Zu den ernstzunehmenden Einwänden und Bedenken bezüglich Kapazität, Vermarktungsmöglichkeiten, Kosten etc.
Glaubt Ihr nicht, dass sich bei den Clubs und bei der Stadt Dutzende Leute über hunderte Stunden mit genau diesen Fragen beschäftigt haben? Leute, die sich hauptberuflich und seit Jahren mit der Materie beschäftigen. Möglicherweise wurden sogar externe Experten beigezogen und Vergleichsstudien angestellt.
Am Schluss hat man sich hoffentlich auf den bestmöglichen Kompromiss für alle involvierten Parteien geeinigt. Die mussten alle mal in den sauren Apfel beissen, so läuft eine Lösungsfindung nun mal im allgemeinen ab. Da finde ich gewisse Einwände die hier mal so eben aus dem Ärmel gebrünzelt wurden schon reichlich spitzfindig.
Die Clubs sind in der offenbar schwierigen wirtschaftlichen Situation als Unternehmen gefordert, ihre Lage mittels geeigneter Strategien zu verbessern. Und da gibt es naturgemäss keine Erfolgsgarantie. Sofern man die Situation korrekt analysiert und eine kluge Strategie wählt, bewegt man sich aber höchstwahrscheinlich zumindest in die richtige Richtung. Ich gehe davon aus, dass die zuständigen Personen beim FCZ die harten Fakten am besten kennen und daraus die richtigen Schlüsse gezogen haben. Und wenn die zur Erkenntnis kommen, dass der FCZ im Letzi leiderleider längerfristig nicht überleben kann, dann nehme ich das sehr ernst. Unter anderem auch deshalb, weil die Verantwortlichen mit ihrer neuen Strategie bezüglich Nachwuchs und erster Mannschaft bereits bewiesen haben, dass sie zu innovativen Massnahmen fähig sind.
Wenn man das Projekt selber mal etwas genauer anschaut, wirkt das Ganze mehrheitlich vernünftig und durchdacht. Vielleicht ist es um zwei-, dreitausend zu klein, aber darüber können wir uns Gedanken machen, wenn`s soweit ist. Auch da wurden wahrscheinlich verschiedenste Kapazitäten durchgerechnet und verglichen.
Ansonsten muss man anerkennen, dass man sich offensichtlich bemüht hat, die Anliegen der Fans aufzunehmen (getrennte Kurven, Fanbars). Das hätte man auch bleiben lassen können, da es Mehrkosten verursacht und der Umgang mit den Kurvenfans nicht immer der einfachste ist. Das rechne ich dem Projekt hoch an, weil es eine grundsätzliche Gesprächsbereitschaft vonseiten Stadt/Clubs/Stadion gegenüber den Kurven zeigt. Wie das beim Stadionmanagement eines privatfinanzierten Projektes aussehen würde, möchte ich hingegen nicht unbedingt ausprobieren.
Natürlich gibts auch in diesem Stadion haufenweise Sicherheitsgugus und baulichen Trennungsmassnahmenblabla, aber damit muss man bei Stadionneubauten heute wohl oder übel leben.
Schlussendlich ist es ein Fussballstadion ohne viel Schnickschnack. Also ziemlich genau das, was wir und der FCZ brauchen. Es ist kompakt und sowohl das Spiel als auch die Stimmung auf den Rängen werden dadurch viel intensiver rüberkommen. Das wird auf mögliche Sponsoren und Vermarkter ganz sicher viel attraktiver wirken, als der weite, offene Letzi der auch mit 12'000 Leuten halbleer aussieht. Wenn es Clubs und Sponsoren einigermassen geschickt anstellen, wäre wahrscheinlich sogar in Zürich eine kleine Fussballeuphorie möglich. Ganz sicher würden aber mehr Besucher kommen.
Bei den Kosten sollte fairerweise berücksichtigt werden, dass da nicht einfach ein Stadion und eine Wohnüberbauung hingestellt werden, sondern das ganze Gebiet städtebaulich umgestaltet wird. Durch die schwierig Lage zwischen den zwei Autobahnzubringern sind in der Umgebung haufenweise infrastrukturelle Anpassungen, neue Verkehrserschliessungen und was weiss ich was nötig. Das sind genau die Kosten, welche bei privatfinanzierten Projekten gerne mal vergessen gehen und schlussendlich dann eben doch aus Steuergeldern finanziert werden. Die Stadt weist hingegen explizit darauf hin, dass ihre Kalkulationen „sämtliche mittel- und unmittelbaren“ Kosten berücksichtigen.
Weitere Mehrkosten ergeben sich zwangsläufig durch die intensivere Nutzung durch zwei Clubs. Da wird sehr viel Infrastruktur doppelt erstellt. Grundsätzlich liegt das Stadion mit seinen 85 Mio also sicher im Rahmen. Dass in Zürich gerne alles noch etwas vergoldet wird und man das Ganze vielleicht auch ein paar Mio billiger hätte haben können, darüber müssen wir nicht streiten, aber die Kosten auch für das Gesamtprojekt sind in Anbetracht seiner Grösse zumindest nachvollziehbar.
Realistisch betrachtet ist dieses Stadion das, was in absehbarer Zeit zu haben ist und es ist kein schlechtes Projekt. Hätte viel schlimmer kommen können und das wärs mit dem Pentagon ja auch fast. Danke nochmal an die Anwohner.
Und noch was zum Standort: Von mir aus sollen die beiden Mannschaften mit gemeinsamen Auftritten für das Stadion werben, die gehen ja eh alle zusammen ins Kauf in den Ausgang und sind dicke Kumpels. Ok, die beiden Goalies vermutlich nicht. Klar wär ein anderer Standort schöner. Aber hier gehts um den FCZ, nicht um die Poppers! Als FCZ-Fans können wir nicht zulassen, dass unser Club möglicherweise ernsthaften Schaden nimmt, weil uns der Standort nicht behagt.
Und glaubt mir, es kann kein längerfristiges Geschäftsmodell sein, dass Canepa einfach jedes Jahr wieder ein paar Mio reinstopft und gleichzeitig das Budget immer weiter runtergefahren werden muss. Das kommt nie gut.
Deshalb ein klares JA zum FCZ und zum Stadion!