FCZ wehrt Putschversuch ab
Der Gewinner ist Fredy Bickel
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Der FC Zürich hatte es zwar immer dementiert. Doch hinter den Kulissen des Klubs schwelte seit langem ein Machtkampf, der in den letzten Tagen eskalierte und den Sportchef Fredy Bickel wegzuspülen drohte. Kommentar von Flurin Clalüna
Flurin Clalüna
Der FC Zürich hatte es zwar immer dementiert. Doch hinter den Kulissen des Klubs schwelte seit langem ein Machtkampf, der in den letzten Tagen eskalierte und den Sportchef Fredy Bickel wegzuspülen drohte. Der Putschversuch kam aus dem Inneren des Vereins – mit rebellischen FCZ-Verwaltungsräten, die den Klub anders ausrichten, gerüchteweise sogar ganz übernehmen wollten. Eine Oppositionsgruppe um den nun zurückgetretenen Vizepräsidenten Gregor Greber stellte sich monatelang gegen Bickel; dieser hatte sich angreifbar gemacht, weil ihm lange keine sehr guten Spielertransfers mehr gelungen waren.
In den letzten Tagen wurde das Feld für die Machtübernahme vorbereitet; ein neuer Sportchef stand bereit, ein neuer Trainer offenbar ebenso. Erst in buchstäblich letzter Minute und nach mehreren Krisensitzungen scheiterte der geplante Umsturzversuch, indem sich der Präsident Ancillo Canepa hinter Bickel stellte, worauf Greber sich zum Rücktritt gezwungen sah. Es ist eine Flurbereinigung, die dem FCZ nur guttun kann, weil die Unruhe den Verein nachhaltig zu vergiften drohte.
Canepa und vor allem Bickel gehen als Gewinner aus der internen Auseinandersetzung hervor. Fast zehn Jahre arbeitet Bickel schon für den FCZ, meistens mit Freude, oft auch erfolgreich, doch zuletzt wurde er vom Machtkampf zermürbt. Er beklagte sich wiederholt öffentlich und riskierte sogar seine Stelle als Sportchef; erstmals hatte er sich im März gegen den Entscheid des Verwaltungsrates gestellt, als der Trainer Urs Fischer gegen seinen Willen abgesetzt wurde. Später bezeichnete er die Arbeit in der Sportkommission, in der auch sein Gegenspieler Greber sass, als «Kampf». Diese Konfrontation ist nun zwar vorbei, und auch die Gerüchte um einen Arbeitsplatzwechsel Bickels nach Bern zu den Young Boys werden wohl verstummen.
Doch Bickels Ruf hat gelitten. Er liess zuletzt oft durchblicken, er fühle sich in der Auswahl der Spieler behindert. Unter den neuen Bedingungen und ohne interne Opposition muss Bickel nun beweisen, dass er in der Lage ist, eine Mannschaft aufzubauen, die überzeugender auftritt als das kraftlose Team von heute. Viel Geld wird er dafür nicht zur Verfügung haben.
NZZ