Im Jahr 2007 ist der Fastenmonat im Zeitraum vom 13. September 2007 bis zum 11. Oktober 2007.
Dazu:
Beten und Fasten - das sind die Grundsätze, die gläubige Moslems während des Fastenmonats Ramadan befolgen. Für Hochleistungssportler kann das ein Problem sein. sport.ARD.de hat mit Spielern, Trainern und Medizinern gesprochen.
Mehdi Mahdavikia kommt aus dem Iran und spielt beruflich Fußball für den Hamburger SV. Der gläubige Moslem will seit Sonntag (24.09.06) die strengen Regeln des Ramadan einhalten. Zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang wird nichts getrunken und gegessen. Zwar zeigte der Iraner im vergangenen Jahr in der Fastenzeit durchweg gute Leistungen, dennoch betonte er bereits mehrfach, dass der Ramadan "eine harte Zeit sei". Mahdavikias Kompromiss: Wenn ein Spiel oder zwei Trainingseinheiten auf dem Programm stehen, wird das Fasten unterbrochen und zu einer anderen Zeit nachgeholt. Dabei setzt Thomas Doll auf die Eigenverantwortlichkeit seines Schützlings: "Mehdi spielt schon seit sieben Jahren beim HSV. Er weiß selber am besten, wann er was essen muss und wann eine Pause beim Essen angebrachter ist."
Mediziner raten zur Vorsicht
Doch auch von der eingeschränkten Enthaltsamkeit raten Sportmediziner unmissverständlich ab. Dr.Nicolas Gumpert aus Taunusstein betreut viele Profisportler und kennt vor allem Gefahren bei der Regeneration: "Die Glycogenspeicher, die im Normalfall kurzfristig zur Kraftregeneration abgerufen werden, sind durch das Fasten sehr schnell entleert. So muss der Körper seine eigenen Fett-Depots antasten, die eigentlich nur im Notfall aktiviert werden. Das zehrt natürlich an der Substanz."
Kernproblem: Ein enormer Wasserverlust, der mit dem Abbau des wasserbindenden Glycogens einhergeht. Viele Fußballprofis unter den Moslems haben das Problem erkannt und verzichten fast gänzlich aufs Fasten. Schalkes türkischer Offensivmann Hamit Altintop will sich gar nicht erst auf mögliche Diskussionen mit Trainer Mirko Slomka einlassen: "Der Trainingsbetrieb darf nicht darunter leiden." Bruder Halil schiebt jedoch ein, "dass ich mich an freien Tagen auch an die Vorschriften des Korans halten werde." Dabei habe jedoch ein ausgewogener Flüssigkeitshaushalt oberste Priorität.
"Ich möchte später ins Paradies"
Medizinische Bedenken lassen Bielefelds Sturmhoffnung Abdelaziz Ahanfouf (28) gänzlich unbeeindruckt. Der Marokkaner hält sich seit Jahren streng an die Regeln: "Ich möchte später ins Paradies, da mache ich keine Ausnahme." Sogar sein kürzlich erlittener Wadenbeinbruch hält den Ex-Duisburger nicht ab.
Mit leerem Magen zum Punktspiel? Wie reagieren Trainer auf fastende Kicker? Trainer Rudi Bommer ist im Profifußball viel herumgekommen, trainierte in der vergangenen Saison in Saarbrücken gleich vier Moslems, die fasteten.
Positive Aspekte kann er der Ramadan-Zeit nicht abgewinnen: "Manche Spieler kommen besser damit zurecht, manche weniger. Eine Leistungsexplosion habe ich jedoch bei keinem Profi feststellen können. Die Auswirkungen waren eher negativer Art."
Bommer: Rücksicht nehmen auf Religion
Dennoch machte der ehemalige 1860-Trainer sogar Zugeständnisse: "Die streng fastenden Spieler waren oft entkräftet, da konnte ich sie auf dem Platz nicht rumscheuchen." Der Coach sagt aber auch: Man müsse auf die Religion Rücksicht nehmen.
Was Bommer noch beobachtet haben will: Der Heißhunger sei am Abend oft mit ungesundem Fast Food gestillt worden. Sein Rat: "Wenn es möglich ist, sollte man die Fastenzeit auf die Länderspielpausen verlegen. Das lässt der Koran zu. Einige Spieler haben den Rat befolgt."
Wo religiöse und berufliche Interessen kollidieren, arrangieren sich viele Moslems in der Bundesliga mit dem System. Der streng fastende Profi ist in Deutschland offenbar die Ausnahme.
Quelle: Ard