Beitragvon billy » 14.12.04 @ 8:09
Aus dem Tagi:
Ein letzter Abend wie das ganze Jahr
Auf das Benehmen von Goalie Ambrosio bei einer GC- Feier reagiert Taskforce- Leiter Brunner mit grundsätzlicher Kritik an der Mannschaft.
Von Thomas Schifferle
Es sollte für die Grasshoppers ein gemütlicher Abend werden, um ein chaotisches Jahr in grösserer Runde zu beschliessen. Aus diesem Grund trafen sich 120 Personen – Taskforce- Mitglieder, Funktionäre, Spieler und ihre Frauen und Freundinnen – im Seerestaurant Acqua in Zürich- Enge. Ein Zauberer trat auf, um die Gäste zu unterhalten. Marco Ambrosio schien sich allerdings zu langweilen und zog es vor, sich während der Vorführung des Zauberers mit Tischnachbarn zu unterhalten. Taskforce- Leiter Walter Brunner ermahnte Ambrosio wiederholt, still zu sein, andere Leute taten das ebenfalls. Das wiederum wollte sich der italienische Goalie nicht gefallen lassen und warf ein übles ( italienisches) Schimpfwort in Richtung Brunners Tisch, wo sich die Mitglieder der Taskforce niedergelassen hatten. Das war nun für Brunner endgültig zu viel. Er forderte Ambrosio unüberhörbar auf, das Lokal zu verlassen und heimzugehen.
Bewegung kam ins Restaurant. Die übrigen Spieler erhoben sich ebenfalls von ihren Plätzen und wandten sich zum Gehen. Sie handelten offenbar aus Solidarität mit ihrem Kollegen, obschon, vermutet GC- Medienchef Eugen Desiderato, wohl nicht alle den Vorfall mitbekommen hatten. Nach gutem Zureden von Trainer Carlos Bernegger und Sportchef Jean- Paul Brigger kehrten sie ohne Ambrosio wieder an ihre Plätze zurück. Brunner bekam davon nichts mit. Für ihn war die Sache ohnehin erledigt, nachdem Ambrosio gegangen war. Er wollte den Rest des Abends geniessen. Was allerdings nicht heisst, dass Brunner keine Konsequenzen daraus ziehen wird. « Ich akzeptiere solches Verhalten der Spieler nicht mehr » , sagt er und kündigt an, künftig durchzugreifen. Dass mit Stepanovs am Sonntag diese Saison bereits der achte GC- Spieler des Feldes verwiesen wurde, ärgert ihn masslos. Er interpretiert diese ungewohnt hohe Zahl an Platzverweisen als Ausdruck mangelnden Respekts und mangelnder Disziplin, die sich in dieser Mannschaft breit gemacht haben. Dazu passt auch das Verhalten eines Pascal Castillo, der sich am Sonntag weigerte, die Busfahrt nach Aarau mitzumachen, weil für ihn nur ein Platz auf der Tribüne reserviert war. Dazu passt die Eigenmächtigkeit von Richard Nuñez, die Schuhe des GC- Vertragspartners Adidas in die Ecke zu stellen und lieber mit Nike zu spielen. Und es passt das fortwährend und unerträglich selbstgefällige Benehmen von Stephan Lichtsteiner. « Ich dulde nichts mehr » , wiederholt Brunner. Er mag nicht mehr tolerieren, dass Spieler mit ihren Disziplinlosigkeiten das in Frage stellen, was er und seine Taskforce- Kollegen wieder aufzubauen versuchen. Der Erste, der die Konsequenzen zu spüren bekommt, ist Ambrosio. Bislang hat sich der Verein noch nicht entschieden, ob er bis zum 15. Januar die Option auf eine Vertragsverlängerung mit dem Torhüter wahrnehmen will oder nicht. « Aber jetzt » , sagt Brunner mit Bezug auf den Sonntagabend, « brauchen wir wohl nicht mehr lange zu diskutieren. »
« Ich akzeptiere ein solches Verhalten der Spieler nicht mehr. »
WALTER BRUNNER