türkei - schweiz: das rückspiel

Hier kommt alles über Fussball rein, das nicht mit dem FCZ zu tun hat.
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Zappa
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Beitragvon Zappa » 21.11.05 @ 21:13

Dies hab ich im Fussball-forum.de gefunden: endlich ein objektiver Bericht eines türkischen Journalisten:

Endlich die Wahrheit sagen
Türkische Medien haben im Vorfeld der Spiele mit ihren Hasstiraden übertrieben



Von Mehmet Ali Birand

Für die Türken wäre es ein Leichtes gewesen, das Schweizer Team zu schlagen. Aber stattdessen schickten sie die Schweizer an die Weltmeisterschaft. Jetzt erkennen wir, dass hier zwei völlig verschiedene Länder gegeneinander spielten, in deren Gesellschaften sich die Prinzipien spiegeln, die sie im täglichen Leben und in ihrem Blick auf die Welt haben.

Die Schweizer hatten sich seriös auf die Barrage-Spiele vorbereitet. Vor allem ihre Leistung in Bern zeigte, wie gut sie unser Team analysiert hatten. Sie spielten mit System und Präzision, gewannen 2:0 und damit einen grossen Vorteil. Sie hatten keine besseren Spieler als wir; sie brillierten nicht wirklich; sie waren durchschnittlich. Aber weil sie ihren Auftritt so gut vorbereitet hatten, gewannen sie. Und nur das zählt.

Wir hingegen handelten in Übereinstimmung mit unseren Prinzipien. Das heisst, wir bemühten uns zu wenig im Hinspiel und vertagten die Arbeit auf das Rückspiel in Istanbul. Wir vergeudeten in Bern unsere Zeit und machten uns damit das Leben schwer. Wir machten genau das, was wir nicht machen sollten. Und jetzt können wir die Schuld dem Schiedsrichter zuschieben oder dem Pech. Wir werden natürlich auch nach anderen Schuldigen suchen - und schliesslich sagen, dass wir zwar verloren, aber unsere Ehre gerettet haben.

Diese Spiele haben uns wunderbar die Differenz zwischen den beiden Gesellschaften aufgezeigt, und zwar in Sachen Struktur, Mentalität und Berufsauffassung. Wir haben verloren, die Schweizer haben gewonnen. Anstatt die Schweizer zu schlagen, sollten wir uns selber schlagen. Nun, da die Entscheidung gefallen ist, können wir endlich die Wahrheit formulieren, ohne in Lügen abzugleiten. Schauen wir einmal die Vorgesetzten unserer Nationalmannschaft an, ebenso die Medien und Fans: In der Begegnung mit den Schweizern machten wir viele Fehler. Wir übertrieben. So wurde die türkische Nationalmannschaft in Bern nicht schlecht behandelt. Die «schreckliche Behandlung», von der berichtet wurde, fand nicht statt.

Ich sprach mit Journalisten, die mit dem Team nach Bern reisten und wieder zurück. So schrieb Cengiz Semercioglu für «Hurriyet»: «Hätte ich den Match in der Schweiz nicht mit eigenen Augen gesehen, hätte ich den Berichten vielleicht geglaubt. Aber es gab nicht die geringsten Handgreiflichkeiten. Nationalcoach Fatih Terim beklagte sich, dass die Schweizer während der Nationalhymne gepfiffen hätten. Nun, dasselbe passiert in der Türkei bei jeder Partie und sogar an Europacup-Matches. Und während wir das Schweizer Team am Zoll 90 Minuten warten liessen, konnte das türkische Team mitsamt Fans innerhalb von fünf Minuten die Schweizer Passkontrolle passieren. Ich war schon in Dutzenden von Ländern, und die schnellste Zollkontrolle, die ich je erlebte, war im Schweizer Flughafen. Hinzu kommt, dass Aussagen von Terim und Davut Disli, dem Verantwortlichen für das Nationalteam, das Verhalten der Fans nur noch verschärften. Am Flughafen in Istanbul zeigten Leute Transparente mit Schimpfwörtern gegen Alex Frei. Ich kann mir vorstellen, was in den hiesigen Zeitungen abgehen würde, wenn dasselbe gegen unsere Spieler passiert wäre. Aber dieselben Medien, welche sich über die kleinsten Provokationen der Schweizer entrüsteten, haben beispielsweise «Dreckige Schweiz» getitelt. Ich war am Spiel in der Schweiz anwesend und muss sagen, dass sie diese Behandlung nicht verdiente.»

Cengiz ist einer der wenigen türkischen Journalisten, welche die Wahrheit schreiben, ohne Angst haben zu müssen. Wir waren vor diesem Rückspiel so angespannt als Gesellschaft, dass es in einer Katastrophe hätte enden können. Wir vergassen letztlich, dass es nur ein Spiel war. Wir machten es zu einer Begegnung, in der es um Leben oder Tod ging.

Vom ersten Moment an, als das Schweizer Team in Istanbul war, griffen wir zu allen möglichen Mitteln der Einschüchterung. Wir kreierten eine Atmosphäre, von der wir glaubten, sie würde uns helfen, die Schweizer zu schlagen. Diese Flüche, diese Eierwürfe, diese Tritte, diese Schläge . . . Die Arroganz, die einige Mitglieder des Schweizer Teams vor und nach den Partien zeigten, rechtfertigt jedenfalls keines dieser Mittel.

Nun, wir haben nicht nur die Qualifikation für die Fussball-Weltmeisterschaft verpasst, sondern auch eine Prüfung nicht bestanden.


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devante
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Beitragvon devante » 22.11.05 @ 9:19

da werd ich gleich wieder ganz ganz sauer wenn ich z.t. solche steinzeitmenschen-aussagen lese...

http://www.benihuggel.ch/forum/index.php?mode=viewthread&forum_id=4&thread=44&PHPSESSID=310c8622f2b279b6a0937365c33890d9

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Clint Eastwood
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Beitragvon Clint Eastwood » 22.11.05 @ 13:47

Mark hat geschrieben:Eigentlich sollten wir uns im Moment alle nur noch mit dem Match gegen YB beschäftigen und schauen, dass unser geliebeter FCZ die Hürde packt.

Trotzdem ist mir noch was ganz ungemütliches aufgefallen. Ich habe zweimal den Link auf die danke-schweiz page in D erhalten-

einmal als www.danke-schweiz.de.vu da gehts im Gästebuch mehr oder weniger gesittet zu und her.

aber auf dem Link:

www.danke-schweiz.de was eigentlich die selbe page ist, ohne das .vu am Schluss, meine Güte....da ist im Guestbook der Teufel los! Dass da niemand eingreift, versteh ich nicht! Ist ganz schlimm!


So so, was stand denn da? Der Eigentümer hat da jedenfalls mit einer dubiosen Story noch eins draufgegeben...
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peng peng

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FC Zueri allez
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Beitragvon FC Zueri allez » 22.11.05 @ 16:19

Schaut mal auf die Seite: http://www.danke-schweiz.de/

Und nun soll das thema der Fifa respektive der Polizei zu denken geben und SIE sollen handeln.

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tehmoc
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Beitragvon tehmoc » 22.11.05 @ 17:18

FC Zueri allez hat geschrieben:Schaut mal auf die Seite: http://www.danke-schweiz.de/

Und nun soll das thema der Fifa respektive der Polizei zu denken geben und SIE sollen handeln.


Dubiose Geschichte, aber Hoffnung für das Opfer:
Mit Angela Merkel hat Deutschland ja jetzt
einen starken Mann am Ruder.

Im Ernst: Das war eh eine Scheiss-Website,
die Motive dahinter ziemlich nieder.

realtiger
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Beitragvon realtiger » 24.11.05 @ 8:32

aus der heutigen nzz

Zur rechtlichen Aufarbeitung des Spieles Türkei - Schweiz
Die Frage der Sanktion von möglichen Pflichtverletzungen durch Offizielle im Vordergrund




Von András Gurovits*

Die Vorkommnisse vor, während und nach dem WM-Barrage-Spiel zwischen der Türkei und der Schweiz werden, wie schon am Tag nach dem Spiel zu erfahren war, durch die Fifa untersucht. Aus juristischer Warte wird nun zu ermitteln sein, welche Parteien, Offiziellen und Spieler die verbandsrechtlichen Vorschriften der Fifa - und eventuell staatliche strafrechtliche Normen - verletzt haben. Nach den heftigen und zum Teil sehr emotionalen Interpretationen in den Medien setzt die rechtliche Aufarbeitung des Falles eine nüchterne Sachverhaltsermittlung und Würdigung der Handlungen und Unterlassungen voraus.

Die Verantwortung des Verbandes
Weder die schweizerische noch die türkische Sportöffentlichkeit weiss heute im Detail, was sich tatsächlich in den Katakomben der Stadien in Istanbul und in Bern zugetragen hat. Wer sich welche Fehltritte geleistet hat, darüber kann man derzeit nur mutmassen. Es wird Aufgabe der untersuchenden Fifa-Kommission sein, in Anwendung der einschlägigen Statuten- und Reglementsbestimmungen Licht ins Dunkel zu bringen. Ob auch die staatlichen Instanzen in der Türkei tätig werden, ist nach widersprüchlichen Meldungen derzeit nicht bekannt, weshalb in den folgenden Betrachtungen die Untersuchungen durch staatliche Behörden ausgeklammert werden.

Die zuständigen Instanzen werden zwei Problemkreise zu unterscheiden haben: Sie werden sich fragen müssen, ob dem türkischen Verband Pflichtverletzungen anzulasten und, gegebenenfalls, wie diese zu ahnden sind. Sie werden zudem untersuchen müssen, ob sich Offizielle und Spieler pflichtwidrig verhalten haben und welche Sanktionen gegen diese Offiziellen und Spieler zu verhängen sind.

Was die Verantwortlichkeit des türkischen Verbandes betrifft, ist zunächst davon auszugehen, dass gemäss dem Fifa-Reglement für die Fussball-Weltmeisterschaft in Deutschland sowie dem Fifa-Disziplinar-Reglement ein Verband, der ein Qualifikationsspiel organisiert, die bestehenden Sicherheitsvorschriften befolgen und umsetzen muss. Erfordern es die Umstände, sind zusätzliche Massnahmen für die Sicherheit zu treffen - im Vorfeld der Partie, während des Spieles und auch danach. Gemäss den Fifa-Sicherheitsrichtlinien hat der Verband unter anderem einen Ordnungsdienst zur Verfügung zu stellen, der besonders auch für einen Schutz der Mannschaftsräume sowie den Schutz der Spieler beim Betreten und Verlassen des Spielfeldes zu sorgen hat. Darüber hinaus muss der Verband gemäss Fifa-Regelwerk die Sicherheit der Spieler und Offiziellen der Gastmannschaft während ihres gesamten Aufenthalts im Gastgeberland gewährleisten. Schliesslich ist der Heimverband für das ungebührliche Verhalten von Zuschauern, wie zum Beispiel Gewalttätigkeiten gegen Personen oder Sachen, und das Werfen von Gegenständen verantwortlich.

Ein Verband, der diesen Pflichten nicht nachkommt, kann primär mit einer Geldstrafe belegt werden. Die Höchststrafe beträgt eine Million Franken, in einem eventuellen Wiederholungsfall könnte die Strafe sogar noch höher ausfallen. Falls ein Verband die notwendigen Massnahmen für die Sicherheit nicht getroffen oder die Sicherheit der Spieler und Offiziellen einer Gastmannschaft während deren Aufenthalt im Gastgeberland nicht gewährleistet hat, kann er mit zusätzlichen Sanktionen bestraft werden. Zu diesen gehören Stadionsperre, Austragung eines Spiels auf neutralem Platz oder, als drastischste Massnahme, der Ausschluss. Bei der Bemessung einer eventuellen Strafe werden die zuständigen Instanzen alle relevanten Faktoren wie das Verschulden, die Vorgeschichte und die Schwere der Verfehlung zu berücksichtigen haben.

Strafbarkeit von Offiziellen und Spielern
Von diesen gegen einen Verband zu verhängenden Sanktionen sind jene zu unterscheiden, die einen Spieler oder einen Offiziellen eines Verbandes treffen können. Dabei ist zunächst zu fragen, welche Handlungen eines Spielers oder Offiziellen überhaupt sanktioniert werden können. Die Liste der Delikte im Disziplinar-Reglement der Fifa ist lang. Im Zusammenhang mit den Vorfällen aus dem Türkei-Schweiz-Spiel stehen diejenigen Normen im Vordergrund, die folgende Verstösse unter Strafe stellen: Körperverletzung, Tätlichkeit, Raufhandel (Schlägerei), Ehrverletzung sowie Aufforderung zu Gewalt oder Feindseligkeiten. Gemäss letztgenannter Fifa-Norm wird ein Spieler oder Offizieller bestraft, der öffentlich zu Gewalt oder Feindseligkeiten aufruft. Ein Spieler, der sich bei einem Raufhandel ausschliesslich gegen einen Angriff wehrt, andere verteidigt oder versucht zu schlichten, macht sich nicht strafbar. Nicht nur die Deliktsliste, sondern auch der Fifa-Strafenkatalog ist umfangreich. Im vorliegenden Zusammenhang stehen die Sanktionen Geldstrafe, Spielsperre und, im Falle einer ausserordentlichen Verfehlung, das Verbot jeglicher in Zusammenhang mit dem Fussball stehenden Tätigkeit im Vordergrund. Die maximale Spielsperre betrüge 24 Spiele oder zwei Jahre. Die Mindestspielsperre betrüge im Falle einer Körperverletzung 4 Spiele (oder 8 Spiele, falls sie durch einen Offiziellen begangen wurde) und im Falle einer Tätlichkeit 2 Spiele. Wer an einem Raufhandel teilgenommen hat, müsste mit einer Mindeststrafe von 6 Spielen rechnen, und wer eine Ehrverletzung begangen hat, mit einer von 2 Spielen (oder 4 Spielen, falls sie von einem Offiziellen begangen wurde). Falls einem Spieler oder Offiziellen ein Aufruf zu Gewalt oder Feindseligkeit nachgewiesen werden könnte, wäre er mit einer Spielsperre von mindestens einem Jahr und einer Busse von 5000 Franken zu bestrafen.

Auch bei der Bemessung der Strafen gegen Spieler und Offizielle werden die konkreten Umstände zu berücksichtigen sein. Falls jemand verschiedene Delikte begangen hat, werden die zuständigen Instanzen von der Geld- und/oder Zeitstrafe, die für die jeweils schwerste Verfehlung vorgesehen ist, ausgehen und diese den Umständen entsprechend, höchstens aber um die Hälfte erhöhen müssen.

Die erstinstanzlichen Urteile werden von der Fifa-Disziplinarkommission gefällt. Diese Entscheide werden grundsätzlich bei der Fifa-Berufungskommission angefochten werden können, bevor im Falle einer weiteren Berufung das Sportschiedsgericht (TAS) in Lausanne als letzte Instanz entscheiden würde.

* Der Autor ist Rechtsanwalt und Partner der Kanzlei Niederer, Kraft und Frey. Zudem ist er Lehrbeauftragter an der Universität Zürich. Sein Haupttätigkeitsgebiet ist das Sportrecht.

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tehmoc
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Beitragvon tehmoc » 24.11.05 @ 18:35

Fan-Forscher unterstützt Blatter
Fifa-Präsident Joseph Blatter hat für seinen Vorschlag, auf das Abspielen der Hymnen vor Länderspielen zu verzichten, Rückendeckung aus der Wissenschaft bekommen.

Von den Fans werde die Nationalhymne zur Provokation der gegnerischen Mannschaft und deren Anhänger genutzt, sagte Professor Gunter A. Pilz in einem Zeitungs-Interview. Der Fan-Forscher und Sportsoziologe aus Hannover erklärte, dass es sich um ein Problem handle, das «ganz offensichtlich nicht in den Griff zu bekommen» sei.
Vor den WM-Barrage-Spielen zwischen der Türkei und der Schweiz in Bern und in Istanbul war die Hymne des jeweiligen Gastlandes in einem Pfeifkonzent untergegangen. «Die Türken haben dies als Beleidigung empfunden», sagte Pilz und schlug als Alternative zu möglichen neutralen Spielorten auch eine längere Pause zwischen Hin- und Rückspiel vor.

Pilz fordert ausserdem eine lebenslange Sperre für den türkischen Nationaltrainer Fatih Terim, weil dieser im Vorfeld des Rückspiels alles getan habe, um die Stimmung anzuheizen. «Die Türken müssten mehrere Spiele auf neutralem Boden und ohne Zuschauer austragen», sagte Pilz. Einen möglichen Ausschluss von der nächsten EM oder WM hält er für übertrieben. (ret/si)

Nachtrag: Quelle TA-Online

Ist die türkische Hymne tatsächlich
"in einem Pfeifkonzert untergegangen"? Wäre mir neu.
Fan-Forscher ist sicher ein toller Job -
ein Beruf mehr, den es nicht braucht!


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