Beitragvon Malarkez » 14.12.12 @ 14:41
Ich war schon immer etwas anders.
Ich dachte immer ein bisschen exzessiver, wollte immer "den einen Schritt zu viel" machen, hatte zum Teil extreme Gedanken. Ich konnte keinen Fuss in dieser politisch überkorrekten Gesellschaft fassen, wurde grundlos von allen Seiten gehasst. Schon als kleiner Goof.
Das Geld fehlte, deswegen erwartete man viel von mir. Irgendwann wusste ich, dass ich in dieser Erwartungshaltung nur eine Enttäuschung bin. Ich versteckte mich in Einsamkeit.
Die Zeit verging, aber nichts veränderte sich. Freunde kamen und gingen, ich blieb jedoch immer alleine mit mir selber, konnte mich nicht definieren, ich war kein "Teil" von irgendetwas. Nur ich und ich, und ich. Ich spielte Fussball, war jedoch nie wirklich gut.
Als einsamer Teenie suchte ich gleichgesinnte, jedoch schien es mir so, als sei ich das einzige schwarze Schaf in einer Horde von weissen Einhörnern. Ich verbrachte meine Tage mit arbeiten und lernen, weil ich sonst keinen Grund gehabt hätte, morgens aufzustehen. Jeden Tag verfluchte ich die Welt.
Ich war bis jetzt stets alleine, bis mich ein Verwandter eines Tages zufällig mit in die Südkurve nahm. Die Leute hier waren wie ich. Sie haben dasselbe wie ich erlebt, gingen durch die gleiche Scheisse. All die, die nicht in die Gesellschaft passen. Soziopathen und Verstossene. Betrogene und Verletzte, Menschen mit einem exzessiven Lebensstil. Alles hoffnungslos asoziale Bastarde. Mit ihnen konnte ich nun über das lachen, was mich kaputtgemacht hatte. Wir sind verachtete Arschlöcher, unbeliebt und berühmt-berüchtigt. Das gefiel mir. Ich war sowieso immer der, der ausgeschlossen wurde, warum also nicht in einer Gruppe ausgeschlossen sein?
Ich hatte endlich eine Identität, eine die zu mir passt, oder besser gesagt: Damals bin ich gestorben, und aus meiner Asche erhob sich ein Südkurvler.
Ich bin nicht als Asozialer Zürcher auf die Welt gekommen. Werde aber als Asozialer Zürcher diese Welt verlassen, und während mein Geist in den Himmel schwebt, werde ich meinen Schwanz rausholen und auf die Welt pissen, während ich feucht-fröhlich die Tetris-Melodie singe.