Beitragvon WW » 16.04.07 @ 8:30
Dzemailis brutaler Abschied vom FCZ
Nach dem Kreuzbandriss von Blerim Dzemaili liess Bolton extra den Klubarzt nach Zürich fliegen. Der Spieler soll in den USA operiert werden.
Von Ueli Kägi
Der Kreuzbandriss gehört zu den schlimmsten Feinden des Fussballers. Am Samstagmorgen erwischte er kurz vor dem Trainingsende Blerim Dzemaili, als er gegen Xavier Margairaz den Ball abdecken wollte, einen Misstritt beging, den «Knacks» hörte und sofort wusste, was passiert war. In den Stunden danach sass der FCZNationalspieler zu Hause in Seebach und mochte vor Enttäuschung kaum sprechen. Nach einer Nacht schmerzte ihn das Knie gestern weiterhin, seine Seele aber hatte sich erholt. Er sagte: «Ich muss es so nehmen, wie es ist.» Zuneigung aus Bolton
Im Sommer wechselt Dzemaili ablösefrei zu den Bolton Wanderers in die Premier League. Glücklich gemacht hat ihn nach dem Unfall neben den vielen SMS und Anrufen auch, wie sehr sich sein nächster Klub schon um ihn kümmerte. Dzemaili spricht von den «riesigen Zeichen, die ich aus England erhalten habe». Die Wanderers verloren am Samstag noch in London bei Arsenal 1:2 und liegen nun deutlich hinter einem Champions- League-Platz, dann telefonierte
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ihr Trainer Sam Allardyce nach Zürich. Und vor allem liess Bolton seinen Klubarzt direkt nach dem Spiel zu Dzemaili fliegen. Der Doktor sah sich das Knie an, blieb über Nacht und untersuchte ihn noch einmal, bevor er gestern Nachmittag zurück nach England flog.
Besprochen hat er mit dem Spieler auch das weitere Vorgehen. Das Knie ist mittlerweile angeschwollen, deshalb macht eine schnelle Operation keinen Sinn. Dzemaili soll nach Vorschlag der Wanderers die nächsten Tage in Ruhe in Zürich verbringen, danach für ein leichtes Regenerationstraining nach Bolton reisen und darauf weiterfliegen in die USA, um sich bei Richard Steadman in Vail unters Messer zu legen. Der Amerikaner gilt als weltweit bester Arzt bei Kreuzbandrissen. Dzemaili will diesen Plänen folgen, der FCZ unterstützt ihn dabei.
«Von Bolton diese Zuneigung zu spüren, war für mich extrem wichtig », sagt der 20-Jährige. Sein sportlicher Einstieg auf der Insel dürfte trotzdem schwierig werden. Wenn er sich im Spätherbst wieder matchbereit melden kann, ist die Meisterschaft in vollem Lauf.
Das muss auch Nationaltrainer Köbi Kuhn Sorgen machen, er hatte Dzemaili als ersten Kandidaten für die Nachfolge des ausgemusterten Johann Vogel gesehen. Dafür aber muss sich der Defensivspieler in den Monaten vor der Europameisterschaft in Bolton durchsetzen.
Ein 0:1 als letzte Erinnerung
An alle diese grossen Probleme dachte Dzemaili in den ersten Augenblicken nach dem Unglück. Aber etwas war ihm noch wichtiger. Seinem FCZ wollte er helfen, den Meistertitel zu verteidigen. «Das Schlimmste für mich ist, dass ich vielleicht nie mehr dieses Trikot überziehen werde», fand er. Dzemaili verlässt den Klub mit der 0:1-Niederlage vom Ostermontag gegen den FCB als letzter persönlicher Erinnerung.