FC Tsüri hat geschrieben:
Ich versuche mal eine Kritik zusammenzutragen, obwohl dies nicht meine eigene Meinung reflektieren muss, im Gros kann ich ein Post ohne weitere Kommentare unterschreiben.
Obwohl ich die Bemühungen und Massnahmen gegen Fans, die Repression die vom Staat und seinen Organen ausgeübt wird scharf verurteile, kann ich deine Kritik nur zum Teil stehen lassen.
Es ist das Verhalten der eigenen Leute, welches das "Einsperren" und das Zusammenpferchen der Ordnungskräfte erlaubt. Basel hat genau gleich viel Eingänge wie Thun, das Espenmoos oder Schaffhausen. Dort gehts doch auch ohne Leute die plötzlich in der Menge zusammenbrechen, weshalb muss da unbedingt immer geschoben und gedrückt werden? Doppelt so viel Leute? Stehen wir halt doppelt so lange an.
Je nach Stadion werden nach der Pause die Eingänge geöffnet, andere bleiben bis Spielende geschlossen. Weshalb ist es ein Problem, nach dem Spiel nicht noch 10 Minuten im Stadion warten zu können, wenn es zuvor für die ganze Dauer vor und während dem Spiel möglich war, sich ohne Panik man sei seiner Bewegungsfreiheit beraubt worden, aufzuhalten? Die von dir angesprochenen Notfallszenarien in einem Stadion, gehen meiner Meinung nach übrigens mit dem einher was ich schon im ersten Absatz geschriben habe. Gedränge und Panik können wenn nur dann zu Stande kommen, wenn wir uns selbst nicht richtig verhalten (Tränengas und Gummischrot sind ein Spezialfall).
Im Fall Pyro wird tatsächlich mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Fakt ist aber auch, dass Pyro in Stadien nicht mehr toleriert wird und die Palette von Gegenmassnahmen ausgedehnt wird- die Fragwürdigkeit solcher Tendenzen mal ausgeklammert. Ich kann die Motive weshalb man sich für Pyros vermummt nachvollziehen. De jure ist das Vermummen aber aus gutem Grund verboten, Pyros sind es de facto. Fern ab von der Diskussion wie man Pyros handhaben muss, welche Repressionen vernünftig sind etc. kritisiert der Verfasser dieses lächerlichen Artikels etwas nicht unproblematisches, ich zumindest kann seiner Kritik nichts entgegen setzen.
Gewalt in und um Stadien ist gemessen pro Kopf und sogar pro Spiel verschwindend klein, wahrscheinlich kleiner als an jedem eidgenössischen Turnfest. Dass in den Medien und Seitens der Politik tendenziöse Darstellungen und Sprachmissbrauch dazu dienen, Meinungen zu erzeugen, steht ausser Frage.
Dennoch nimmt eine Masse von Leuten immer auch seine eigene Dynamik an, weshalb können wir offen lassen. Dieses Phänomen ist nicht nur im Fussball zu beobachten, es lässt sich aber auch nicht leugnen dass in einem Mob einige Leute zuvor nie beobachteten Mut empfinden. Die Idee, für seine Freiheit auch mal ein Gesetz zu biegen und Zivilcourage zu zeigen findet seltsamerweise auch eher mehr in der Masse seine grossen Denker, als im einsamen Studierstübchen.
Es ist halt mal so, dass im Umfeld von Fussballspielen, Fussballfans etc. Gewaltakte schnell als bandenmässig oder organisiert bezeichnet werden können. Ein Staat kann es sich nicht erlauben, Leute um der Deeskalation Willen gewähren zu lassen. Es geht hier nicht nur um Gewalt selbst, sondern auch um Umgangsformen (nicht nur im Fussball). Als Beispiel kann man die Zahlungsmoral auf Auswärtsfahrten, Autobahnraststätten usw. nennen.
Dass keines meiner Argumente die Aufhebung von Menschenrechten, Datenschutz, Verhältnismässigkeit und Rechtsgleichheit zur Folge haben kann und darf, erachte ich als selbstverständlich.
Edith liest korrektur.