«Zürich sitzt in der Stadionfalle»
Ilja Kaenzig Fussball-Manager
Als Ende September der neue Letzigrund mit dem Zürcher Derby vor fast ausverkauften Rängen eröffnet wurde, freute sich die Fussball- Schweiz über eine weitere moderne Arena. Doch die Freude ist in Ernüchterung umgeschlagen. Die Architektur des Letzi ist zwar weltweit einmalig, für den Fussball aber leider auch einmalig schlecht.
Sie ist typisch für Stadien, in denen nur Länderspiele und Cupfinals stattfinden und gedacht für ein hauptsächlich «neutrales » Publikum. Jeder GCund jeder FCZ-Fan muss sich «heimatlos» vorkommen. Während anderswo die eigenen Farben emotional aufgeladen werden, ist im Letzi alles neutral und austauschbar. Eine FCZ- oder GC-Welt? Eher betritt man die «Welt des städtischen Stadions», denn genauso fühlt man sich im neuen Letzigrund. Die Gesänge der Fans entweichen der offenen Architektur fast ungehört, es zieht überall und das Rot der Sitze
lenkt das Auge förmlich auf die leeren Plätze. Ob das neue «Stadion Zürich» tatsächlich realisiert werden kann, weiss man seit Jahren nicht.
Nun müssen sich FCZ und GC Gedanken über ein gemeinsames, reines Fussballstadion mit 15 000 Plätzen machen, wobei die Topspiele weiterhin im Letzigrund ausgetragen werden könnten. So ein Projekt ist auch ohne Mantelnutzung und privat finanzierbar. Der Letzigrund aber bedeutet für den Zürcher Klubfussball den schleichenden Tod - durch Verlust von Heimat, Identität und Emotionen.
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