Beitragvon billy » 21.09.05 @ 7:35
Um die Zukunft des FC Aarau
Die Aarauer treffen heute auf dem Brügglifeld auf den FCZ und am Samstag auf Thun.
Doch am Sonntag geht es in der Abstimmung um viel mehr.
Von Peter Herzog, Aarau
Michael Hunziker, der Präsident des FC Aarau, sitzt in seinem Anwaltsbüro an der hinteren Bahnhofstrasse in Aarau und sagt mit ruhiger Stimme: « Die beiden Spiele gegen den FC Zürich und Thun diese Woche haben auf die Zukunft des FC Aarau keinen Einfluss. Aber die Abstimmung am Wochenende. » Die Aarauer stimmen an der Urne über ein zinsloses Darlehen von 25 Millionen Franken der Stadt Aarau ab. Ohne ein Ja würde das Projekt des neuen Stadions, die MittellandArena, in der Schublade verschwinden. Und der FC Aarau müsste sich spätestens im Juni 2007 aus der Super League verabschieden. Denn das Brügglifeld genügt den Anforderungen, welche die Swiss Football League an ein Stadion eines Super- League- Vereins stellt, nicht. Hunziker steht auf, holt einen Ordner aus dem Gestell und kramt ein Papier hervor. Dort steht geschrieben:
- Zuschaueranlagen – nicht erfüllt;
- technische Einrichtungen ( u. a. Flutlichtanlage) – nicht erfüllt;
- Raumprogramm Spielbetrieb – nicht erfüllt;
- Raumprogramm Veranstaltung – nicht erfüllt;
- Raumprogramm Spielbetrieb – nicht erfüllt;
- Parkplätze – nicht erfüllt
Einzig bei den Spielfeldmassen erfüllt das Brügglifeld die geforderten Bedingungen. Der Brief trägt das Datum 31. März 2005. Doch die Tatsache, dass Klubs, die in Stadien spielen, welche den Anforderungen nicht genügen, nur mit einer Ausnahmebewilligung ausgestattet werden, ist nicht neu. Sie besteht seit mehreren Jahren. Und die Ausnahmebewilligung erlöscht am 30. Juni 07, sofern keine Baubewilligung für ein neues Stadion oder einen Umbau vorliegt. Vor dem gleichen Problem stehen in der Axpo Super League auch der FC Thun, Schaffhausen und Yverdon. Der geplante Stadionneubau in Aarau kostet 65 Millionen Franken und macht nur 15 Prozent des gesamten Bauvolumens aus. Die gesamte Überbauung mitten in der Stadt im Torfeld Süd am Hauptbahnhof kostet 520 Millionen Franken. Geplant sind unter anderem ein Einkaufszentrum, 350 bis 400 Wohnungen, und auch die bereits ansässige Firma Rockwell- Automaten erhält neue Betriebsbauten. Zweieinhalb Jahre dauerten die Verhandlungen mit den zehn Grundbesitzern. Im nächsten Juni verfallen die Kaufsrechte, welche die Bauinitianten mit den Grundstückbesitzern ausgehandelt haben.
Ausbau des Brügglifelds undenkbar
Der Stadtrat und die bürgerlichen Parteien plädieren für ein Ja. Hunziker gibt sich optimistisch, glaubt trotz der Opposition, die sich in den letzten Wochen deutlich zu Wort meldete, an ein Ja der Aarauer Stimmbürger. Undenkbar ist für ihn der Ausbau des Brügglifeld- Stadions, das vor rund 80 Jahren ausserhalb der Stadt auf einem weiten, leeren Feld auf Suhrer Boden gebaut wurde und durch den Bauboom nun mitten in einem Wohnquartier steht. Als die Brügglifeld- Genossenschaft vor zehn Jahren ein Gesuch für die Überdachung der Stehplätze eingab, hagelte es von über 200 Einsprachen. Und als die Flutlichtanlage auf Geheiss der Liga erneut verstärkt werden sollte, liefen die Anwohner wieder Sturm.
Am 26. Mai 1902 ist der FC Aarau in der Brauerei Ryniker ( der jetzigen Spaghetti- Factory) in der Aarauer Altstadt gegründet worden. 103 Jahre später, am 25. September 2005, entscheiden die Aarauer, ob sie weiterhin einen FCA haben möchten, der versucht, im Schweizer Spitzenfussball irgendwie mitzuhalten, oder nicht.
Bei einem Nein würde das Budget wohl bereits Ende Saison drastisch nach unten gefahren. « Es ergibt keinen Sinn, einen Aufwand von 5 Millionen Franken zu betreiben, wenn im Juni 07 gleichwohl der Zwangsabstieg folgt » , sagt der Präsident. Er könne sich das jedenfalls nicht vorstellen. Hunziker klappt den Ordner zu, stellt ihn zurück ins Regal und wiederholt: « Am Sonntag wird über die Zukunft des FC Aarau entschieden. Aber nicht auf dem Spielfeld. »
Quelle: tagi