Sehr geehrter Herr Hotz,
Bauchschmerzen haben bestimmt auch Sie bekommen, ob der hundsmiserablen Darbietung unserer Mannschaft. Ich verzichte hier bewusst darauf von "unserem FC Zürich" zu sprechen, soviel Ehre haben diese Männer gar nicht mehr verdient, belassen wir's einfach bei "der Mannschaft". Es geht hier nicht so sehr darum, dass wir einmal mehr verloren haben, es geht darum wie dieses Spiel verloren ging. Ich glaube, das ist in den Köpfen dieser Spieler passiert - längst bevor sie auf dem Rasen standen. Ich glaube, die waren gedanklich mit völlig anderen Dingen beschäftigt, vielleicht müde, vielleicht mit dem Wunsch nach einer Pause. Und dort ist es passiert, wahrscheinlich in der Garderobe vor dem Anpfiff schon - oder noch davor. Da bereits haben diese Spieler sich und der Mannschaft gegenüber den Bankrott erklärt. Denn da war nicht die Spur von Widerstand, von Kampfgeist. Da war einfach gar nichts mehr. Nichts mehr, das wirklich mit Fussball zu tun hat; auch YF Juventus hätte uns gebodigt.
Viele Fans fragen sich nun, ob man diese Mannschaft kritisieren darf, und wenn ja, ob das in der momentanen Verfassung hilfreich sei. Ich finde man darf; nein man muss sogar. Denn es geht hier um die Existenz; es gilt um etwas zu kämpfen. Wir kämpfen um diesen FC Zürich, neben dem Platz, an vielen Orten, an zahlreichen Projekten. Kostenlos. Daran sollten die Spieler auch denken; es ist nicht die Mannschaft allein, die den FC Zürich verkörpert; und solange wir hier noch an unsere Sache glauben ist es nicht zu spät, solange wir neben den Fussballplätzen, auf den Tribünen dieses Stück FC Zürich leben, diesen Anteil der Spieler übernehmen, wovon diese Mannschaft auf dem Rasen nichts mehr hergibt. Dass die Spieler letztlich nur noch für die prompte Überweisung des Salär auf den Rasen gehen ist nicht mehr weiter verwunderlich. Werte wie Anstand, Moral und auch Arbeitsethik sind in der ganzen Gesellschaft nicht mehr populär; und sich zu nichts weiter verpflichtet fühlen als dem eigenen Bankkonto sowieso.
Es ist davon auszugehen, dass diese permanenten Probleme und Schwächen auch keine Frage des Budgets sind. Kleine Vereine wie Thun oder eben dieses Schaffhausen bringen mit wenig Geld eine schlagkräftiges und leidenschaftliches Team auf den Platz; keine Stars, keine grossen Namen, keine Egoisten, keine Grossverdiener. Aber sie fighten alle, jeder für jeden und für ein Ziel - und mit viel Herzblut. Schuldzuweisungen kommen meist schneller als der Schlusspfiff. Ich kann die individuellen Leistungen und Möglichkeiten der einzelnen Spieler und Mannschaftsverantwortlichen zu wenig beurteilen, dazu fehlt mir die nötige Nähe. Was sich mir aus meiner eingeschränkten Fankurvenoptik aufdrängt: Mir fehlt ein Leader, ob Trainer oder Spieler, der stolz mit blau-weiss vorangeht, der weiss wofür er kämpft, der die Mannschaft mitreisst. Und da schein mir bei diesem FC Zürich irgendwo der Wurm drin, eine immer wiederkehrende Blockade bis hin zum Desinteresse. Ja, diese kleinen Vereine, die gross spielen, die regen schon zum Nachdenken an. Was würde ein junger, unverbrauchter, hungriger FC Zürich wohl alles erreichen können?
Hochachtungsvoll