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NZZ am Sonntag, 15.04.2007, Nr. 15, S. 58
Sport
bir Birrer Peter B.
Auf schmalem Grat mit Ticketpreisen
Wie die Schweizer Fussballklubs in den neuen Stadien um Dauergäste kämpfen. Von Peter B. Birrer
Im Alltag des Schweizer Fussballs zirkulieren keine Wartelisten, weil zu viele Menschen Einlass in die Stadien begehren. Deshalb muss die Kundschaft gepflegt werden, vor allem die regelmässige, die auch in schlechteren Zeiten Spiele besucht. Der Absatz der Saisonkarten ist im GC laut dem Geschäftsführer Martin Blaser "oben angesiedelt", wenn die Steigerung der Einnahmen zur Diskussion steht. Das Publikum dient auch als Kulisse für das Fernsehen und die Sponsoren. Die Vereine wollen Geld verdienen und gleichzeitig eine schöne Kulisse präsentieren. Deshalb ist die Festlegung der Ticketpreise eine Gratwanderung. Es besteht die Gefahr, dass ein Klub im Erfolg übermarcht und die obere Preisgrenze mehr als ausreizt. "Dem muss man widerstehen", bemerkt der FCB-Sprecher Josef Zindel.
In ein paar Monaten treten auch der GC und der FC Zürich mit dem Bezug des neuen Letzigrunds in eine modernere Welt ein, die nur Sitzplätze bietet. Während der GC die Eintrittspreise bis Ende April kommuniziert, hat dies der FCZ bereits getan. Die billigste (nicht reduzierte) Saisonkarte ist bis am 4. Mai für 290 Franken zu haben, danach sind 450 Franken zu bezahlen. Damit liegen die Stadtzürcher mit ihrem günstigsten Eintritt (Sitzplatz) 100 Prozent über dem billigsten Eintritt (Stehplatz) des BSC Young Boys. Da besteht Erklärungsbedarf. Einerseits könne der Aktionspreis genützt werden, sagt der FCZ-Verwaltungsrat René Strittmatter. Anderseits biete der neue Letzigrund trotz der Leichtathletikanlage "von überall her eine hervorragende Sicht". Die Plätze seien nicht mehr so weit weg vom Rasen, wirbt Strittmatter, und die Rampe sei steiler als zuvor.
Quer durch alle Schichten
In Bern und Basel ist niemandem bekannt, dass der FCZ Rat gesucht hat. Das erstaunt, haben doch der FCB und YB in neuen Stadien Erfahrungen sammeln können. Doch Strittmatter unterstreicht, dass sich der FCZ wegen der Preisstruktur der Billette "überall im In- und Ausland" kundig gemacht habe. Auch mit dem GC hat der Austausch stattgefunden, doch laut Blaser finde "keine kartellartige Preisabsprache statt", der GC werde die Preise selber bestimmen. Die Publikumsstruktur der beiden Zürcher Kontrahenten ist zu verschieden, und der GC kann sich derzeit auch nicht Meister nennen. Der im Sportmarketing erfahrene Blaser gibt zu bedenken, dass "die Klubs der grossen Breite des Publikums gerecht werden müssen", im Fussballstadion seien vom Säugling bis zum 99-jährigen Rentner alle vorhanden, "und zwar quer durch alle Schichten".
Trotz gerühmten VIP-Logen, trotz "Business- und President-Seats", trotz "Champions-Lounges", trotz Sponsoren-Estraden und dergleichen ist den Klubs bewusst, dass auch andere Segmente nicht vergessen werden dürfen. Die Philosophie des FC Basel ist etwa: "Wir legen möglichst populäre Preise fest, die sich möglichst viele Leute leisten können - und damit treiben wir den Verkauf der Abonnemente an", sagt der FCB-Sprecher Josef Zindel. Der Klub hat damit Erfolg und spielt mit 20 000 bis 25 000 Dauerabonnenten in einer anderen Liga. "Wir wollen im Angebot jedem Portemonnaie gerecht werden", sagt auch Strittmatter. In Bern ist der Preis selbstredend: Wer im kostengünstigsten Sektor (ohne Ermässigung) alle Spiele besucht, bezahlt pro Partie 12 Franken. Oft sind es die Fan-Kurven, die im Stadion die Ambiance erzeugen, die auf dem Sponsoren-Balkon unter die Haut fährt. Sofern nicht das Stadion eingenebelt wird und andere Grenzen überschritten werden. Um das Publikum bei der Stange zu halten oder anzulocken, denken sich die Klubverantwortlichen Strategien aus. YB verkauft die Abonnemente zum Beispiel pro Kalenderjahr, weil vor Weihnachten "die sportlichen Turbulenzen meistens nicht so gross sind wie im Sommer und weil wir das Weihnachtsgeschäft nutzen wollen", sagt der YB-Sprecher Charles Beuret. Die Berner lancieren immer wieder Aktionen. Für das Aarau-Spiel bezahlten die bis 16-Jährigen 5 und die über 60-Jährigen 10 Franken Eintritt. Strittmatter weist auf die 500 bis 1500 Gratisbillette hin, die der FCZ jeweils anbiete. Und überall schwört man auf den Familien-Sektor, wo die Preise in der Tat bemerkenswert ermässigt sind.
Anreize für die Treuen
Die Abonnemente werden mit Dienstleistungen schmackhaft gemacht. Die Treuen haben vor internationalen Spielen ein Vorkaufsrecht auf Billette, sie haben den gleichen Sitz, sie erhalten das Klub-Magazin, und sie werden - wie in Bern und künftig in Zürich - automatisch Klubmitglied. Dies wiederum findet Blaser problematisch, "weil diese beiden Säulen für mich nicht in den gleichen Topf gehören". Bei Spitzenspielen wie der Qualifikation zur Champions League würde der im Ticket-Vertrieb erfahrene Blaser die Preise anheben - "die teuersten Plätze würden exponentiell teurer, die billigsten blieben gleich". Mit dieser Übertreibung erklärt er die Richtung der ihm vorschwebenden Preispolitik.
Aber Blaser sagt noch etwas anderes: "Im Ticketing erreichen Sie die abschliessende Glückseligkeit nie." Auch für Strittmatter ist klar, dass "wir es nicht allen recht machen können". Diese Illusion habe er schon lange aufgegeben. Die Kritik lässt Strittmatter kalt. Er rechnet im neuen Letzigrund mit durchschnittlich 12 000 bis 15 000 Zuschauern. Und damit, dass der FCZ um den Titel mitspielt. Auch YB will - wie der FCB, wie der GC - den Zuschauerschnitt anheben. In Bern wissen die Verantwortlichen, dass ihr Stadion meistens zu wenig gut besetzt ist, obschon Beuret meint: "Das Stadion ist nicht halb leer, sondern halb voll." (Mitarbeit: Christine Steffen)
Globestern hat geschrieben:naja da muss man sagen hut-ab FCB und die ticket"strategie".. irgendwie schläft man da beim fcz total bzw. ist einfach blind?
12'000-15'000 im schnitt? 15k wäre eigentlich ein ganz schöner schnitt, aber aus meiner sicht (mit diesem preisen) nicht realistisch...
Globestern hat geschrieben:naja da muss man sagen hut-ab FCB und die ticket"strategie".. irgendwie schläft man da beim fcz total bzw. ist einfach blind?
12'000-15'000 im schnitt? 15k wäre eigentlich ein ganz schöner schnitt, aber aus meiner sicht (mit diesem preisen) nicht realistisch...
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