Die Angst des Tormanns bei seinen Ausflügen

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grischuna
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Die Angst des Tormanns bei seinen Ausflügen

Beitragvon grischuna » 07.08.03 @ 2:50

Tages-Anzeiger



Davide Taini ist die neue Nummer 1 des FC Zürich - und steht vor dem Spiel in Neuenburg in der Kritik.

Von Bernhard Brunner, Zürich

Es war die elfte Minute, und Torhüter Davide Taini verliess im Heimspiel vom letzten Samstag gegen St. Gallen den Strafraum: die heikle Mission für alle letzten Männer irgendwo zwischen den Pfosten dieser Welt. Sie ging schief, so richtig gründlich schief, vor Naldo lag nach einem Prellball der Ball, der Brasilianer passte in die Mitte, und Alex schob locker zum 1:0 für die Ostschweizer ein.

Taini war währenddessen auf dem Rückweg in sein Hoheitsgebiet und sah den Ball über die Linie kullern, weil der Tormann nicht mehr da war, wo Torhüter normalerweise das Tor hüten: im Tor. Er habe zu viele Gedanken im Kopf gehabt, sagte Taini drei Tage später, «zuerst habe ich gedacht, ich lasse den Ball ins Out rollen, dann merkte ich, dass der Ball zu wenig Fahrt hatte und wollte ihn wegschiessen, dann stand Naldo vor mir und dann . . .» - Taini presst die Lippen zusammen - «ging ich zurück ins Tor, anstatt beim Spieler zu bleiben und ihn notfalls mit einem Foul am Zuspiel zu hindern».

Haltbar oder unhaltbar?
Taini sitzt am frühen Abend nach einer Trainingseinheit in der «Flachpass-Bar» im Bauch der Tribüne des Stadions, trinkt immer wieder aus einer Pet-Flasche, es ist heiss wie normalerweise in Südspanien um diese Zeit, er zuckt mit den Schultern und verspricht, einen solchen Ball das nächste Mal «auf die Tribüne zu spielen». Der FCZ spielte gegen St. Gallen 2:2, holte nach drei verlorenen Partien aber erst den ersten Punkt in der Super League. Ein Start weit unter den Erwartungen lag vor Tainis Fehler, schlimmer für ihn wäre nur noch gewesen, wenn die Zürcher auch gegen die Ostschweizer verloren hätten.

Läuft es nicht nach Plan, ist es branchenüblich, Schuldige zu suchen. Taini bietet sich an. Erstens weil er Tormann ist, der «als letzter Mann immer noch alles verhindern kann», wie Goalietrainer Martin Brunner sagt, und zweitens spielt Taini erst sein zehntes Spiel im Tor der Zürcher in der obersten Spielklasse. Er ist also (noch) keine feste Grösse und erst seit dieser Saison, nach Königs Abgang in die Türkei, zur Nummer 1 des FCZ aufgestiegen.

Neulingen schauen immer alle genau auf die Finger; und sie finden die Fehler. Einige mutmassten, das 1:2 in Basel sei ebenso haltbar gewesen wie das 0:1 zu Hause gegen Servette. Pascolo, vor König der Stammkeeper beim Stadtzürcher Klub, wurde einst in Flopolo umgetauft. Den Letzten beissen die Hunde. Die Torhüter als Auffangbecken für Häme.

Hakan Yakin war damals in Basel im Strafraum aufgetaucht und traf leicht schräg vor dem Tor flach in die weite Ecke. Haltbar? «Ich war mit der Hand noch dran, aber es war ja nicht irgendein Spieler, sondern Yakin mit seinem starken linken Fuss, der Ball hätte überallhin kommen können», sagt Taini. Und das Tor Obradovics aus ähnlicher Position, diesmal in die hohe Ecke. Haltbar? «Aus so kurzer Distanz einen solchen Ball zu halten, ich weiss nicht . . .» Taini seufzt. Und sagt dann: «Ich habe einen Fehler in vier Spielen gemacht, der Rest ist erfunden.» Das finde auch der Trainer, der «sehr gerecht» sei.

Goalietrainer Brunner findet, dass Taini fast zwei Jahre die Nummer 2 gewesen sei, «er muss sich jetzt, gerade in dieser schwierigen Phase, von dieser Rolle erst lösen. «Er hat viel Talent», trainiere «mit einer guten Qualität», er sei gross, nein, sagt Brunner, «ich traue Taini zu, über die nächsten Jahre die unbestrittene Nummer 1 des FC Zürich zu sein. Und, fügt Brunner an, wagt es fast nicht auszusprechen, «normalerweise ist Dave geschickt mit den Füssen».

Im Nebenjob Gewerbeschullehrer
Vielleicht, weil Taini schon als F-Junior beim FC Rapperswil-Jona sich mit dem Ball versuchte und erst bei den C-Junioren «endgültig ins Tor» gestellt wurde. Milan Sarovic, heute beim Grasshopper-Club tätig, habe ihm damals das Abc der Torhüter beigebracht. Es sei «eine tolle Zeit» gewesen, im Inter C1 und dann im Inter B1 so unbeschwert mit Kollegen Fussball zu spielen.

Später erhielt Taini als 19-Jähriger bei GC als Nummer 3 erst mal einen Profivertrag, er spielte aber auch in der 1. Liga bei Stäfa, zwei Jahre in Singen in der Oberliga, zuletzt in Winterthur in der Nationalliga B. «Ich wollte immer nur spielen, es war nicht so wichtig, in welcher Liga.»

Taini hat die Wirtschaftsmatura gemacht, Sportlehrer studiert und arbeitet heute eineinhalb Tage als Gewerbeschullehrer in Winterthur. Er habe eine Klausel im Vertrag, dass er das machen dürfe.

Taini ist einer, der sich immer gefragt hat, was im Alter von 37 Jahren, nach der Karriere, sein wird. «Einfach in den Tag hineinleben ist meine Sache nicht.» Heute ist er 26-jährig, und morgen steht die Herausforderung an, sich in Neuenburg gegen Xamax zu bewähren.

Alle Leute scheinen ihm den Fehler übrigens nicht übel zu nehmen. So etwas könne doch passieren, meinte einer, und ein anderer sprach kunstvoll: «So etwas Kahn jedem passieren.»
FCZ susch gar nüt!!!!

Das neue Stadion kommt, trotzdem darf unsere Forderung für eine EIGENE Fankurve mit Stehplätzen nicht ignoriert werden!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


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