Beitragvon grischuna » 27.10.03 @ 6:28
Tages-Anzeiger
Befreiung beim FCZ
Der FCZ kann doch noch siegen. Beim verdienten 3:1 gegen Xamax war der Marokkaner Tariq Chihab das Symbol einer kampfbereiten Mannschaft.
Von Thomas Schifferle, Zürich
Bis zum Samstag hatte Lucien Favre seine Prioritäten gehabt. Neben Keita sollte Muff stürmen. Die ganze Woche über bestritt er die Übungen im Kreis der Stammspieler. Am Tag vor dem Spiel aber meldete er, dass er noch immer Beschwerden im Fuss habe, und weil er deshalb nicht hundertprozentig einsatzbereit war, stellte er Favre vor ein Problem: Wer konnte nun neben Keita, dem feingliedrigen Solounterhalter, stürmen?
Grosse Auswahl hatte Favre nicht. Yasar ist, bis auf einen halbstündigen Einsatz gegen St. Gallen, schon die ganze Saison über ausgefallen, Guerrero ist nicht die richtige Ergänzung, Petrosyan wird im Mittelfeld gebraucht. Wer übrig blieb, war Tariq Chihab. «Der Trainer hatte sonst keinen mehr gefunden», sagte er und lachte.
Der Marokkaner wurde zum Symbol dieser Zürcher Mannschaft. Er, der im Januar 2001 vom damaligen Trainer Gilbert Gress als Verteidiger verpflichtet worden war, seither immer wieder einmal mit seinen Konzentrationslücken für Verwirrung in der Abwehr sorgte, wiederholt von einer Position zur anderen geschoben wurde und nur im Tor noch nie gespielt hat; er also machte vor, welche Qualitäten in einer solchen Situation der Krise gefragt sind. Er dachte nicht, dass er für diese Aufgabe ungeeignet sei, er dachte vielmehr: «Ich mache, was ich kann.» Er dachte an die Mannschaft.
Mit vollem Risiko
Der 1,89 Meter grosse Chihab brachte die körperlichen Voraussetzungen mit, die im Spiel des FCZ seit dem Sommer so sehr gefehlt hatten. Und er lief und lief, soweit ihn die Beine trugen, ging in die Zweikämpfe, setzte den Körper ein und hörte auch dann nicht auf zu rennen, wenn er von Kollege Keita bei besten Kontermöglichkeiten in der Schlussphase übersehen wurde.
Darum verdiente er sich ein Sonderlob, und nicht nur das, sondern auch sein Tor in der 90. Minute. Simo hatte sich auf der linken Seite hartnäckig gegen M’Futi behauptet und den Ball mit gutem Auge in den Strafraum gezogen. Ganz hinten stand Chihab, sah den Ball kommen und entschloss sich erst im zweiten Moment zum vollen Risiko. «Bon», sagte er sich, man müsse halt etwas versuchen. Mit seiner wuchtigen Direktabnahme traf er zum 3:1.
Dass der FCZ den Sieg verdient hatte, war keine Frage. Von Anfang an bemühte er sich, den Ball nicht quer, sondern in die Tiefe zu spielen. Nef und Keita hatten in den ersten drei Minuten zwei Chancen, Keita stand nach einer halben Stunde allein vor Bettoni, und drei Minuten später profitierte er vom Patzer Manganes und erzielte das 1:0.
Der FCZ hätte zur Pause höher führen können, weil auch Chihab seine Chance hatte. Favre mochte sich darüber nicht aufhalten, «ein 1:0 ist schon besser als ein 0:0», sagte er. Das Spiel seiner Mannschaft verlor später an Fahrt, sie gestand dem Gegner feldmässige Vorteile zu, ohne aber vor dem eigenen Tor in Gefahr zu geraten, kam durch Iodices Freistoss zum zweiten Tor; und dieses 2:0 in der 72. Minute wirkte offenbar so beruhigend, dass sie sich, so Favre, bereits am Ziel glaubte. Keller erlaubte sich dann seinen einzigen Fehler und machte damit den Weg frei zu Ojongs Anschlusstor. Das kurze Zittern hatte dank Chihab ein Ende.
Xamax war ein kraft- und harmloser Gegner, der nicht ohne Grund schon zum vierten Mal in Folge verlor und in der Rangliste immer tiefer fällt. Was Xamax zu bieten hatte, konnte nicht reichen, eine solide FCZ-Abwehr übermässig zu beunruhigen. Taini strahlte im Tor Sicherheit aus. Dzemaili sicherte in seiner neuen Rolle im defensiven Mittelfeld ab. Simo ist nicht unbedingt prädestiniert, auf der (rechten) Seite zu arbeiten, war hier aber zuverlässig, Keita deutete an, dass er seinen Torinstinkt nicht verloren hat, aber er selbst kann nur davon profitieren, wenn er ein besseres Auge für die Mitspieler hat.
Den Moment geniessen
Favre wiederum wollte hinterher nur den Moment geniessen, einen Moment, wie er für ihn ungewohnt ist, seit er im Sommer in Zürich angekommen ist. Erst ab heute denkt er an den Mittwoch. GC wird seinen FCZ wohl anders fordern als dieses laue Xamax, und der Trainer weiss, wie wichtig ein Sieg wäre, damit das zarte Pflänzlein der Hoffnung nicht gleich wieder zertrampelt wird und für ihn die Kritik nicht gleich wieder von vorne beginnt.
FCZ susch gar nüt!!!!
Das neue Stadion kommt, trotzdem darf unsere Forderung für eine EIGENE Fankurve mit Stehplätzen nicht ignoriert werden!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!