim, nach einem 0:5, geht zu Sion und gewinnt da 1:0. Das ist eben Basel.»
«Es geht nur um Titel – nicht um schöne Serien, die irgendwann abreissen und nichts bringen.»


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Dave
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Re: Medien

Beitragvon Dave » 03.05.14 @ 12:03

http://www.nzz.ch/meinung/uebersicht/nu ... 1.18294875



Nur Nulltoleranz bringt nichts

Daniel Gerny Gestern, 2. Mai 2014, 17:12


Es ist richtig, mit Härte gegen Hooligans vorzugehen. Doch die Politik muss sich auch mit den Hintergründen der Exzesse auseinandersetzen. Kommentar von Daniel Gerny.



58 000 Treffer zählt Google bei der Eingabe der Begriffe «Fussball» und «Nulltoleranz» : Abrufbar sind Bilder und Videos von Krawallen in Stadien, von Strassenschlachten, demolierten Zügen, vermummten Gestalten – und zahllose Beschwörungen von Politikern, die sich und der geplagten Bevölkerung dank Nulltoleranz endlich mehr Ruhe und Ordnung in und um die Fussballarenen versprechen.

Zu Recht fordert die Öffentlichkeit ein konsequentes Vorgehen gegen Hooligans. Die Bilder der Krawalle beim Schweizer Cup-Final (und bei anderen Spielen) zeigen ein Ausmass an Gewaltbereitschaft, die sich weder mit jugendlichem Leichtsinn noch mit der Fan-Kultur entschuldigen lässt. Wer Fussballspiele vermummt und randalierend besucht, wer sich im Fan-Gemenge zu Verwüstungen hinreissen lässt, soll nicht auf Toleranz und Milde zählen können. Die Lage rechtfertigt viele der präventiven und strafprozessualen Massnahmen, die das Hooligan-Konkordat neuerdings vorsieht.

Klubs und Verbände in der Pflicht

Legitim ist auch die Forderung nach mehr Engagement der Klubs zur Verbesserung der Sicherheit. Der Fussball hat sich zu einem gewinnorientierten Geschäft entwickelt. Sponsoren, Klubs und die TV-Branche verdienen gutes Geld, und es ist nichts als korrekt, wenn ein Teil der Gewinne zur Finanzierung des wachsenden Polizeiaufwandes abgeschöpft wird. Viele Klubs haben das eingesehen und dem Druck nach einer stärkeren Kostenbeteiligung nachgegeben. Doch vor allem in Städten, denen der Fussball nicht zu einem bedeutsamen Marketingeffekt und damit zu einem touristischen Mehrwert verhilft, scheint das Gleichgewicht zwischen Aufwand und Nutzen für die Allgemeinheit teilweise noch nicht gegeben.

Unverständlich ist deshalb, mit welcher Nonchalance der Präsident des FC Zürich Gewaltausbrüche im direkten Umfeld des Cup-Finals und der Anhänger seines Klubs reflexartig auf fremde Krawalltouristen schiebt und zum Phänomen erklärt, das mit Fussball nichts zu tun habe . Dass der Schweizerische Fussballverband nach den Verwüstungen bei dem von ihm organisierten Spiel in Bern fast zwei Wochen abtauchte, um sich dann angesichts des behördlichen Unmuts wie eine beleidigte Diva aufzuführen, ist inakzeptabel. Solche Ignoranz hat Folgen: Eine Woche nach dem Cup-Final und am Tag nach dem Notbremse-Vorfall in Basel beschloss eine Ständeratskommission, die Transportpflicht bei Fan-Zügen zu lockern und die Haftung zulasten der Klubs zu verschärfen. «Die Glaubwürdigkeit der Politik steht auf dem Spiel», begründete die Parlamentskommission ihren Entscheid .

Vor wenigen Monaten traten die Verschärfungen des Hooligan-Konkordates in Kraft, die teilweise ans Limit des grundrechtlich Vertretbaren gehen. Und bereits sieht sich die Politik wieder unter Handlungsdruck. Es werden neue Forderungen laut, beispielsweise nach Schnellgerichten. Das ist angesichts der Szenen in den Strassen von Bern und anderswo verständlich. Bloss sollte man sich von der Illusion verabschieden, dass Repression allein zu einer gewaltfreien Fussballwelt führt. Härte ist als Reaktion auf Randale richtig – zur Verhinderung von Fan-Gewalt bringt die Beschränkung auf eine reine Nulltoleranz-Politik zu wenig.

Die «Schande von Basel»

Die Glaubwürdigkeit der Politik leidet auch darunter, dass sie sich stark von einzelnen Vorkommnissen und Bildern leiten lässt und darauf stets mit ähnlichen Massnahmen aus einem überschaubaren Repertoire reagiert, ohne dass sie das Problem zum Verschwinden bringt. Seit 2006, als es nach dem Spitzenspiel zwischen dem FC Basel und dem FC Zürich zu schweren Krawallen kam, die als «Schande von Basel» in die Geschichte eingingen, wird die politische Diskussion fast ausschliesslich von der Forderung nach Repression geprägt. Praktisch ausgeblendet wird die Suche nach Gründen für die Anfälligkeit dieser Sportart für Exzesse. Eine Differenzierung in Bezug auf die Form der Gewaltausübung und die Urheber der Randale findet nicht statt. Das erschwert es, ergänzend zu repressiven Massnahmen kluge Vorgehensweisen zur Vorbeugung gegen Krawalle zu entwickeln, mit der Folge, dass Fan-Gewalt zwar nicht zu-, aber auch nicht abnimmt.

Erfahrungen aus dem Ausland und Forschungen zeigen, dass demonstrative Polizeipräsenz nur eines – und nicht immer das beste – von verschiedenen Mitteln gegen Fan-Gewalt ist. So wirkt beispielsweise der institutionalisierte Dialog zwischen Polizei und Fans nicht nur der Polarisierung und Eskalierung entgegen, sondern schafft ein vielschichtiges Bild der Szene und ermöglicht es so, zielgerichtet zu intervenieren. Das senkt die Kosten. Zugleich werden bedrohliche Entwicklungen in der Fan-Subkultur früh erkannt. Eine differenziertere Typisierung der Fans sei Basis für die Prävention gegen Gewalt im Umfeld des Sports, stellt die Universität Bern in einer auf die Befragung von über 4000 FCB-Fans basierenden Untersuchung fest. Es erstaunt, dass solche Überlegungen im Hooligan-Konkordat keinen Niederschlag gefunden haben.

Fans und Randalierer

Während sich diese Sensibilisierung in einigen Polizeikorps inzwischen heranbildet, ist sie auf politischer Ebene noch kaum feststellbar: Beim Schwingfest gebe es schliesslich auch keine Ausschreitungen, drückte ein Polizeidirektor lapidar sein Unverständnis über die Vorkommnisse beim Cup-Final aus. Zu einer differenzierteren Wahrnehmung muss aber auch die Fan-Szene beitragen, die sich oft zu wenig von Krawallanten distanziert und sich durch die Zelebrierung eigener Regeln und einer Art Vasallentreue mit Randalierern verbrüdert.

Wie sehr sich Wahrnehmung und Debatte unter diesem Eindruck wandeln, zeigt der Umgang mit Feuerwerk im Stadion, den sogenannten Pyros. In alten Sportberichten , die noch gar nicht so lange zurückliegen, schwärmen Fernsehkommentatoren beim Anblick der von Fackeln rot beleuchteten Stadien von der traumhaften Stimmung. Heute bedeutet schon das Infragestellen des lückenlosen Pyro-Verbots einen Tabubruch. Und wer trotzdem eine Fackel ins zum Hochsicherheitstrakt gewordene Stadion schmuggelt, findet sich hinterher im Jahresbericht des Bundesamtes für Polizei zwischen Terroristen und Menschenhändlern wieder.

Möglicherweise hilft bei aller berechtigten Konsequenz auch eine Portion Abgeklärtheit, um die Lage zu entspannen. Das Archaische, Kraftvolle und Unberechenbare ist Teil dessen, was die Faszination des Fussballs ausmacht. Im Stadion verlieren Würdenträger die Fassung, brüllen Väter Ausdrücke aus dem am Familientisch unerlaubten Vokabular und unterwerfen sich Kulturliebhaber sonderbaren Ritualen. Nicht jede geworfene Getränkedose sollte hier zum Schwerverbrechen umgedeutet werden, und nicht jede Rempelei ist ein Fall fürs Sonderkommando. Wer vor lauter Sicherheit den Blick für die Eigenart des Fussballs verliert, droht ihm die Seele zu rauben, ohne die Gewalthoheit wiederzuerlangen.


Wow ein Journi mit Menschenverstand!
"Wenn jemand sagt, der FCZ sei kein Spitzenclub, habe ich Mühe, weiter zu diskutieren."
Ancillo Canepa

likavi
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Re: Medien

Beitragvon likavi » 04.05.14 @ 2:50

Dave hat geschrieben:Legitim ist auch die Forderung nach mehr Engagement der Klubs zur Verbesserung der Sicherheit. Der Fussball hat sich zu einem gewinnorientierten Geschäft entwickelt. Sponsoren, Klubs und die TV-Branche verdienen gutes Geld, und es ist nichts als korrekt, wenn ein Teil der Gewinne zur Finanzierung des wachsenden Polizeiaufwandes abgeschöpft wird.


???

Leaves me puzzled....

- Sponsoren machen im Schweizer Fussball Gewinn???
- Klubs machen im Schweizer Fussball Gewinn???
- TV-Branche macht im Schweizer Fussball Gewinn???

-> Sponsoren machen schon per Definition mit dem Fussball finanziell Verlust.
-> Klubs machen im Schweizer Fussball alle Verluste oder allerhöchstens eine ausgeglichene Rechnung. Ausnahme: FC Basel, aber auch nur in den jüngsten fünf Jahren seiner langen Vereinsgeschichte. Aber selbst der FC Basel ist trotz der Rechtsform einer AG nicht profitorientiert. Bernhard Heusler kriegt keine Dividende ausbezahlt (er hat ja auch gar nichts investiert, hat den Klub ja gratis bekommen). Das Geld bleibt im Klub und wird für den "Vereinszweck" verwendet. Faktisch und kulturell sind die Fussball-AG's immer noch Vereine.
-> TV-Branche macht mit Schweizer Fussball ebenfalls meist Verlust - sie zahlen für Fussball mehr, als dass sie einnehmen: Fussball ist ein Image-Faktor und wird daher quersubventioniert

Wer verdient im Schweizer Fussball Geld?

1. die Spieler
2. die Spieler
3. die Spieler
4. die Spielervermittler
5. die Trainer, Mediziner, Materialwarte, Gastronomen, Journalisten, Stewards, Ticketverkäufer, Sicherheitspersonal und seit einiger Zeit im grossen Stil auch die Polizei

Ausser im Wilden Westen war Sicherheit im Öffentlichen Raum eigentlich immer die absolute Grundaufgabe Nummer 1 des Staates.

Man könnte sich rein theoretisch vorstellen, dass auch vielen privaten Sicherheitskräften polizeiliche Befugnisse obliegen würden. Sicherheitskräfte von Fussballklubs, Nachtklubs und anderen kulturellen Einrichtungen hätten im öffentlichen Raum dieselben Befugnisse, wie die Polizei, könnten die Bewegungsfreiheit einschränken, Strassen sperren, Leute festnehmen. Das wäre dann Wilder Westen. Aber man könnte so den Fussballklubs oder -verbänden tatsächlich eventuell Kosten für Schäden aufbürden, weil sie die Befugnisse und Rechte hatten, diese zu verhindern.

Nun reklamiert der Staat aber ein Gewaltmonopol für sich allein. Nur die offziellen Sicherheitskräfte des Staates dürfen im Öffentlichen Raum für Ruhe und Ordnung sorgen. Dann sind aber auch nur diese alleine verantwortlich. Man kann Fussballklubs nicht eine Haftung aufbürden für Kosten und Schäden, die zu verhindern oder reduzieren sie gar nicht die Befugnis hatten. Das ist komplett widersprüchlich zu den Grundprinzipien eines Rechtsstaates.

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laissa
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Re: Medien

Beitragvon laissa » 04.05.14 @ 12:31

likavi hat geschrieben:
Dave hat geschrieben:Legitim ist auch die Forderung nach mehr Engagement der Klubs zur Verbesserung der Sicherheit. Der Fussball hat sich zu einem gewinnorientierten Geschäft entwickelt. Sponsoren, Klubs und die TV-Branche verdienen gutes Geld, und es ist nichts als korrekt, wenn ein Teil der Gewinne zur Finanzierung des wachsenden Polizeiaufwandes abgeschöpft wird.


???

Leaves me puzzled....

- Sponsoren machen im Schweizer Fussball Gewinn???
- Klubs machen im Schweizer Fussball Gewinn???
- TV-Branche macht im Schweizer Fussball Gewinn???

-> Sponsoren machen schon per Definition mit dem Fussball finanziell Verlust.
-> Klubs machen im Schweizer Fussball alle Verluste oder allerhöchstens eine ausgeglichene Rechnung. Ausnahme: FC Basel, aber auch nur in den jüngsten fünf Jahren seiner langen Vereinsgeschichte. Aber selbst der FC Basel ist trotz der Rechtsform einer AG nicht profitorientiert. Bernhard Heusler kriegt keine Dividende ausbezahlt (er hat ja auch gar nichts investiert, hat den Klub ja gratis bekommen). Das Geld bleibt im Klub und wird für den "Vereinszweck" verwendet. Faktisch und kulturell sind die Fussball-AG's immer noch Vereine.
-> TV-Branche macht mit Schweizer Fussball ebenfalls meist Verlust - sie zahlen für Fussball mehr, als dass sie einnehmen: Fussball ist ein Image-Faktor und wird daher quersubventioniert

Wer verdient im Schweizer Fussball Geld?

1. die Spieler
2. die Spieler
3. die Spieler
4. die Spielervermittler
5. die Trainer, Mediziner, Materialwarte, Gastronomen, Journalisten, Stewards, Ticketverkäufer, Sicherheitspersonal und seit einiger Zeit im grossen Stil auch die Polizei

Ausser im Wilden Westen war Sicherheit im Öffentlichen Raum eigentlich immer die absolute Grundaufgabe Nummer 1 des Staates.

Man könnte sich rein theoretisch vorstellen, dass auch vielen privaten Sicherheitskräften polizeiliche Befugnisse obliegen würden. Sicherheitskräfte von Fussballklubs, Nachtklubs und anderen kulturellen Einrichtungen hätten im öffentlichen Raum dieselben Befugnisse, wie die Polizei, könnten die Bewegungsfreiheit einschränken, Strassen sperren, Leute festnehmen. Das wäre dann Wilder Westen. Aber man könnte so den Fussballklubs oder -verbänden tatsächlich eventuell Kosten für Schäden aufbürden, weil sie die Befugnisse und Rechte hatten, diese zu verhindern.

Nun reklamiert der Staat aber ein Gewaltmonopol für sich allein. Nur die offziellen Sicherheitskräfte des Staates dürfen im Öffentlichen Raum für Ruhe und Ordnung sorgen. Dann sind aber auch nur diese alleine verantwortlich. Man kann Fussballklubs nicht eine Haftung aufbürden für Kosten und Schäden, die zu verhindern oder reduzieren sie gar nicht die Befugnis hatten. Das ist komplett widersprüchlich zu den Grundprinzipien eines Rechtsstaates.


danke, besser kann man so einen text nicht "zerpflücken".

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peanut
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Re: Medien

Beitragvon peanut » 04.05.14 @ 19:40

Zuletzt geändert von peanut am 06.05.14 @ 17:20, insgesamt 1-mal geändert.

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Maloney
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Re: Medien

Beitragvon Maloney » 05.05.14 @ 14:27

So… Nach langer Suche habe ich die statistische Quelle gefunden für Meldungen wie diese: http://www.20min.ch/schweiz/news/story/ ... --16113256

Machen wir mal das, was ein seriöser Journalist machen müsste, anstatt sich einfach gegenseitig abzuschreiben und schauen uns diese etwas genauer an:

Bild

Es ist offenbar nicht entscheidend in welchem Zusammenhang oder zu welchem Zeitpunkt eine Straftat entstanden ist. Nur die Örtlichkeit ist für diese Statistik entscheidend. Also ob ein Fussballspiel im Letzi wäre oder nicht zum Tatzeitpunkt wäre z.B. egal. In dieser Statistik wäre sie auf jeden Fall aufgeführt. Sprich: Ein direkter Zusammenhang mit Fussball-Fans oder Fans einer andere Sportart kann nicht erstellt werden!

Bei den schweren Straftaten sind deshalb auch 1 Tötungsdelikt und 2 Vergewaltigungen aufgeführt. Mir wäre es absolut neu, wenn so etwas in einem Zusammenhang mit einem Sportanlass passiert wäre… Aber wie gesagt: Die Statistik hat eben KEINEN direkten Bezug zu Sportanlässen!

Zudem ist die Erfassung der Örtlichkeit offenbar nur bei Tötungsdelikten, Schweren Körperverletzungen und Raub obligatorisch. Das heisst, die Tatorte aller anderen Gewaltstraftaten werden mehr oder minder zufällig erfasst. In diesem Fall sind gerade mal 3 Gewaltdelikte von 258 obligatorisch erfasst worden. Wie kann man also die Zahlen aller „Gewaltdelikte in Sportanlagen“ 2012 und 2013 so miteinander vergleichen? Kurz: Gar nicht. Wenn Daten nicht konsequent und nach gleichen Kriterien gesammelt werden, sind diese in einer seriösen Statistik nicht vergleichbar!

Kurzum: Die Verwendung dieser Statistik im Zusammenhang mit „Hooliganismus“ ist pure Propaganda und alles andere als seriös. Aber es passt halt gerade so gut, wenn es in Italien gerade zu Schiessereien gekommen ist vor einem Fussballspiel. So kann man so tun als wären wir in der Schweiz auch schon auf dem Weg dazu… Ein Gespenst geht um in der Schweiz – das Gespenst des Fussballfans.
Zuletzt geändert von Maloney am 05.05.14 @ 14:50, insgesamt 2-mal geändert.

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K 6 M
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Re: Medien

Beitragvon K 6 M » 05.05.14 @ 14:35

Eisbahnen, nicht Eisenbahn :P
Nein zum neuen Stadion!


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