Beitragvon Fussballverückter » 04.10.07 @ 14:36
[b]Ernstfall für die Spassgesellschaft [/b]
Fussball Der FC Zürich will heute gegen Empoli sein Image als europäisches Leichtgewicht abstreifen
Mit seinem spektakulären Stil verzückt der FCZ die heimische Liga. Im Europacup produzierte der Meister bisher aber nur brotlose Kunst. Auch heute gegen Empoli?
Bröndby Kopenhagen, Salzburg, Besiktas Istanbul – die Liste der Stolpersteine liest sich nicht wie das Who’s who des europäischen Klubfussballs. Deshalb sagt Sportchef Fredy Bickel: «Für die Entwicklung der Mannschaft wäre es wichtig, wenn wir im Europacup mal etwas reissen würden.» Nach dem glücklichen 1:2 aus dem Hinspiel in Empoli stehen dem FCZ für den Einzug in die Uefa-Cup-Gruppenphase alle Optionen offen. Doch Trainer Bernard Challandes warnt: «Wir brauchen eine perfekte Leistung, um unsere Chance zu nutzen. Denn mannschaftlich stufe ich Empoli sogar noch stärker ein als Besiktas.»
Die Auftritte gegen die Türken in der Qualifikation zur Champions League fielen ernüchternd aus. Die sonst so typischen Zürcher Tugenden wie Mut, Leidenschaft und Esprit wurden durch Angst und Ideenlosigkeit verdrängt. Dabei hatte Bickel im Vorfeld gehofft, einem Gegner wie Besiktas Paroli bieten zu können. «Ich habe damit gerechnet, dass wir in der Entwicklung weiter wären. Ich glaubte, dass wir in der letzten Saison gegen Salzburg unser Lehrgeld bezahlt hätten.» Gegen Salzburg lief der FCZ trotz spielerischer Überlegenheit traumwandlerisch ins Verderben.
Raffael muss sich beweisen
Tempi passati? Nein. Bei den Zürchern hat es trotz der bitteren Erfahrungen noch nicht Klick gemacht. Ein Kabinettstückchen hier, eine Zirkusnummer da. Doch gegen zynischen Resultatfussball, wie ihn beispielsweise die Italiener perfekt beherrschen, haben sich die Künstler vom Letzigrund bisher gewehrt. So bleibt Bickels Strohhalm: «Wir müssen gegen Empoli über uns hinauswachsen.» Heisst: Die Star-Spieler wie Raffael oder Chikhaoui müssen es richten. Dabei steht vor allem der umworbene Brasilianer in der Pflicht. Auch aus eigenem Interesse. Denn bisher ist Raffael den Beweis der internationalen Klasse schuldig geblieben. Und wenn er gegen Empoli erneut als Traumtänzer in die Anonymität abtaucht, werden jene Klubs, die ihn mit zweistelligen Millionen-Beträgen ködern, nochmals über die Bücher gehen.
Die Krux an der Geschichte: Der FCZ kann nicht anders, als auf Geniestreiche hoffen. «Wir haben nicht die Spieler, die in erster Linie ein Resultat verwalten», sagt Challandes. «Wir können nicht mit dem Plan ins Spiel gehen, auf 1:0 zu spielen. Unsere Mentalität zwingt uns zu agieren, statt zu kalkulieren.»
Umso mehr, als die Defensive zuletzt leicht ins Schlingern geriet. Gegen Empoli, Basel und Luzern kassierte der FCZ je zwei Treffer. Was sicher auch mit dem Wechsel von Nationalspieler Steve von Bergen zu Hertha Berlin zusammenhängt. «Heinz Barmettler ist halt noch kein zweiter von Bergen, aber er kann es werden», sagt Bickel. Und dass Challandes im defensiven Mittelfeld den Platz neben dem Nigerianer Okonkwo abwechslungsweise Kollar und Kondé vergibt, wirkt sich auf die Stabilität auch nicht positiv aus.
[b]Apropos Okonkwo: Am Dienstag nach dem Morgentraining humpelte er mit Knieschmerzen vom Platz. Doch behandeln lassen wollte er sich nicht. Er hätte keine Zeit, weil er unbedingt zur Bank müsse, so Tico. Professionell ist dieses Verhalten nich und in Italien undenkbar. Aber vielleicht sind es genau solche Details, die den Unterschied zwischen dem 16. der Serie A und dem Schweizer Meister ausmachen[/b].