Beitragvon gelbeseite » 11.06.13 @ 19:41
Wie schon von einigen hier drin aufgezeigt wurde, ist das Konkordat nur das letzte Ausufern einer ganzen Reihe von Massnahmen im Rahmen von Fussballspielen, wie wir sie in den letzten 10 Jahren (mit Planung) erwähnt haben. In der Planung zur Fullball-EM in der Schweiz wurde ein Sicherheitskonzept erstellt, welches fernab der Realität und des guten Augenmasses war. In einer Zeit, wo es wegen der Besetzung des Iraks zu Massendemonstrationen in Europa und auf der ganzen Welt kam, und Aufgrund der Terroranschläge in New York und 3 Jahre später in Madrid, zum Beispiel auch die Migrosfilialen Limmatplatz und Neumarkt /Örlikon als Focus internationalen Terrors ausgemacht wurden. Verschärfte Überwachungen und allgemeines Misstrauen waren die Folge.
Als bei der EM sicherheitspolitisch relevante Ereignisse ausbliben, fand man sich im Dilemma wieder, an den weiterreichenden Kompetenzen gefallen gefunden zu haben. Da man sich schon Jahre zuvor gegen Fussballfans eingeschossen hatte und schon damals die Sicherheitskarte spielte, war es ein leichtes, diese Instrumente in ein neues BWIS, Gamma, Hoogan, und schliesslich die beiden Konkordate zu überführen- man hatte das Momentum seit dem ersten Tag auf seiner Seite.
Das Schauerhafte an der ganzen Sache ist, wie schnell sich Leute gegen Fussballfans eingeschossen haben. Ich möchte niemanden als Bünzli oder Schwachkopf betiteln, wie es hier drin einige schon getan haben. Ich glaube aber, dass viele der Ja-Stimmer sich aus emotionalen Gründen für das Konkordat ausgesprochen haben. Jeder, der schon einmal wegen einem Fanmarsch den Zug verpasste, oder sich sonst irgendwie als Leidtragender der Fussballfans sieht, hat in dem Konkordat eine Möglichkeit gefunden, es den Fans heimzuzahlen. Die Tragweite der Neuerungen aus rechtsstaatlicher Sicht füllten in keiner Diskussion mehr als 20%. Von den Pro-Komitees wurde sehr oft mit plakativen, hochemotionalen Argumenten einen Handlungsbedarf heraufbeschworen, wobei die Diskussion über das "Wie" völlig in den Hintergrund rückte. Nur so kann ich mir erklären, wie ausgerechnet bei Fussballfans eine solche Nulltoleranz auf alles gefahren werden kann. Tatsächlich entspricht es aber nicht dem Grundsatz unseres Staates, die Beweislast umzukehren. Oder gleiche Vergehen unterschiedlich zu bestrafen. Das Recht auf Intimsphäre, Bewegungs- und Versammlungsfreiheit, Datenschutz etc. sind nur weitere Dinge, wo das Konkordat mit der Bundesverfassung im Konflikt steht.
Wenn in gut einem Monat der Ligabetrieb wieder losgeht, wird sich vorderhand wahrscheinlich nicht viel geändert haben. Es liegt in der Natur der Sache, nachdem das Konkordat durchgepaukt wurde vorerst wieder einen handzahmen Eindruck zu erwecken, und das versprochene Augenmass walten zu lassen. Vielleicht sogar besser als zuvor, ohne verschärftes Konkordat. Dies wird aber nur für eine kurze Dauer der Fall sein, und als Legitimation dienen. Im Grunde ist man als Fussballfan von nun an der ständigen Willkür der Polizei und Sicherheitskräfte ausgesetzt. Ob sie sofort davon Gebrauch machen wird ist nicht so wichtig wie der Fakt, dass man sich, sobald die Zeit reif ist, gerne daran erinnert, den Vorschlaghammer auspacken zu können.
Als Fazit vom letzten Wahlsonntag bleibt es jedem selber überlassen, ob er sich der Willkür aussetzen will und auf sein Bier verzichtet, seine ID am Eingang in den Scanner hält oder im Untersuchungsräumchen mit einem Beamten auf Tuchfühlung geht. Boykott und andere Aktionen stehen genau so wie Abwarten einmal im Raum, ich weiss nicht wofür ich mich letzten Endes entscheiden werde. Es sei an dieser Stelle noch ganz kurz darauf hingewiesen, dass es Kantone gibt, wo das Konkordat (noch) nicht in Kraft ist. Ebenso auf Europacup Reisen und im kleineren Rahmen, der FCZ besteht nicht nur aus einem Fanionteam.
Suedkurvler hat geschrieben:Ich habe gehört, dass FCZ-Hooligans morgen Abend an die Hombrechtiker Chilbi gehen, um dort gegen Rechtsradikale zu "schlegle".
Vielleicht ist es ja auch nur ein Gerücht.
Wer weiss mehr?