Kollegah hat geschrieben:https://www.tagesanzeiger.ch/fc-zuerich-und-milos-malenovic-diese-fragen-sind-noch-offen-520312097120
Grade noch mal gut gegangen – aber jetzt wirds richtig spannendWird es jetzt wieder ruhig im FCZ? Kommt endlich ein Stürmer? Wie lange bleibt der Trainer? Diese Fragen werden die Zürcher nach einem wilden Ritt durch die Super League in der kommenden Saison beschäftigen.Florian Raz
Nein, «dieses Buch» schlägt Yanick Brecher nicht mehr auf. 2:1 hat sein FC Zürich in St. Gallen das letzte Spiel einer Saison gewonnen, die mal wieder einer Achterbahnfahrt geglichen hat. «Zwischendurch waren wir aus verschiedenen Gründen am Struggeln», sagt der Captain.
Warum der FCZ so kämpfen musste, nachdem er mal Leader der Super League gewesen war? Brecher lacht und verabschiedet sich. Nur so viel. Natürlich wäre nach dem wunderbaren Start mehr drin gelegen: «Aber wenn man es schafft, nach einem derartigen Absturz die Saison mit vier Siegen zu beenden, verdient das auch Respekt.»
Die Zürcher werden also Vierte, nachdem sie zwischenzeitlich um die Teilnahme in der Meistergruppe gezittert haben. Das reicht für das Minimalziel Conference League. Dort warten drei Qualifikationsrunden vor der lukrativen Gruppenphase.
Für diese Saison gilt also: Grade noch mal gut gegangen, FCZ. Aber vier Fragen begleiten den Club in die Sommerpause.
Die Malenovic-FrageWeil Sportchef Marinko Jurendic mitten in der Vorbereitung der Saison ein Angebot aus Augsburg annahm, ist Spielerberater Milos Malenovic zum FCZ gekommen. Erst als sogenannt «externer Berater». Wobei intern schon früh klar war, dass er Sportchef werden würde; allen Verwedelungsversuchen gegen aussen zum Trotz.
Seit Malenovic im Club ist, sind wenige Steine aufeinandergeblieben. Im Nachwuchs wurden Trainer aktiv ausgewechselt. Oder sie gingen aus eigenem Antrieb wie zuletzt Clublegende Daniel Gygax. In der Winterpause begann Malenovic, öffentlich Kritik am Spielstil des FCZ zu äussern. Zuletzt fand er harte Worte für die Kaderzusammenstellung.
Die Geschwindigkeit des Umbaus wirkt atemberaubend. Intern sorgt die Unerbittlichkeit für Unruhe, mit der er vorangetrieben wird. Für Ancillo Canepa aber ist das alles «step by step», folgt alles einem grossen Plan, der vom Präsidentenpaar abgesegnet worden ist.
Die grosse Frage lautet: Ist der Umbau jetzt durch? Kommt der Club intern zur Ruhe, weil alles so aufgestellt ist, wie es Malenovic und den Canepas vorschwebt? Oder geht es so hektisch weiter wie bisher? Im zweiten Fall steht dem FCZ eine weitere Saison mit vielen Turbulenzen bevor.
Die TrainerfrageFaszinierend, wie es der FCZ geschafft hat, vom ersten bis fast zum letzten Tag von Trainerdiskussionen begleitet zu werden. Erst die Berichte aus Dänemark, Bo Henriksen habe seinen Abschied auf Ende Saison angekündigt. Der monatelange Eiertanz um die mögliche Vertragsverlängerung. Dann der angekündigte Abschied per Juni, gefolgt vom sofortigen Wechsel nach Mainz.
Während Henriksen die Mainzer vor dem Abstieg rettet, versucht sich in Zürich das glücklose Trainerduo Murat Ural und Umberto Romano. Bis es gerade noch rechtzeitig von Ricardo Moniz abgelöst wird. Damit ist geschehen, was schon im Oktober alle Beobachter vorausgesagt haben: Der enge Malenovic-Vertraute wird Cheftrainer.
Das soll er jetzt bis mindestens Sommer 2026 bleiben. Assistiert wird er künftig von Alessandro Riedle, dem 32-jährigen Sohn des ehemaligen deutschen Nationalstürmers Karl-Heinz. Für Moniz sprechen vier Siege zum Saisonabschluss und positive Voten von Führungsspielern wie Goalie Brecher. Die Fragezeichen entspringen seiner Vita: Der FCZ ist sein 14. Arbeitgeber in den letzten 24 Jahren. Seine durchschnittliche Amtszeit als Trainer dauert bislang acht Monate.
Die StürmerfrageDer zweite Running Gag der Saison neben der Trainerfrage: Wann holt der FCZ einen Stürmer? Im Sommer deutet Trainer Henriksen immer wieder an, dass er gern einen hätte. Im Winter legen ihm Malenovic und Canepa drei zur Auswahl vor – aber der Däne winkt laut ihrer Erzählung ab.
Jetzt hat Malenovic freie Hand – soweit das Budget reicht. Schon Anfang März hat er mit Blick auf das Kader angekündigt: «Es wird sich einiges tun.»
Zwei Meisterspieler von 2022 hat er verabschiedet: Adrian Guerrero und Nikola Boranijasevic. Spieler, die ihm wichtig sind, hat er langfristig gebunden, wie Nikola Katic und Bledian Krasniqi.
Transfers müssten für einen ehemaligen Spielerberater zur Kernkompetenz zählen. Die kommende Mannschaft wird Malenovics Handschrift tragen. An ihr darf er gemessen werden.
Die FanfrageDer FCZ-Anhang wächst und wächst. Auswärts sprengt er oft den Gästesektor. Zu Hause wird mit einem Schnitt von 15’710 ein Rekord aufgestellt.
Das bringt Einnahmen und Stimmung. Aber auch Verantwortung und manchmal Gewalt. Im Sommer wird das GC-Zelt am Züri-Fäscht von FCZ-Anhängern angegriffen. FCZ-Präsident Canepa nennt den GC-Stand danach «eine Provokation». Eine Schlägerei zwischen FCZ- und GC-Sympathisanten in einem Tram an einem spielfreien Tag sorgt für nationale Schlagzeilen.
Zweimal wird die Südkurve für Vorfälle ausserhalb des Stadions gesperrt. Der FCZ wehrt sich gegen die Verordnung der Stadt auf juristischem Weg. Das ausstehende Urteil dürfte schweizweite Wirkung haben. Weil es darüber entscheiden wird, ob gesperrte Sektoren für vergangene Gewalttaten als präventive Massnahme gelten dürfen.
Derzeit steht die Clubführung oft auf der Seite der organisierten Fans in der Kurve. Diese danken mit Schneeschippen und Choreos. Die offene Frage ist, ob auch der gewaltbereite Anhang erreicht und beeinflusst wird.
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