Händedruck statt Handschellen
Keita schon wieder bei der Polizei
VON SANDRO BROTZ
Es ist das erste Gespräch nach den Rassismusvorwürfen. SonntagsBlick vermittelte ein Treffen zwischen FCZ-Star Alhassane Keita (22) und dem Zürcher Stadtpolizei-Sprecher Marco Cortesi (49).
S tadion Letzigrund, gestern Samstag, 16.15 Uhr. Der Stürmerstar und der Polizeisprecher fahren in der Abendsonne vor. Alhassane Keita im silbernen BMW-Geländewagen, Marco Cortesi im weissen VW Golf.
Vor vier Tagen ist der FCZ-Spieler vorübergehend festgenommen worden (exklusiv im BLICK). Der Mann aus Guinea wurde in Handschellen abgeführt, weil er sich bei einer Polizeikontrolle geweigert hatte, seine Papiere vorzuweisen.
«Das ist Rassismus», sagte Keita. «Alles lief korrekt», sagte Cortesi.Jetzt stehen sie sich auf Initiative von SonntagsBlick erstmals gegenüber.
Marco Cortesi: Ich bin gerne gekommen, weil es mir sehr wichtig ist, Ihnen zu versichern, dass die Kontrolle absolut nichts mit Ihrer Hautfarbe zu tun hatte.
Alhassane Keita: Ich behaupte das Gegenteil. Ich wurde in Handschellen auf den Polizeiposten gebracht und musste mich bis auf den Slip ausziehen. Das wäre einem Weissen nicht passiert.
Cortesi: Laut den beiden Beamten haben Sie ein Stoppsignal überfahren.
Keita: Ich kam von dort hinten (zeigt mit der Hand in Richtung Baslerstrasse). Ich habe beim Stoppsignal gehalten und weiter vorne zwei Kinder über den Fussgängerstreifen gelassen. Da kamen die beiden Polizisten und sagten: «Das ist eine Kontrolle.»
Cortesi: Hier beginnt die eigentliche Geschichte.
Keita: Ich habe sie gefragt: Was ist los? Was habe ich getan? Das hat die Beamten sofort verärgert.
Cortesi: Ich muss Ihnen erklären, wie bei uns Kontrollen ablaufen. Da kann nach Papieren gefragt werden, ohne dass ein Grund angegeben werden muss.
Keita: Ich wollte wissen, was los ist. Wenn jemand seine Papiere nicht zeigt, muss es doch nicht gleich eskalieren ...
Cortesi: Aber wenn Sie die Papiere gezeigt hätten, wäre es doch gar nicht so weit gekommen! Die Beamten haben Sie sogar auf Englisch darum gebeten.
Keita: Ich würde auch heute noch meine Papiere nicht zeigen und zuerst nach einem Grund fragen.
Cortesi: Ich hoffe, Sie verstehen trotzdem besser, weshalb es so weit gekommen ist.
Der Polizeisprecher und der Stürmerstar. Händedruck statt Handschellen.
Es war keine Versöhnung, aber ein erster Schritt aufeinander zu.
Bevor Alhassane Keita in den Mannschaftscar nach La-Chaux-de-Fonds einsteigt, schenkt ihm Marco Cortesi noch einen Kugelschreiber der Stadtpolizei Zürich. Und ermuntert ihn:
«Schiessen Sie gegen Xamax ein Tor!»
Da kann Keita plötzlich wieder lachen.
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